Mitten im Landkreis:Da draußen bei Weißnitgnau

Mitten im Landkreis: Die Kirche Sankt Johann steht in Sixtnitgern, einem Weiler im Landkreis Dachau, über dessen Namen auch die hiesige Bevölkerung rätselt.

Die Kirche Sankt Johann steht in Sixtnitgern, einem Weiler im Landkreis Dachau, über dessen Namen auch die hiesige Bevölkerung rätselt.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Sixtnitgern und Übelmanna: Über die Herkunft dieser Ortsnamen im Landkreis Dachau lässt sich viel spekulieren.

Glosse von Carlotta Böttcher, Landkreis Dachau

Nördlich des sogenannten Weißwurstäquators belächelt, rügt und wundert man sich gelegentlich über die Gepflogenheiten im Süden der Republik. Ein Ministerpräsident, der in Trachtenjanker und Lederhose den US-Präsidenten empfängt oder gut gelaunt Ein-Liter-Bierkrüge stemmt und dabei zu Volksliedern schunkelt, deren Texte man dank einschlägigen Dialekts außerhalb Bayerns nicht versteht - das sind Bilder, die in anderen Teilen Deutschlands wie Fremdkörper wirken und Fragen aufwerfen.

Umso erfreulicher ist es, dass auch die hiesige Bevölkerung sich manchmal zu wundern scheint, was hierzulande vor sich geht. In den vergangenen Tagen wurde in der Facebook-Gruppe "Dachauer Ratsch" diskutiert, woher die Ortsbezeichnung Sixtnitgern kommt. Ein Wort, das man als Nicht-Bayerin erst mal laut aussprechen muss, um überhaupt zu verstehen, worum es geht. Ist das geschafft, so fragt man sich: Wer sieht hier wen oder was nicht gerne?

"I six nit gern", habe die Gattin über die Waldarbeiter gesagt

Der Legende nach waren dort in Zeiten der Namensgebung Waldarbeiter ungern gesehene Leute - und zwar von der Gattin eines Schlossbesitzers der Umgebung. Dieser gründete dort eine Waldarbeitersiedlung und stieß auf die Missgunst seiner Frau, vermutlich sagte sie daraufhin: "I six nit gern."

Auch bei den üblen Männern aus dem Ortsteil Übelmanna im Markt Altomünster ist unklar, um wen es sich hier eigentlich handelt. Erstmals tauchte der Name "Ubelenmannen" 1260 in der Urbar, dem Besitzverzeichnis des Klosters Altomünster auf. Ob es sich dabei um eine spöttische Bezeichnung, beispielsweise einer konkurrierenden Nachbargemeinde, oder die Ableitung vom Namen "Ubelo" handelt, könne man nur spekulieren, so die Germanistin Sarah Rathgeb. Für ihre Forschung zu Ortsnamen im Altlandkreis Aichach sammelt sie Mundartaufnahmen alter Ortsbewohnerinnen und Bewohner: Die Ortschaft Stockensau wird beispielsweise mal Stockens-Au, mal Stocken-Sau ausgesprochen: Je nachdem, ob die Leute den Ort mögen oder nicht.

Und wer sich mehr Geschlechtergerechtigkeit bei den Ortsnamen wünscht - jenseits von Übelmanna etwa - dem gibt eine Nachricht aus Frankreich Zuversicht: Der Pariser Vorort Pantin fügte dem Ortsnamen Anfang des Jahres ein "e" hinzu, was im Französischen die weibliche Form ausdrückt. Ein Jahr lang heißt der Ort nun "Pantine" - eine symbolische Aktion für mehr Bewusstsein für Gleichberechtigung, wie die Stadt auf Twitter mitteilte.

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