Radrennen der Soli Dachau :Finale furioso

Der 22-jährige Leon Echtermann vom Herrmann Radteam aus Baiersdorf gewinnt das 68. Bergkriterium in Dachau. Mehr als 100 Radsportler liefern sich im Hauptfeld ein bis zum Schluss hoch spannendes Rennen

Von Andreas Förster, Dachau

Es war ein Tag voller Radsport-Action und Emotionen, mit einem grandiosen Finale: Leon Echtermann vom Herrmann Radteam aus Baiersdorf gewann das 68. Dachauer Bergkriterium mit 33 Punkten vor Florian Knauer (Herrmann Radteam), der schon zweimal gewonnen hat und letztes Jahr Dritter wurde, mit 21 Punkten, sowie Dario Raps vom RSC Kempten mit 18 Punkten. Vorausgegangen war ein spannendes Rennen mit mehr Teilnehmern als je zuvor, das vor allem von den Halbprofis des Radteams aus dem Landkreis Erlangen-Höchstadt taktisch klug angeführt wurde. Die Siegerzeit von 1:28:06 war indes kein neuer Rekord, das ließen die Straßenverhältnisse nicht zu. Das nasse Kopfsteinpflaster in der Dachauer Altstadt war vor allem in den Kurven schwer zu befahren.

Wettertechnisch war so ziemlich alles geboten: Viele Wolken, Wind und Regen, dann wieder Sonne pur. Stürze gab's auch. Zum Glück nur zwei, und auch nicht beim Rennen der Eliteklasse. Zwei Mädchen, die im "Fette Reifen"-Rennen mitgefahren waren, kamen in einer Kurve der Augsburger Straße zu Fall. Beide schürften sich die Haut auf, konnten das Rennen aber beenden. In der Eliteklasse gab es mehr Ausfälle: Technische Defekte oder konditionelle Probleme zwangen 15 der 80 Teilnehmer zur Aufgabe. Bei den Amateuren hingegen schafften es alle 16 ins Ziel.

Am Morgen hatte alles noch nach einem typischen Mariä-Himmelfahrts-Tag ausgesehen: Die Sonne schien bis zum Mittag, doch als die Amateurfahrer ohne Lizenz das erste Rennen um zwölf Uhr starteten, waren schon dicke Wolken aufgezogen und der Wind frischte erheblich auf, so dass das gemischte Fahrerfeld insbesondere bergauf mit heftigem Gegenwind zu kämpfen hatte. Da waren am Ende alle froh, als die zehn Runden geschafft waren. Bei den Amateuren ohne Lizenz siegten Martin Fischer (Eintracht Berglern) vor Julian Philipp (Team Rocklube) und Florian Zeibig (RSG Vilstal).

Das "Fette Reifen"-Rennen heißt so, weil die Reifen der Kinderfahrräder mindestens drei Zentimeter breit sein müssen. In verschiedenen Rennen fuhren die Sechs- bis Achtjährigen, die Neun- bis Elfjährigen und die Zwölf- bis 14-Jährigen gegeneinander. Dabei teilten sich überwiegend Fahrer und Fahrerinnen des Veranstalters, der Soli Dachau, das Sieger-Treppchen. Bei den Teenagern gewann die 14-Jährige Lisa Heinrich, ein vielversprechendes Talent des Radsportvereins aus Dachau. Sie hat bisher vier Einzelrennen bestritten und dabei immer mindestens den dritten Platz belegt. Einen nicht unerheblichen Anteil am Erfolg hat sicherlich der Papa: Thomas Heinrich ist Radsport-Jugendleiter und hat die Soli-Kids-Abteilung 2014 mit ins Leben gerufen. Solange fährt auch Lisa schon mit, sie trainiert in der Regel einmal pro Woche. Das Durchhaltevermögen holt sie sich vor allem bei den vielen Wochenendausflügen mit dem Fahrrad. "Letzte Woche haben wir zum zweiten Mal die Alpen überquert", berichtet sie stolz. Eine Woche dauerte der Alpen-Cross von Ehrwald bis zum Gardasee, an dem viele Soli Kids teilgenommen haben.

Tränen flossen später bei einer Teilnehmerin im U17-Juniorenrennen. Justina Czapla von Union Nürnberg und Martha Zeitler von Die Schwalben München belegten den zweiten und dritten Platz, vergaßen aber ihre Siegerehrung. Martha Zeitler war anschließend in Tränen aufgelöst. Landrat Stefan Löwl ließ es sich nicht nehmen, die Pokalübergabe nachzuholen, obwohl das Eliterennen bereits angelaufen war. Gewonnen hat bei den U17-Juniorinnen Katharina Paggel (RSV Sandharlanden). Gudrun Stock (24) von den Schwalben München, amtierende Deutsche Meisterin im Punktefahren und der Mannschaftsverfolgung, fuhr bei den Senioren und mit 33,3 Kilometer pro Stunde eine beachtliche Durchschnittsgeschwindigkeit.

Als Oberbürgermeister Florian Hartmann um 15.30 Uhr den Startschuss zum Eliterennen gab, hatte er die Wolken damit vertrieben und für eine Stunde brannte die Sonne auf die mehr als 100 Starter aus Kontinentalteams (mit internationaler UCI-Lizenz) und Elite-Amateuren (mit nationaler BDR-Lizenz). Beim Bergkriterium gewinnt, anders als beim klassischen Rundstreckenrennen, nicht derjenige, der als Erster über die Ziellinie fährt. Es gewinnt der Fahrer, der die meisten Punkte holt. Alle vier Runden werden Punkte für die Schnellsten vergeben, die letzte Runde zählt doppelt. Insgesamt müssen 44 Runden zurückgelegt werden, das entspricht 60,5 Kilometern. Erschöpft, aber überglücklich stemmte der strahlende Gewinner Leon Echtermann (22) auf der Ehrenrunde im Cabrio sein XXL-Weißbierglas in die Höhe. Wer möchte, kann das Rennen nachträglich noch im Internet unter https://www.soli-dachau.de anschauen.

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