Reden wir über:Das Schöne am Schenken

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Barbara Mühlbauer-Talbi über die Verschenk- und Tauschbörse

Interview von Laura Winter

Ein Blick in den Keller macht oft schnell klar: Hier muss etwas getan werden. Wenn Omas Teeservice, das ausgediente Fahrrad oder der alte Schreibtisch nicht länger erwünscht sind, landen die kostbaren Dinge auf dem Sperrmüll. Schade eigentlich, denn oft ist des einen Müll des anderen Schatz. Bei der Verschenk- und Tauschbörse des Landratsamts können Bewohner des Landkreises kostenlos ihre ausrangierten Habseligkeiten inserieren. Abfallberaterin Barbara Mühlbauer-Talbi erzählt von den Vorteilen der Plattform.

SZ: Frau Mühlbauer-Talbi, woher kam die Idee für eine Verschenk- und Tauschbörse?

Mühlbauer-Talbi: Die Firma abfallberatung.de ist auf uns zugekommen, das war 2008. Sie hatte dieses Konzept bereits in anderen Landkreisen umgesetzt, und wir im Landratsamt waren von der Idee begeistert. Wir hatten schon länger nach einer neuen Möglichkeit gesucht, Abfall zu vermeiden. Das kam dann wie gerufen.

Wie genau funktioniert das Konzept?

Das ist total unkompliziert. Wer etwas abzugeben hat, stellt ein Inserat online. Man darf kein Geld dafür verlangen, die Dinge werden nur verschenkt oder getauscht. Dann kann man zum Beispiel einen CD-Spieler abgeben und bekommt im Gegenzug ein Pfund Kaffee. Tiere und Dienstleistungen darf man nicht anbieten. Wer sich die Inserate anschaut, kann auch nicht die Daten der Anbieter einsehen, nur die Gemeinde wird mit Postleitzahl angezeigt. Die Daten werden von einer externen Firma, abfallberatung.de, überprüft und freigeschaltet.

Es gibt ja bereits etliche Online-Flohmärkte und Tauschbörsen. Wird das Angebot des Landratsamt überhaupt genutzt?

Ja, wir haben durchschnittlich zwischen 80 und 120 Inserate aus dem Landkreis online. Unser großer Vorteil im Vergleich zu deutschlandweiten Portalen ist: wir sind regional. Man kann sich die Dinge schnell abholen. Und vielleicht fühlen sich die Leute bei uns sicherer, weil sie wissen, dass wir an der Sache kein wirtschaftliches Interesse haben. Es ist nicht kommerziell. Wir wollen mit der Börse vor allem Abfall vermeiden; es geht darum, Dingen ein zweites Leben zu geben und anderen eine Freude zu machen. Es wird leider viel zu viel Gutes weggeworfen.

Was war denn das Kurioseste, das jemand verschenken oder eintauschen wollte?

Die ganz kuriosen Dinge bekommen wir gar nicht mit, weil alle Inserate erst von der Zentrale auf ihre Eignung hin überprüft werden. Wie uns abfallberatung.de allerdings mitteilte, hat in einem anderen Landkreis einmal jemand das Inserat "Tausche Schwiegermutter gegen Schnaps" eingereicht. Das kam natürlich nicht durch. Bei uns werden aber auch manchmal ganz besondere Dinge wie Antiquitäten, Klaviere oder Schmuck angeboten. Meist wollen die Leute aber normale Möbel, Kinderspielzeug, Haushalts- oder Gartengeräte loswerden. Eben alles, was noch funktioniert und gut in Schuss ist.

© SZ vom 16.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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