Süddeutsche Zeitung

Beliebtes Dachauer Restaurant schließt:Antío Zorbas

Lesezeit: 3 min

Nach 38 Jahren schließt das beliebte griechische Restaurant an der Mittermayerstraße für immer. Generationen von Dachauern haben dort ihre Feste gefeiert oder sich zum Essen verabredet. Der Abschied fällt Grigorios Dimitriou schwer, als Hotelier bleibt er der Stadt aber erhalten

Von Eva Waltl, Dachau

Grigorios Dimitriou steht hinter der Theke. Irgendwoher hört man griechische Musik, leise und angenehm, aber doch gerade so laut, dass man nicht umhin kommt, sie zu bemerken. Ein Kellner huscht an ihm vorbei, ein Tablett elegant auf der linken Hand balancierend. Dimitriou gibt ihm zwei griechische Worte mit auf den Weg. Seit etwa drei Wochen ist der Gastgarten an jedem sonnigen Tag ausgebucht. Als würden die Dachauer in den ihnen verbleibenden restlichen Tagen noch ein letztes Mal in den Genuss griechischer Lammspezialitäten und Zaziki kommen wollen. Am 9. August werden der 46-jährige Dimitriou und sein 17-köpfiges Team zum letzten Mal das Kellnertablett in die Hand nehmen und im Zorbas an der Mittermayerstraße Gäste empfangen.

"Ich habe die Entscheidung nicht leichtfertig getroffen", sagt Dimitriou, während sein linkes Auge lächelt und sein rechtes Auge weint. Der Gedanke habe lange reifen können. Nun, nach 38 Jahren, verabschiedet sich die Familie. Das beliebte griechische Restaurant schließt, und damit verschwindet vielleicht auch ein Stück altes Dachau.

Viele Gründe hätten letztendlich dazu geführt, erzählt Dimitriou, das Lokal zu schließen. Der wichtigste sei aber der Personalmangel und der zunehmende bürokratische Aufwand. "Hätte ich mehr Personal, könnte ich mich intensiver um die Verwaltung kümmern." Vieles konnte die Familie auffangen. "Wenn ich sie nicht hätte, wäre der Laden schon lange zu." Corona habe seine Entscheidung nicht beeinflusst, sagt der 46-Jährige. Vielmehr habe ihm die Pandemie Zeit geschenkt, um "herunterzukommen und mit der Familie zu sein. Es war gewissermaßen eine Erlösung." Die Dachauer nahmen den angebotenen Abhol- und Lieferservice gut an. Nun freut sich Dimitriou aber dennoch, dass Lockerungen auch die Gastronomie betreffen: "Es ist schön, dass wir wieder öffnen dürfen, um von den Gästen Abschied nehmen zu können."

Seit 1983 betreibt die Familie bereits das Restaurant. Dimitrious Eltern eröffneten es. 1992 kauften sie das Lokal, das sie zuvor gepachtet hatten. "Es ist unser Lebenswerk", sagt Dimitriou stolz. In fast 40 Jahren sammelte er gemeinsam mit seiner Familie allerlei Erinnerungen, die ihn heute auf erfolgreiche Jahre zurückblicken, aber freilich auch nostalgisch dreinblicken lassen. Gäste wurden zu Freunden, ganze Generationen fanden sich in den Räumlichkeiten wieder, Ouzo wurde getrunken. Was immer die Dachauer zu feiern gedachten, Zorbas öffnete seine Türen. "Kürzlich richteten wir einen 18. Geburtstag aus. Schon die Eltern des Geburtstagskindes haben bei uns ihre Hochzeit gefeiert, dann die Taufe des Kindes, und nun ist er erwachsen", erzählt Dimitriou. Er erzählt viele Geschichten dieser Art. "Wir hören auf dem höchsten Niveau auf." Das sei für ihn besonders wichtig gewesen, ergänzt er.

Was ist das Geheimrezept? Dimitriou lächelt, denkt keine zwei Sekunden nach: "Wir sind mit der Familie über die Jahre hinweg immer darauf fokussiert, beständig hohe Qualität anzubieten." Das Konzept scheint aufzugehen: Kein Tisch im Garten ist frei. Man blickt in zufriedene Gesichter, Augen leuchten auf, wenn der Kellner den voll beladenen Teller abstellt. "Wir freuen uns riesig, dass uns von den Gästen so viel Zuspruch erreicht." Ein Erfolg, der auf die ganze Familie zurückgeht. "Die Familie war schon immer unsere große Stärke", sagt Dimitriou. Er empfindet vor allem Dankbarkeit für den Zusammenhalt und auch für seine Gäste und will die verbleibenden Tage nun nutzen, um sich von ihnen allen gebührend zu verabschieden.

An sechs Tagen pro Woche arbeitet die Familie in dem Restaurant. Nun stehen sie vor einer großen Veränderung: "Wir müssen jetzt anstelle von zehn Kisten auf einmal nur noch eine Flasche Cola kaufen. Das wird eine Umstellung", scherzt der Wirt. Auch in einer Privatküche zu kochen, ergänzt er, könne anfangs herausfordernd sein, es sei aber auch ein Neubeginn für alle, vom jüngsten Sohn bis zu seinem Vater. Dimitriou wird der Gastronomie aber dennoch nicht mit Verglimmen der letzten Flamme des Herdes im Zorbas-Restaraunt vollständig den Rücken zukehren, sondern will sich nun auf die Verwaltung seiner beiden Dachauer Hotels Modi und Hotel Zorbas konzentrieren. Was aus den Räumlichkeiten in der Mittermayerstraße wird, will Dimitriou noch nicht verraten. Nur so viel: "Den Gastrobereich werde ich verpachten."

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SZ vom 31.07.2021
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