Rekordhaushalt:Boomkirchen

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Unter Bürgermeister Simon Landmann hat sich Bergkirchen zur finanzstärksten Gemeinde des gesamten Landkreises entwickelt. Das liegt an ihren Gewerbegebieten, aber auch am Zuzug gut verdienender Bürger

Von Benjamin Emonts, Bergkirchen

Die Gemeinde Bergkirchen unterscheidet sich schon optisch von den meisten anderen im Landkreis. In ihrem Gewerbegebiet Gada, das direkt an der Autobahn zwischen München und Augsburg liegt, reihen sich imposante Fabrikgebäude und riesige Logistikzentren aneinander. Aber auch in Ortsteilen wie Günding, Feldgeding oder Breitenau sind Gewerbegebiete entstanden. Das große Gewerbeaufkommen und nahezu Vollbeschäftigung machen die Gemeinde Bergkirchen zur finanzstärksten des Landkreises. Die Einkommen- und Gewerbesteuern sprudeln. Am Dienstag hat die Gemeinde mit einem Gesamtvolumen von 31,3 Millionen Euro nun den höchsten Haushalt ihrer Geschichte verabschiedet.

"Die Lage hat uns da sehr geholfen", sagt Bürgermeister Simon Landmann (CSU) von der Freien Wählergruppe Bergkirchen. Mit guter Lage meint er einerseits die Nähe zu München, aber insbesondere die Lage direkt an der Autobahn, die für Gewerbebetriebe verlockend ist. Dass die überschaubare Gemeinde Sulzemoos an der Autobahn 8 die zweitgrößte Steuerkraft aufweist, kommt nicht von ungefähr.

Bergkirchen ist aber der FC Bayern unter den Landkreisgemeinden, der unangefochtene Spitzenreiter. "Wir haben eine attraktive Infrastruktur und gut verdienende Bürger, die sich gerne bei uns ansiedeln", fasst CSU- Gemeinderat Thomas Heitmeier die Situation zusammen. Die Pro-Kopf-Steuerkraft der Gemeinde lag im Jahr 2015 bei 1494 Euro und damit um 340 Euro höher als etwa in Dachau. Der Ansatz für die Gewerbesteuer liegt für das Jahr 2017 bei 6,3 Millionen Euro, das entspricht dem höchsten Ansatz der vergangenen zehn Jahre. Dabei gibt es im Gewerbegebiet Gada einige Betriebe, die dank ihrer Abschreibungen noch keine Gewerbesteuer zahlen. Die Einkommensteuer wächst von Jahr zu Jahr kontinuierlich an und ist mittlerweile die größte Einnahmequelle der Gemeinde. Im Jahr 2017 wird sie voraussichtlich 5,6 Millionen Euro betragen. Die Entwicklung ist ein Indiz, dass in Bergkirchen quasi Vollbeschäftigung herrscht und die Bürger gut verdienen. In den einzelnen Ortsteilen wurden immer wieder Baugebiete mit Ein- und Zweifamilienhäusern ausgewiesen. Der stete, aber moderate Zuzug hat viele Gutverdiener gebracht, die in der Gemeinde arbeiten oder über die Autobahn nach München oder Augsburg pendeln.

Bergkirchens Erfolg allein auf seine günstige Lage zu reduzieren, wäre allerdings falsch. "Wir haben auch sehr intensiv geworben", sagt Bürgermeister Landmann. Nirgends im Landkreis ist der Hebesatz für Gewerbesteuereinnahmen niedriger als in Bergkirchen. Mit 300 Prozent liegt er beispielsweise 50 Prozentpunkte unter dem der Großen Kreisstadt Dachau. "Das macht uns für Gewerbetreibende natürlich attraktiv", sagt Landmann. Dazu hat die Gemeinde einen Gewerbeverband gegründet und ist der Westallianz beigetreten, einem Zusammenschluss von sechs Gemeinden entlang der A 8. Zudem veranstaltet sie regelmäßig Unternehmerforen für die Gewerbetreibenden.

Ihre hohen Steuereinnahmen investiert die Gemeinde kontinuierlich in ihre Infrastruktur. In der Gemeinde gibt es zahlreiche Kinderbetreuungseinrichtungen. In diesem Jahr investiert sie 2,65 Millionen Euro in die Erweiterung des Schulgebäudes mit Neubau einer Mensa. Ganz zu schweigen von fünf Millionen Euro in Personalkosten, die maßgeblich in die Kinderbetreuung fließen und der Gemeinde jedes Jahr ein stattliches Defizit bescheren.

Bürgermeister Landmann spricht von der hohen Lebensqualität. Mit 4800 Arbeitsplätzen bei 3000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten ist Bergkirchen die einzige Einpendlergemeinde des Landkreises. Wohnen und Arbeiten ist hier eng verknüpft und erspart Fahrtwege. Eine weitere Ausbreitung des Gewerbegebiets schließt Landmann aber aus: "Wir haben eine Größe, die uns genug Arbeit macht."

© SZ vom 27.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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