Raketen in Dachau erlaubt:Kein Silvester ohne Feuerwerk

Umwelthilfe will Böllerverbot einführen, die Stadt vorerst nicht

Von Franziska stolz, Dachau

Zum Jahreswechsel knallt es normalerweise. Funken sprühen, Lunten fangen Feuer, Raketen zischen gen Himmel. Wenn man ihn denn sehen kann hinter den dicken Rauchschwaden in der Silvesternacht. Das soll sich zukünftig ändern, wenn es nach der Deutschen Umwelthilfe (DUH) geht, die im Juli an 31 Städte formelle Anträge stellte, die private Silvester-Böllerei zu verbieten oder zumindest in Innenstädten und dicht bewohnten Vierteln stark einzuschränken. München und Berlin haben bereits reagiert, indem sie zumindest in bestimmten Stadtteilen private Feuerwerke untersagen. In Dachau seien aktuell keine Beschlüsse zu einem Feuerwerksverbot im Gespräch, so Josef Hermann, Hauptamtsleiter der Stadt Dachau. Zwar dürfen am Dachauer Schloss keine Feuerwerkskörper gezündet werden, dieser Entscheidung liegt aber ein Beschluss der bayerischen Schlösserverwaltung zugrunde. Grundsätzlich schätzt Hermann städtische und regionale Regulierung als mäßig effektiv ein: "Sinnvoller als ein Flickenteppich von Teillösungen wäre eine Vorgabe über das Bundesgesetz." Ähnlich positioniert sich die Dachauer Fridays-for-Future-Gruppe, die ein rein lokales Verbot im Dachauer Raum oder vereinzelt in anderen Städten nicht für zielführendend hält. Grundsätzlich aber heißt es in einem Statement der Umweltaktivisten: "Die von Feuerwerk verursachten Umweltschäden und den entstehend Abfall halten wir für größtenteils vermeidbar und nicht wünschenswert." Vermeidbar wären wohl auch viele Feuerwehreinsätze in der Silvesternacht. "An Silvester herrscht natürlich erhöhte Brandgefahr und durch ein Feuerwerksverbot würde das Einsatzaufkommen in dieser Nacht deutlich dezimiert," sagt Thomas Hüller, erster Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Dachau. Gleichzeitig sei das Feuerwerk zum Jahreswechsel eine wichtige Tradition die dann durch ein alternatives Angebot der Kommunen weiter gepflegt werden sollte, so Hüller. Zentrale städtische Feuerwerke empfiehlt auch die DUH in ihrem Schreiben an die deutschen Städte. Über 100 000 Menschen unterstützen die Forderung DUH per Petition. Grund für das Drängen auf Verbote ist unter anderem die hohe gesundheitliche Belastung durch den Feinstaub der Feuerwerkskörper. Dem Deutschen Umweltbundesamt zufolge ist die Feinstaubkonzentration am ersten Tag des neuen Jahres vielerorts so hoch wie sonst im ganzen Jahr nicht: etwa 15,5 Prozent der Feinstaubmenge, die jährlich im Straßenverkehr abgeben wird, würden in den wenigen Stunden um den Jahreswechsel freigesetzt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: