Restaurierung der Filialkirche Etzenhausen:Wie in Lourdes

Kaum einer kennt die Etzenhausener Madonna. Dank Christian Maria Huber erstrahlt die fast vergessene Figur nun in neuem Glanz. Und nun kommt sie nicht wenigen erstaunlich bekannt vor.

Anna Schultes

Ihre Gesichtszüge sind sanft, die Backen leuchten in zartem Rot. Die Muttergottes-Figur blickt seitlich nach oben, in Richtung Himmel, die Hände hat sie gefaltet. Über dem weißen Kleid trägt sie einen dunkelblauen Schleier, ein Band schließt sich um ihre Taille. Am rechten Arm der Figur hängt ein goldener Rosenkranz. Ihre nackten Füße sind mit roten Rosen geschmückt. Die Muttergottes steht in einer Nische am Eingang der Filialkirche Sankt Laurentius in Etzenhausen. Bis vor ein paar Wochen war die Figur grau, bedeckt mit Staub und Schmutz. Die Jahre haben sie gezeichnet. Jetzt hat sie der Dachauer Kunstmaler Christian Maria Huber restauriert, ebenso wie das Missionskreuz an der südlichen Außenwand der Kirche.

Nicht nur die Muttergottes-Figur sieht nun wieder aus wie vor rund hundert Jahren. Auch die Nische, in der sie steht, ist im Originalzustand. Die Wand war mehrmals geweißelt worden. Da die Farbe schon abbröckelte, ließ sich der Blauton darunter wieder erkennen. "Die Älteren wussten das auch noch", sagt Ludwig Grain, Kirchenpfleger in Sankt Laurentius. Huber hat die Nische blau gestrichen, ein Heiligenschein und Sterne umrahmen die Madonna. "Ich habe mich an den Farbresten orientiert", sagt der Dachauer Künstler. Die Figur stammt etwa aus den Jahren 1890 bis 1900. Die Lourdes-Muttergottes ist den Marienfiguren aus den Grotten im französischen Wallfahrtsort Lourdes nachempfunden. Gipsgüsse dieser Art stellte man Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts massenhaft her. "Davon gibt es Hunderttausende", sagt Huber.

Ludwig Grain ist seit 1996 Kirchenpfleger in Etzenhausen. Er sieht jetzt wieder besonders gerne hin, wenn er an der Muttergottes oder am Kreuz vorbeigeht. "Vor allem die Nische ist ein Blickfang", sagt er. Oft sammeln sich die Kirchenbesucher vor der Marienfigur und freuen sich über das Ergebnis der Restaurierung. "Dann hat es sich gelohnt", findet Grain. Mit privaten Spenden hat die Kirche die Sanierung finanziert. Das Kreuz an der Südseite des Kirchenbaus sei von Wind und Wetter ebenfalls "ramponiert" gewesen, wie der Kirchenpfleger sagt. Nun glänzt das Lendentuch in kräftigem Gold. Wie die Muttergottes hat auch die Christusfigur Christian Maria Huber restauriert. Kunsthandwerklich sei es keine aufwendige Restaurierung gewesen. "Aber es hat Spaß gemacht." Die Balken des Kreuzes hat der Dachauer Bildhauer Michael Nauderer saniert. Die Kirche hatte überlegt, das Holz zu erneuern, sich aber dann doch für den Erhalt der ursprünglichen Balken entschieden.

Der Kunstmaler Christian Maria Huber führt seit mehr als 25 Jahren Arbeiten in der Kirche durch. "Da fühle ich mich schon richtig daheim", sagt er und lacht. Im Jahr 1990 etwa hat er die Fassung der Orgel erneuert. "Wir sind sehr zufrieden mit seiner Arbeit", sagt Ludwig Grain. "Er ist fast ein Glücksfall." Huber ist nicht der erste aus seiner Familie, der in Etzenhausen seine Spuren hinterlässt. Um 1850 gestaltete sein Ur-Ur-Urgroßvater Anton Huber die beiden Seitenaltäre. Das Altarblatt des linken zeigt Maria, rechts ist die heilige Katharina zu sehen, die auf Wolken kniet.

Die Kirchenverwaltung hatte ein klares Ziel, die Restaurierung musste bis zum 10. August, dem Laurentiustag, abgeschlossen sein. An diesem Mittwoch feiert die Filialkirchengemeinde in Etzenhausen ihr Patrozinium, ein Fest für ihren Schutzheiligen Laurentius. In diesem Rahmen werden die Muttergottes-Figur und das Kreuz von Pfarrer Lothar Kittelberger gesegnet. Es findet ein Patroziniumsgottesdienst statt, der von Christian Baumgartner an der Orgel und Anton Schiela an der Geige musikalisch begleitet wird. Anschließend lädt die Kirchenverwaltung zur "Kloana Kirta", der kleinen Kirchweih, ein. Die Knabenkapelle Dachau spielt, während die Besucher Spezialitäten vom Grill genießen können.

Der Schutzpatron der Kirche in Etzenhausen, Laurentius von Rom, war ein römischer Erzdiakon. Kaiser Valerian ließ Laurentius der Legende nach foltern, da dieser das Geld der Kirche nicht herausgeben wollte und dem Kaiser stattdessen die Armen und Kranken als Reichtum der Kirche vorführte. Laurentius von Rom wurde daraufhin auf einem Gitterrost gegrillt. Er starb vor genau 1753 Jahren am zehnten August 258 in Rom.

Der Gottesdienst zum Patrozinium in Sankt Laurentius in Etzenhausen beginnt heute um 18 Uhr. Im Anschluss lädt die Kirchenverwaltung zum Grillfest in den Garten des Gasthof Burgmeier ein. Geschirr muss selbst mitgebracht werden. Das Fest findet bei jedem Wetter statt.

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