Reden wir über:Borkenkäfer und Hallimasch

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Hans-Jürgen Gulder erläutert die Folgen der Trockenheit für den Wald

Interview von Andreas Förster

Im Jahresdurchschnitt von 2015 gab es bisher nur zwei Drittel so viele Niederschläge wie sonst. Wie sich das auf den Wald auswirkt, weiß Hans-Jürgen Gulder, Förster und Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Fürstenfeldbruck. Das Amt ist auch für den Landkreis Dachau zuständig. Er spricht über die Folgen der Trockenheit.

SZ: Herr Gulder, wie wirkt sich das extreme Wetter auf unseren Wald aus?

Hans-Jürgen Gulder: Die Wälder im Dachauer Hügelland sind stark von Fichten geprägt, die immer wieder unter der Massenvermehrung der Borkenkäfer leiden. Die Witterungsbedingungen in 2015 haben diesem Schädling in die Hände gespielt. Der Orkan im Frühjahr, dann der heiße und trockene Sommer und nun der warme, trockene Herbst, genau das liebt der Borkenkäfer.

Was bedeutet das?

Seit September beobachten wir Kronenschäden an den Fichten. Die Käfer bohren sich durch die Rinde der durch die Witterung geschwächten Fichten und unterbinden den Saftfluss. Sobald die Nadeln sich rotbraun färben, ist der Baum nicht mehr zu retten. Er muss dann zügig gefällt werden, um die weitere Ausbreitung der Schädlinge zu verhindern. Dieses Jahr hatten wir drei Käfer-Generationen, statt sonst nur zwei. Daraus ergibt sich für das kommende Jahr ein enormer Befallsdruck. Auch müssen wir wieder mit dem Schadpilz Hallimasch rechnen, der nach heiß-trockenen Jahren häufig Fichten massiv befällt.

Was kann man dagegen tun?

Wir können nur an die Waldbesitzer appellieren: Schaut nach, wo kranke Bäume sind und entfernt sie, bevor der Käfer nächstes Jahr ausfliegt und sich weiter verbreitet. Aber die meisten wissen das.

Wie sieht es bei den Laubbäumen aus?

Da sind die Auswirkungen geringer. Etliche Laubbaumarten haben als eine Art Schutzmechanismus bereits im August ihre Blätter verloren. Es kann aber passieren, dass manche aufgrund der Trockenheit nicht genügend Reservestoffe bilden konnten, so dass sie im kommenden Frühjahr nicht so vital austreiben wie in Normaljahren.

Was müssen Spaziergänger beachten?

Wir hatten die letzten Tage öfter stürmisches Wetter. Da empfiehlt es sich, den Wald zu meiden, da Äste brechen und herabfallen können. Das wird oft unterschätzt. Selbst bei einem Orkan wie Niklas im März sind viele Menschen, sogar mit Kindern, gleich am nächsten Tag wieder in den Wald gegangen. Dabei besteht da noch höchste Bruchgefahr. Das gilt übrigens auch bei Nassschnee.

Wie kann der Bürger den Wald schützen?

Zunächst mal ist es immer gut, auf den Wegen bleiben. Vor allem sollte man in der Dämmerung morgens oder abends den Waldspaziergang meiden, um die Wildtiere nicht aufzuschrecken. Hunde gehören an die Leine. Und Pferde auf Waldwegen sehen wir auch nicht gerne. Sie schädigen den weichen Boden, besonders nach Regen- oder Schneefällen oder wenn es abschüssig ist, das begünstigt die Erosion.

Wie lange wird Ihr Amt noch für den Stadtwald in Dachau zuständig sein?

Am Jahresende ist Schluss, dann endet der Vertrag. Wir werden zwar weiter beratend zur Seite stehen, aber die Bewirtschaftung übernimmt dann wohl die Stadt Dachau.

Ist der Stadtwald auch vom Borkenkäfer geschädigt?

Da es dort kaum noch Fichten gibt, ist der Stadtwald zum Glück weniger betroffen.

© SZ vom 23.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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