Reiseforum:Traumatische Geschichte

Ein Abend über Paraguay und die Stadt Areguá, mit der Dachau verbunden ist

Von Jacqueline Lang, Dachau

In der Luft liegt der Duft von paniertem Schnitzel, vor den meisten Anwesenden steht ein Glas Weißbier, die Klänge der sanft gezupften Saiten einer Harfe und eine melodisch fremd klingende Sprache erfüllen den Saal. Es ist die Sprache der indigenen Bevölkerung, der Guaraní.

Was zunächst nach einer eher ungewöhnlichen Mischung klingt, ist für die meisten Besucher der Veranstaltung in der Kulturschranne ganz normal. Fast alle der anwesenden Kunstschaffenden sind in der Vergangenheit ein oder mehrere Male nach Paraguay gereist. Genauer: In die Stadt Areguá, mit der die Stadt Dachau eine freundschaftliche Beziehung pflegt. Statt einfach nur dort Urlaub zu machen und dieses spannende Land zu bereisen, haben die Künstler den Austausch mit den dort lebenden Künstlern gesucht, haben mehr über die Geschichte eines Landes erfahren, die mit Worten kaum zu beschreiben ist.

Der Künstler Günther Urban führt durch den Abend. Er ist selbst 2006 mit der Künstlergruppe in Paraguay gewesen. Doch auch wenn sie sich an diesem Abend nicht in den Vordergrund drängen und die meiste Zeit nur der Musik von Kiko Pedrozo und dem Vortrag von Referent Miguel Gauto lauschen, wäre ein solcher Abend ohne sie nicht denkbar: Gisela und Bruno Schachtner. Das Ehepaar hat sich vor mehr als 50 Jahren in Paraguay kennen und lieben gelernt und sich seitdem für den Austausch der beiden Länder engagiert.

Einen Vortrag über die Geschichte des Landes hält Miguel Gauto. Es sei nicht verwunderlich, so Gauto, dass die Menschen kaum über ihre traumatische Vergangenheit sprechen würden und stattdessen lieber Fußball oder Gitarre spielen. "Die Geschichte ist ein Trauma, das immer noch nicht aufgearbeitet worden ist", sagt der Paraguayer. Die Zeit reicht längst nicht, um an diesem Abend die gesamte Geschichte Paraguays zu erzählen, doch die Mischung aus paraguayanischer Musik, Bildern und ein paar traditionellen Köstlichkeiten setzen sich doch Stück für Stück zu einem kleinen Mosaik zusammen. Für all jene, die Paraguay noch nicht bereist haben, ist es ein kleiner Vorgeschmack auf das, was dieses Land bietet. Für jene, die das südamerikanische Land bereits besucht haben, ist es ein Schwelgen in Erinnerungen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: