"Reisebilder" im Klostermuseum:Der ins Zeichnen vernarrte Greis

Ernst Bachmeier

Klaus Bachmeier, Jahrgang 1940, entdeckt immer wieder etwas Neues.

(Foto: Privat)

Das Klostermuseum Altomünster zeigt "Reisebilder" von Klaus Bachmaier, der mit seiner Kunst die ganze Welt durchdringen will

Von Julia Putzger, Altomünster

Mal farbenfroh leuchtend, mal düster - der Künstler Ernst Bachmaier fängt Momente ein und versucht, die wahre Gestalt der Dinge zu erkennen. Seine Motive findet er auf Reisen: Im arktischen Norden in Spitzbergen und auf Baffin Island war er schon, genauso wie im heißen Süden in Marokko oder auf Madagaskar. Die Eindrücke aus der Ferne verarbeitet Bachmaier dann in seiner Druckwerkstatt am Wörthsee, wo er hochwertige Radierungen verschiedener Techniken und Aquarelle schafft. Seine Werke sind abstrakt, doch wer Farben und Formen auf sich wirken lässt, kann mit dem Künstler an weit entfernte Orte reisen.

Bachmaier wurde 1940 in München geboren und wuchs in der Landeshauptstadt auf. "Mein Start war nicht so toll", schreibt er, "es gab keine Vorbilder." Und so brachte er sich alles selbst bei. Schon in seinen frühen Jahren war es die Natur, die ihn in seinem Tun antrieb. Als Schlüsselerlebnis für seine Begeisterung, die Welt abzubilden, schildert er eine Begegnung mit einem Mann, der lediglich mit einem Ast die Buchen am Ufer der Isar zeichnete. "Er begeisterte mich. So was wollte ich auch können."

So begann Bachmaier, sich selbst das Zeichnen, Malen und Fotografieren zu lehren, wie er in seinen autobiografischen Notizen erklärt. Es folgten Kurse an der Volkshochschule, später an der Sommerakademie in Salzburg. Bald schon bemerkte der junge Künstler, dass er keine Rücksicht nehmen wollte auf den Geschmack der anderen: "Ich mache, was mir Spaß macht."

Leidenschaftlich wendet er sich darum den Landschaften in aller Welt zu. Auf seinen Reisen hat er stets Kamera, Skizzenblock und Wasserfarben dabei. Während andere auf der Schifffahrt durch die Arktis Narwale fotografieren, bestaunt Bachmaier die Strukturen der vorbeiziehenden Felsen und die Blautöne der Eisberge. "Ich sehe die Dinge schon anders als die meisten", gibt er zu.

Bachmaier fotografiert, um sich später an Lichtstimmungen, Kontraste und sein Empfinden zu erinnern. Personen und Schärfen des Motivs spielen für ihn dabei keine Rolle. Allerdings reicht das allein nicht aus: Mit schnellen Aquarellen hält er den Moment fest. "Das geht bei mir fast so schnell wie bei anderen das Fotografieren", erklärt Bachmaier. Doch es gibt auch Grenzen: Es sind Eindrücke, die man nicht malen kann, etwa die Stille, in der man nur das Ausschnaufen der Wale hört oder die vielen Farbschattierungen des Wassers, der Luft und des arktischen Eises. Nichtsdestotrotz schafft er es, in seinen Radierungen und Aquarellen eine realitätsnahe Farbigkeit zu produzieren und Reisemomente erlebbar zu machen.

Rückblickend auf sein Schaffen erklärt er, dass er zwar bis zu seinem 70. Lebensjahr eine Unzahl von Zeichnungen gemacht habe, diese jedoch nicht das waren, was er eigentlich wollte. Erst vor wenigen Jahren, seit er 75 Jahre alt ist, habe er es geschafft, die wahre Gestalt der Natur, der Vögel, Fische und Pflanzen zu erfassen. Deshalb prognostiziert er sich noch viele Fortschritte. Etwa will er bis zu seinem 90. Geburtstag in das Wesen aller Dinge eindringen können und nach 100 Lebensjahren in einen höheren, unbeschreiblichen Zustand aufgestiegen sein. Seine Entwicklung betitelt Bachmaier, der sich selbst als "den ins Zeichnen vernarrten Greis" bezeichnet, als "Eine Reise von 'ganz nett', mit vielen Umwegen, bis aber 'jetzt spinnt er ganz'".

Nachzulesen sind diese und weitere autobiografischen Notizen im Ausstellungskatalog. "Reisebilder" ist die erste Ausstellung, die im Jubiläumsjahr des 30-jährigen Bestehens des Museums- und Heimatvereins Altomünster zu sehen ist. Das Klostermuseum hat seit 1997 knapp 100 Ausstellungen im Museumsforum verwirklicht.

Das Museum ist mittwochs bis samstags von 13 bis 16 geöffnet und sonntags von 13 bis 17 Uhr. Bachmaiers Werke werden von 10. März bis 28. April ausgestellt. Der Eintritt kostet pro Person 2,50 Euro, Kinder unter 14 Jahren haben freien Eintritt.

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