Rettungskräfte:Ein Haus für die Feuerwehr

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Das alte Feuerwehrhaus in Petershausen ist marode und beengt. Das Gebäude bietet den Feuerwehrleuten nicht einmal Platz zum Umkleiden und kann nicht alle Fahrzeuge aufnehmen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die 100 aktiven Helfer in Petershausen sind seit mehr als zehn Jahren in einem maroden und zu kleinen Gebäude untergebracht. Im Herbst 2021 können sie in einen modernen Neubau für 5,9 Millionen Euro umziehen

Von Petra Schafflik, Petershausen

Aufatmen im Gemeinderat: Der geplante Neubau für die Petershausener Feuerwehr passt aufs vorhandene Grundstück. Noch im Sommer 2017 hatte eine Konzeptstudie befürchten lassen, dass weitere Flächen angekauft werden müssen. Doch bei der konkreten Entwurfsplanung hat sich nun gezeigt, "dass es geht", erklärte Architekt Detlef Brücklmeier vom Büro "Kplan", der sein Konzept den Gemeinderäten jetzt vorstellte. Dem nach wird am Ortsrand an der Indersdorfer Straße ein modernes Feuerwehrhaus entstehen, das Platz bietet für alle Einsatzfahrzeuge, die bisher teilweise außerhalb untergestellt sind. Auch zeitgemäße Übungs-, Schulungs- und Einsatzräume für die 100 aktiven Feuerwehrleute sind vorgesehen, die bisher im veralteten, maroden Bau an der Kirchstraße untergebracht sind. Ein wenig Kopfzerbrechen bereitete den Gemeinderäten die Kostenschätzung von 5,9 Millionen Euro.

Dennoch wurde einstimmig beschlossen, das Konzept ohne Abstriche weiter zu verfolgen. Verzögerungen will niemand mehr riskieren, schließlich ist die Dringlichkeit eines Neubaus seit mittlerweile zehn Jahren bekannt. Wenn alles nach Plan geht, wird die Wehr im Herbst 2021 umziehen. Eine Perspektive, die Kommandant Stefan Schneider freut. "Es wird höchste Zeit." Das Konzept des Neubaus ist rasch erklärt: Errichtet werden soll ein Gebäude mit sieben Fahrgassen für Feuerwehrfahrzeuge plus Waschhalle. Für die Aktiven gibt es im Erdgeschoss die vorgeschriebenen Umkleide- und Sanitärräume, dazu Lager und Einsatzzentrale. Darüber liegen Büros, Jugend-, Besprechungs- und Schulungszimmer. Vor dem Haus wird ein Übungshof und ein 25 Meter hoher Übungsturm entstehen.

Weil im Notfall gleichzeitig Einsatzkräfte mit ihren Autos zum Feuerwehrhaus kommen, während erste Einsatzfahrzeuge ausrücken, gibt es an den Grundstücksgrenzen separate Anfahrtswege und in der Mitte eine großzügige Alarmausfahrt. Die mündet auf die Staatsstraße, wo der Verkehr noch mit 100 Stundenkilometern vorbeirauscht. Doch sobald der Neubau steht, wird die Ortseinfahrt so verlegt, dass bei der Feuerwehr Tempo 50 gilt.

Im Kern ein solides Feuerwehrhaus, kein Luxus, aber doch ein Gebäude, "das nicht schon von Anfang an wieder auf Kante genäht ist", wie Kommandant Schneider erklärte. Dennoch wurde angesichts der Kostenschätzung von 5,9 Millionen Euro, die mit einem Sicherheitszuschlag sogar 6,5 Millionen Euro betragen könnte, im Rat nach möglichen Einsparpotenzialen gesucht. Der Schulungsraum sei mit 150 Quadratmetern Größe "mehr als beachtlich", sagte Gerhard Weber (CSU). Entspreche aber exakt den gesetzlichen Vorgaben, so Kommandant Schneider. Kritisch sah Weber auch den Übungsturm. Dieses Bauwerk ist tatsächlich nicht viel mehr als ein im Freien aufragendes Treppenhaus, an dem die Feuerwehrleute die Rettung aus oberen Stockwerken trainieren. Ein Muss, wie Schneider erklärte, "denn wo sollen wir sonst üben?" Besondere Bedeutung hat dieser Turm, weil der Gemeinderat bereits entschieden hat, für die Petershausener Feuerwehr ein Drehleiterfahrzeug anzuschaffen. Nur mit so einem Gerät lassen sich im Notfall Bürger aus höheren Etagen sicher retten.

Im Landkreis verfügen bisher nur Dachau, Karlsfeld und Markt Indersdorf über ein Drehleiterfahrzeug und nur sie haben einen entsprechend hohen Übungsturm. Doch in eine dieser Gemeinden zum Training zu fahren, wie Weber vorschlug, sei unrealistisch, erklärte der Kommandant. "In dieser Zeit habe ich in Petershausen Fahrzeug und Mannschaft nicht einsatzbereit." Mit Baukosten von 150 000 Euro hielt schließlich auch Weber den Turm für "wirtschaftlich vertretbar." Zumal nicht nur die Wirtschaftlichkeit zählt, wie Josef Mittl (FW) findet. Die Feuerwehrleute engagierten sich ehrenamtlich für die Sicherheit. An den Übungsmöglichkeiten vor Ort zu sparen, "wäre da sicherlich motivationsschädigend". Auch Details wurden diskutiert: Ein Vorsprung, mit dem das obere Geschoss den Eingangsbereich überragt, könnte bis zum Erdgeschoss durchgezogen werden, regte Günter Fuchs (CSU) an. "Wir bekommen mehr Platz für fast das gleiche Geld." Doch Architekt Brücklmeier warb für das Gestaltungselement, andernfalls werde das einfach und klar strukturierte Gebäude "eine langweilige Kiste".

Eine Fahrgasse weniger? Das wurde verworfen, weil damit auch Zuschüsse wegfallen würden. Auch warnte Kommandant Schneider vor zu knapper Planung. "Nicht dass wir bei der Einweihung schon wieder die Erweiterung planen müssen." Schließlich votierten die Gemeinderäte einstimmig dafür, die präsentierte Planung weiter zu verfolgen. "Ein guter Schritt", lobt Kommandant Schneider im Gespräch mit der Dachauer SZ.

Wenn weiter alles nach Plan läuft, könnte im Frühjahr 2020 Baubeginn sein, im Herbst 2021 das Gebäude stehen. Die Aktiven der Feuerwehr würden sich freuen, wenn dieser enge Zeitplan klappt. Denn im aktuellen Bau dient ein Zimmer als Aufenthalts- Besprechungs- und Einsatzraum, Umkleiden gibt es nicht, in die Fahrzeughalle regnet es ein, "nichts ist isoliert", so Schneider. Sein Wunsch: "Winter 2021 nicht mehr in der alten Hütte sein."

© SZ vom 05.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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