Rennradler Armin Praml:"Konsequent bleiben"

Noch vor wenigen Jahren wog Armin Praml 190 Kilo und konnte sich kaum die Treppen hochschleppen. Jetzt, um 110 Kilo leichter, tritt er beim Kräfte zehrenden Dachauer Bergkriterium an.

Omar El-Nahry

Wie schafft es ein Mann, der früher einmal kaum die Treppe zu seiner Wohnung hinaufkam, in die Auswahl zum "Jedermann des Jahres", einem Preis, der von einem Radsportmagazin an besonders engagierte oder außergewöhnliche Amateur-Radrennfahrer vergeben wird? Und wie tritt er beim Dachauer Bergkriterium an, das dieses Jahr seine sechzigste Auflage feiert? Die Antworten auf diese Fragen findet man beim 29-jährigen Armin Praml aus Ramelsbach. Seine Geschichte klingt unglaublich: Noch vor wenigen Jahren hatte er über 190 Kilogramm auf den Rippen und konnte sich kaum die besagte Treppe zu seiner Wohnung hochschleppen. Heute liegt sein Gewicht bei unter 80 Kilogramm und Praml ist begeisterter Radfahrer.

Rennradler Armin Praml: Vom Sofa in den Sattel: Das ehemalige Schwergewicht Armin Praml nimmt für dieSoli Dachau am Dachauer Bergkriterium bei den Amateuren teil.

Vom Sofa in den Sattel: Das ehemalige Schwergewicht Armin Praml nimmt für dieSoli Dachau am Dachauer Bergkriterium bei den Amateuren teil.

(Foto: DAH)

Wie das geht? "Einfach weniger essen und dabei konsequent bleiben", sagt er. "Das ist alles". So leicht war es natürlich nicht, Praml musste oft mit sich kämpfen. Kälte- und Heißhungerattacken quälten ihn, vor allem aber sein Körper, den er von der übermäßigen Nahrungsaufnahme entwöhnen musste. Aber mit diesem simpel klingenden Rezept und der Liebe zum Radsport verlor Praml schneller Gewicht, als es sich sogar sein Hausarzt hätte träumen lassen - in vier Jahren sogar fast 40 Kilogramm mehr, als sein Arzt in ganzen acht Jahren für möglich gehalten hätte.

Der Auslöser, so Praml, sei seine zierliche damalige Freundin gewesen, welche die Einkäufe in die Wohnung tragen musste, während er mit seinem eigenen Gewicht vollends beschäftigt war. Da wurde ihm klar: "Ich musste einfach abnehmen."

Fürs Radfahren interessierte er sich schon immer, zunächst allerdings nur beim Fernsehen, als Zuschauer der Tour de France zum Beispiel. Aber mit dem Entschluss abzunehmen begann er auch selbst aktiv zu werden. Langsam, aber stetig, begann er, seine Leistung auf dem Fahrrad zu steigern. Dann stand irgendwann die Teilnahme an den ersten Rennen an. "Was mich am Radsport mehr reizt als zum Beispiel am Fußball ist, dass man auf sich alleine gestellt ist. Wenn man viel trainiert wird man gut, wenn nicht, dann nicht. Man ist nur für sich selbst verantwortlich, und das entspricht meinem Ehrgeiz", erklärt er. Mit diesem Ehrgeiz bereitete er sich auch auf das Dachauer Bergkriterium an diesem Montag vor, erlebte aber einen Rückschlag.

Er verletzte sich am Knie und musste wegen einer entzündeten Patellasehne vier Wochen vom Training absehen. Seit einer Woche ist er erst wieder dabei: "Also will ich einfach nur gut durchkommen - so realistisch muss man sein." Lohnen tut sich die Teilnahme trotzdem. Für Praml ist das Dachauer Bergkriterium, mit seinen Anstiegen und Abfahrten auf dem Kopfsteinpflaster der Altstadt, nicht nur eines der anstrengendsten, sondern auch eines der schönsten Rennen, und das nicht nur wegen der Stadtkulisse. "Die Stimmung der Leute ist absolut top und die Zuschauer feuern jeden Fahrer begeistert an", sagt er.

Die nächste Chance zum Mitmachen, und das hoffentlich bei bester Gesundheit, wir Praml dann nächstes Jahr haben. Der Wille scheint auf jeden Fall da zu sein: "Der Sport spielt im Augenblick, neben der Arbeit, die größte Rolle in meinem Leben", sagt er. "In der Woche fahre ich gut 20 Stunden, also 500 bis 600 Kilometer, um fit zu bleiben."

Am Montag, 15. August, stehen von 12 Uhr an, im Eliterennen sowie im Rennen der C-Klasse und Senioren jeweils an die 100 Radsportler am Start.

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