Radverkehr:An diesen Stellen wird es für Radfahrer in Dachau gefährlich

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Immer mehr Dachauer steigen auf das Rad um, im Straßenverkehr haben sie dennoch häufig das Nachsehen.

Von Lena Krafft, Dachau

Immer mehr Menschen steigen auf das Fahrrad um. Es ist leise, umweltfreundlich und es gibt wohl kaum ein schöneres Gefühl, als auf dem Radweg an den im Stau stehenden Autos vorbeizufahren. Trotzdem haben Radfahrer im Straßenverkehr in vielen Situation häufig immer noch das Nachsehen. Eine Radltour quer durch Dachau zeigt, wo noch besonders viel Nachholbedarf besteht.

Michael Kraus ist Mitglied des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club Dachau (ADFC) und der Aktionsgruppe Critical Mass. Wenn jemand also weiß, wo es in dieser Stadt für Radfahrer gefährlich wird, dann er. Seiner Ansicht nach sind viele Stellen in Dachau bereits gut und sinnvoll ausgebaut, allerdings eben nur einzelne Stellen und keine längeren Strecken. Genau die bräuchte es aber. Vor allem auf den Hauptstraßen sieht er noch Nachholbedarf. "Eine normale Radstrecke, zum Beispiel zum Bäcker, hat so um die zwei Kilometer. Auf dieser sind dann 600 Meter gut ausgebaut, mit einem Fahrradstreifen oder einem Radweg, aber der Rest ist nicht gut und nicht sicher", klagt er. Die gemeinsame Benutzung der Straße von verschiedenen Verkehrsteilnehmern sorgt sowohl bei Rad- als auch bei Autofahrern für Unsicherheit - und birgt Gefahren.

Wenn der Radweg plötzlich endet

Radschutzstreifen sollen klare Verhältnisse auf der Straße schaffen. Doch oftmals verschwinden die Markierungen für wenige hundert Meter plötzlich ganz, wie zum Beispiel am Übergang der Münchner Straße zur Ludwig-Thoma-Straße oder die Streifen sind zu schmal, so Bernd Emmrich, Fachreferent für Verkehr vom ADAC Südbayern. Ein Beispiel ist für ihn der Radschutzstreifen auf der Freisinger Straße. Hier trennt nur eine gestrichelte Linie die Radler vom vorbeirauschenden Autoverkehr - für die Radler ist es nur ein schmaler Streifen. Um die Sicherheit von Radfahrern und Fußgängern zu erhöhen, müssen solche Stellen ausgebaut und an bereits bestehende Radwege angeschlossen werden, fordern Experten.

Doch mit dem Ausbau ist es oft längst nicht getan. So sorgen die neu auf die Schleißheimer Straße gemalten Radschutzstreifen an der Kreuzung zur Theodor-Heuss-Straße derzeit für einige Verwirrung bei Radlern. Zusätzlich zu den für den Fahrradverkehr freigegebenen Fußgängerwegen links und rechts der Straße soll hier der schnellere Radverkehr nun auf die Fahrbahn umgeleitet werden. Viele Dachauer verstehen das Konzept jedoch nicht. Volker C. Koch, Verkehrsreferent im Stadtrat (SPD), erklärt, dass auf dem Fußweg Radfahrer nur Schrittgeschwindigkeit fahren dürften und durch die neuen Streifen auch ein zügigeres Radeln von A nach B möglich sei. So hofft man Fußgänger zu schützen, denn an die Schrittgeschwindigkeit wird sich oft nicht gehalten; radelnde Raser gibt es nämlich auch. Es sei "ein Fortschritt", sagt Koch, wenn schnelle Radler auf der Straße fahren können, ohne Fußgänger zu gefährden. Außerdem würden die Streifen auf einer längeren Strecke ergänzt werden. Die bestehenden Lücken im Radverkehrsnetz will man laut Koch nach und nach beseitigen. Radwege sollen ergänzt und durchgängig gemacht werden. Eine einheitliche Beschilderung ist ebenfalls in Arbeit.

Grundsätzlich sollen in Dachau bei allen künftigen Straßenbauvorhaben Radfahrermitbedacht werden. Das ist laut Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) jedoch nicht immer einfach: einmal aus finanzieller Sicht und zum anderen, weil es oft nicht genug Platz gibt, um Radwege und Schutzstreifen zufriedenstellend anzulegen. Kraus vom ADFC Dachau findet solche Aussagen "ärgerlich", denn die Verantwortung auf widrige Umstände abzuschieben, sei keine Lösung.

Es ist längst nicht alles schlecht

Doch es ist längst nicht alles schlecht: In diesem Jahr ist das Radnetz an einigen Stellen im Stadtgebiet ausgebaut worden. So erhielt die Schleißheimer Straße neben den neuen Schutzstreifen eine zusätzliche Querung mit einer Bedarfsampel am Obergrashof. Die Würmbrücke wurde im Zuge der Betonsanierung um einen stadtauswärts führenden Radschutzstreifen verbreitert. Die Einmündung zur Theodor-Heuss-Straße hat man mit einem Radschutzstreifen vor der neuen Ampel versehen. In der Mittermayerstraße ist nun an der Fußgänger-Bedarfsampel ein rot markierter Schutzstreifen auf die Fahrbahn gemalt, um den Radverkehr vom Gehweg auf die Straße zu bringen. Neben diesen und weiteren Maßnahmen entstand zudem ein neuer Radweg östlich der Theodor-Heuss-Straße und einer in der Geschwister-Scholl-Straße, die nun vom Rudi-Schmid-Weg bis zur östlichen Feldstraße reicht.

Über einen längeren Zeitraum wird der Ausbau des Radnetzes nun jedoch gestoppt werden müssen, denn der Haushaltsplan der Stadt hat alle weiteren Maßnahmen im Bereich Radverkehr für die nächsten vier Jahre gestrichen, wie Andreas Meyer, Leiter des Tiefbauamts weiß. "Alle unsere Pläne sind mittelfristig nun über den Haufen geworfen, Das ist nicht sehr erfreulich", sagt er. Angefangene Bauprojekte, die bis ins nächste Jahr reichen, werden jedoch noch vollendet.

Der Ausbau des Radnetzes ist in diesem Jahr also durchaus vorangeschritten. Trotzdem bleiben noch weitere Maßnahmen nötig, um das Radfahren in Dachau sicherer zu machen. Denn: Von geplanten 25 Kilometern wurden gerade einmal 600 Meter Radweg erneuert und ausgebaut. Um darauf aufmerksam zu machen, wird Michael Kraus deshalb weiterhin einmal im Monat mit der Aktionsgruppe Critical Mass eine Runde durch Dachau drehen, um so die Autofahrer auf Radverkehr aufmerksam zu machen.

Einig sind sich allerdings alle Akteure in einem Punkt - und der lässt sich ganz ohne finanzielle Mittel umsetzen: Gegenseitige Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer ist unabdingbar.

© SZ vom 28.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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