Wetter:Landkreis bereitet sich auf Hitzewelle vor

Hitzewelle

Die Sonnenschirme auf den Balkons der Karlsfelder Schlachtschiffe, den Hochhäusern an der Rathausstraße, helfen so viel auch nicht.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Bis auf 36 Grad Celsius und mehr soll das Thermometer steigen. Ärzte, Rettungskräfte und Tierschützer warnen vor den Gefahren.

Von Victor Ünzelmann, Dachau

Polizei, Feuerwehr, Wasserwacht, Ärzte - alle im Landkreis sind vorbereitet. Auch fehlt es nicht an guten Ratschlägen zum Umgang mit der Hitze. Und die Menschen im Dachauer Land tun gut daran, sie zu befolgen.

Die momentane Wetterlage sorgt für heiße Tage und Nächte. Ein Tief über Südwesteuropa und ein Hoch über Skandinavien und Osteuropa kurbeln heiße Luft aus der Sahara in den Norden. Am Montag und Dienstag wurde die 30-Grad-Celsius-Marke in der Stadt Dachau schon teilweise deutlich überschritten. Regen ist nicht in Sicht. Für diesen Mittwoch wird eine Rekordhitze erwartet. Die Begeisterung hält sich in Grenzen, denn hohe Temperaturen bergen auch Gefahren und Risiken: Waldbrand, Dürre oder gesundheitliche Folgen.

Ärzte empfehlen, zwei bis drei Liter am Tag zu trinken

Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) warnt vor den Risiken vor allem für ältere Menschen. Das tut auch Internist Hans-Ulrich Braun, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbandes Dachau. Er und seine Kollegen kennen die Fälle aus Hitzeperioden vergangener Jahre. Normalerweise sollte man am Tag ein bis zwei Liter Flüssigkeit zu sich nehmen, unter stark erhöhten Temperaturen jedoch zwei bis drei Liter. Ein Mangel an Flüssigkeit führt laut bayerischem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zu folgenden Symptomen: Kopfschmerzen, Erschöpfungs- oder Schwächegefühl, Kreislaufbeschwerden, Übelkeit, Muskelkrämpfe, Bauchkrämpfe, Verwirrtheit, trockene Haut und trockene Schleimhäute (zum Beispiel Lippen), Verstopfung oder konzentrierter Urin. Als Sofortmaßnahmen nennen die Ärzte im Landkreis: nasser Waschlappen für Gesicht oder Nacken, einen kühlen Ort aufsuchen und viel trinken.

Hans-Ulrich Braun warnt aber davor, sich in jedem Fall selbst zu behandeln. Vor allem bei Symptomen wie Kopfschmerzen, gefolgt von Erbrechen oder einer Somnolenz (eine Bewusstseinsstörung, die durch außergewöhnliche Schläfrigkeit auffällt), sollte sofort ein Arzt verständigt werden, sagt Braun. Als erste Maßnahmen empfiehlt er, einen kühlen Ort aufzusuchen und sich hinzulegen. Die Hitze ist eine Belastung für den Körper, der versucht eine Körpertemperatur von 37 Grad zu halten. Doch wird die Gefahr oft nicht ernst genommen: Wer nur mal schnell in den Supermarkt will und dabei Kinder im Auto einsperrt, gefährdet deren Gesundheit. Das gilt auch für Haustiere, wie die Tierschutzorganisation Tasso und der Jagdverband warnen. Die Fälle auf diese Weise getöteter Tiere sind noch in Erinnerung. Die Vogelschützer im Landkreis raten dazu, für Vögel, Igel oder Eichhörnchen in den Gärten Tränken aufzustellen. Vogelbäder sind im Gartenhandel erwerbbar, aber eine flache Schüssel oder ein Blumentopf-Untersetzer erfüllen auch den Zweck.

Die Hitze belastet auch Tiere und Umwelt

Die Hitze belastet eben auch Tiere und Umwelt, wie Kreisrat Roderich Zauscher (Grüne), Tierarzt und Kreisvorsitzender des Bundes Naturschutz, betont. Auch Wildtiere müssten mehr trinken, um mit den Temperaturen zu Recht zu kommen. Durch die Verdunstung von Wasserquellen könne das zum Problem werden. Auch Landwirte, sagt Zauscher, müssten sich um ihre Nutztiere verstärkt kümmern, denn im Stall könnten die Temperaturen stark zunehmen.

Bauernsprecher Anton Kreitmair, Bezirkspräsident des Bayrischen Bauernverbandes, ist jedoch gelassen. Bisher seien dieses Jahr noch keine allzu großen Schäden entstanden. Er habe sich darum gekümmert, dass sein Boden gut bewässert werde und seine Tiere seien versorgt. Er wartet, wie er sagt, erst einmal ab, wie intensiv sich die Hitzewelle noch bemerkbar macht, bevor er vorschnell in Panik gerät.

Die Feuerwehr rät zur Vorsicht

In Panik sind die Feuerwehren sicherlich nicht. Aber sie raten zur Vorsicht. Kreisbrandinspektor Maximilian Reimoser erklärt, dass in den wenigen Wäldern des Landkreises eine erhöhte Waldbrandgefahr bestehe. Auch trockene Wiesen oder Felder könnten in Brand gesetzt werden. Reimoser appelliert an die Bevölkerung: Lagerfeuer in der Natur sind tabu, denn durch den Wind kann ein unbeherrschbarer Funkenflug entstehen. Eine Zigarette sollte sowieso nicht in der Natur entsorgt werden, bei zunehmender Trockenheit erst recht nicht. Zwar gab es bisher wegen der Hitzewelle noch keine Feuerwehreinsätze - wohl aber eine ganze Reihe in den vergangenen Jahren.

Um sich etwas zu erfrischen, fahren viele in diesen Tagen zur nächsten Badestelle. Schon seit einigen Wochen ist der Andrang etwa am Karlsfelder See groß, berichtet die Kreiswasserwacht Dachau. Neben kleineren medizinischen Hilfeleistungen musste die Wasserwacht bereits zwei erschöpfte Schwimmer von der Badeinsel bergen. Ein Patient war in einem so schlechten Zustand, dass der Notarzt gerufen werden musste.

Die Wasserwacht ist an Wochenenden und Feiertagen am Karlsfelder See vertreten. Unter der Woche sind teilweise auch Freiwillige anzutreffen, sagt Oliver Welter, Vorsitzender der Kreiswasserwacht. Für Notfälle in anderen Gewässern des Landkreises sind zwei Schnelleinsatztrupps, einer in Dachau, der andere in Markt Indersdorf, zuständig. Wer baden geht, sollte auf ausreichend Sonnenschutz achten, meint Welter. Sorgen bereitet ihm die "Kombination: Jugendliche plus Alkohol". Der Konsum von Alkohol vor dem Baden ist generell keine gute Idee. Jugendliche überschätzen sich zudem und geraten des öfteren in gefährliche Situationen. Zudem entzieht Alkohol dem Körper Flüssigkeit: völlig kontraproduktiv bei dieser Hitze.

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