Süddeutsche Zeitung

Personalmangel:Bei der Feuerwehr brennt es

Bergen, Löschen, Retten - aber erst nach Feierabend. Viele ehrenamtliche Einsatzkräfte haben Bürojobs in der Stadt. Für die Feuerwehren wird das zunehmend zum Problem.

Robert Stocker

DachauBei Einsätzen der Feuerwehr können Minuten darüber entscheiden, ob ein Menschenleben gerettet oder ein Großbrand verhindert wird. Die Zeit zwischen dem Eingang des Alarms und dem Eintreffen der Einsatzkräfte am Unglücksort sollte so kurz wie möglich sein. Da ist es selbstredend ein Vorteil, wenn Feuerwehrleute in dem Ort arbeiten, in dem auch ihre Wehr stationiert ist. Sie sind damit in aller Regel auch tagsüber schnell verfügbar, weil sie keinen langen Anfahrtsweg haben. Doch dies ist immer seltener der Fall - was auch vielen Feuerwehren im Landkreis Probleme bereitet.

Das Problem der schnellen Verfügbarkeit ehrenamtlicher Einsatzkräfte sprach Thomas Burgmair, Kommandant der Stützpunktfeuerwehr Markt Indersdorf, schon im Indersdorfer Gemeinderat an. Burgmair legte eine Bestandsaufnahme der Stützpunktfeuerwehr und der Ortsfeuerwehren in Ainhofen, Eichhofen, Glonn, Hirtlbach, Langenpettenbach, Niederroth und Westerholzhausen vor und berichtete über die Stärke der Einsatzkräfte und den Zustand der Gerätehäuser und Feuerwehrfahrzeuge. Demzufolge wird die Zahl der Feuerwehrmänner, die auch tagsüber schnell zu einem Einsatzort eilen können, immer kleiner. Hauptgrund dafür ist, dass die Zahl der Vollerwerbslandwirte abnimmt. Als Mitglieder einer freiwilligen Feuerwehr sind sie auch tagsüber schnell einsatzbereit, weil sie am Ort arbeiten und als Selbstständige über ihre Arbeitszeit selbst bestimmen können - ideale Voraussetzungen für einen Feuerwehrmann. "Bei der Indersdorfer Feuerwehr gibt es keinen einzigen Landwirt mehr", beschreibt Burgmair die aktuelle Situation. Was die schnelle Einsatzbereitschaft der Männer angeht, sei die Indersdorfer Wehr zwar immer noch "eine Weltmacht"; von 66 Kräften seien immerhin 15 auch tagsüber verfügbar. Doch bei anderen Ortsfeuerwehren sehe es kritischer aus.

Auch das Alter der Einsatzfahrzeuge und der drohende Nachwuchsmangel bereitet Burgmair Kopfzerbrechen. "Das A und O für die Zukunft der freiwilligen Feuerwehren ist eine gute Jugendarbeit", sagt der Stützpunktkommandant. Das sehen auch die Staatsregierung und der Landesfeuerwehrverband so, die dem Nachwuchsmangel eine Imagekampagne entgegensetzen. Titel: "Stell dir vor, du drückst, und alle drücken sich." Um die Personalprobleme bei den Feuerwehren zu beheben, könnte es sich Kommandant Burgmair vorstellen, künftig mehr Frauen anzuwerben.

Kreisbrandrat Heinrich Schmalenberg sieht in der schnellen Verfügbarkeit der Einsatzkräfte "ein allgemeines Problem der Feuerwehr, das noch nicht dramatisch, aber durchaus vorhanden ist". "Wir führen häufig Gespräche mit Arbeitgebern, um die Bereitschaft, Feuerwehrmänner für Einsätze freizustellen, zu erhöhen", sagt Schmalenberg. Eine Möglichkeit, die Verfügbarkeit tagsüber zu verbessern, sei auch eine verstärkte Zusammenarbeit der kleineren Wehren. Bei der Nachwuchsarbeit sieht Schmalenberg die Feuerwehren gut aufgestellt - noch. Derzeit seien rund 400 Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren Mitglied. "Doch bald kommen die geburtenschwachen Jahrgänge, dann könnte es enger werden". Deshalb setzt auch der Kreisbrandrat auf die Imagekampagne.

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Quelle:
SZ vom 27.12.2011
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