Regisseurin:"Schmerzhafte Aktualität"

Regisseurin: Anca Miruna Lazarescu hat 2011 ihren ersten erfolgreichen Kurzfilm präsentiert. Jetzt zeigt die Dachauer Regisseurin mit rumänischen Wurzeln ihren ersten großen Spielfilm.

Anca Miruna Lazarescu hat 2011 ihren ersten erfolgreichen Kurzfilm präsentiert. Jetzt zeigt die Dachauer Regisseurin mit rumänischen Wurzeln ihren ersten großen Spielfilm.

(Foto: Toni Heigl)

Die Dachauer Regisseurin Anca Miruna Lăzărescu im Cinema

Interview von Wolfgang Eitler, Dachau

Noch einmal zeigt die Dachauer Regisseurin Anca Miruna Lăzărescu am Freitag, 16. Dezember, 19.30 Uhr im Cinema Dachau ihren ersten Abend füllenden Kinofilms "Die Reise mit Vater". Darin geht es um eine deutsch-rumänische Familie, zwei Brüder und ihren kranken Vater, die im Sommer 1968 für eine Operation in die DDR reisen und dabei völlig unerwartet in der BRD landen. Die Filmemacherin nennt ihren Film einen Culture-Clash zwischen real existierendem Sozialismus und linker Studentenbewegung der Bundesrepublik jener Jahre. Lazarescu wird nach der Vorführung die Fragen des Publikums beantworten.

SZ: Wieso die letzte Vorstellung?

Lăzărescu: Der Film hat im Juli Premiere auf den Filmfestivals in München und Moskau gefeiert. Am 17. November ist er dann regulär in den deutschen Kinos angelaufen und in knapp 50 Städten vorgeführt worden. Von Flensburg bis Gauting, von Düsseldorf bis Weimar, in München, Berlin, Hamburg, hinzu kommen Festivals in Prag, Estland, Indien - viele schöne Städte. Ich bin mit dem Film ein wenig herumgereist. Irgendwann muss auch mal Schluss sein.

Wie waren bisher die Reaktionen?

Wunderbar. Viele sprechen mich nach dem Film an, sind von der Geschichte sehr berührt, wollen eigene Erinnerungen an die Zeit mit mir teilen. Andere schweigen erst einmal, lassen mich dann aber im Anschluss wissen, wie viel ihnen der Film bedeutet hat. Meist sind es Menschen, die den Ostblock hautnah erlebt haben, die dann eine emotionale Achterbahnfahrt durchleben.

Woran liegt das?

Auf der einen Seite erzähle ich eine winzige Momentaufnahme europäischer Historie, das Setting ist sehr speziell. Im Grunde ist es aber eine universelle Familiengeschichte über die Sehnsucht nach Freiheit, die im Widerspruch zur Verantwortung steht. Wie viel ist man bereit für die, die man liebt zu opfern?

Waren in den unterschiedlichen Ländern die Reaktionen unterschiedlich?

In Deutschland war die Stimmung gelöst. In Moskau wurde kaum gelacht. Eine russische Zuschauerin erklärte, der Film zeige, dass sich ihr Land seit dem Einmarsch 1968 in die ČSSR nicht viel verändert habe. Die Krim-Annektierung, ein Präsident mit diktatorischen Zügen. "Die Reise mit Vater" habe eine schmerzhafte Aktualität.

Karten können vorbestellt werden direkt bei Cinema Dachau, Telefon 08131 / 26 699.

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