Radl-Aktion:Den Landkreis erfahren

Bürgerdialog Radtour

Landrat Stefan Löwl (Vierter von rechts) radelt mit Bürgern von Vierkirchen bis nach Karlsfeld. Die Aufnahme entstand bei Haimhausen.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Mit Radtouren will Landrat Stefan Löwl den Bürgerdialog intensivieren. 21 Teilnehmer radeln von Vierkirchen nach Karlsfeld und plaudern unter einem wolkenlosen Himmel mit dem Politiker über verkehrspolitische Themen

Von Sarah Stemmler

Vierkirchen/Karlsfeld Es ist einer der seltenen Tage in diesem Sommer, an dem tatsächlich Freibadwetter herrscht. Wolkenloser Himmel, 30 Grad, nicht einmal die Ahnung von Regen. Doch statt Schwimmen zu gehen, widmet sich Landrat Stefan Löwl (CSU) einer anderen triathletischen Disziplin: dem Radfahren. Erst vor ein paar Tagen ging es von Altomünster nach Erdweg, heute steht eine Tour mit Start in Vierkirchen und Ziel in Karlsfeld auf dem Programm. Sport als Mittel des Bürgerdialogs, denn die öffentlichen Radtouren sollen vor allem dem Zweck dienen, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Die Beteiligung kann sich sehen lassen: Selbst an diesem Badetag schwingen sich etwa 21 Bürger mit dem Landrat in den Sattel. Immerhin, die Tour endet am Karlsfelder See - so mancher hat sich ein Handtuch auf den Gepäckträger geklemmt. Doch die meisten Teilnehmer fahren nicht zum reinen Vergnügen mit, sondern haben Anliegen, die sie auf der Tour zur Sprache bringen wollen. Hauptsächlich geht es um die Verfügbarkeit und den Zustand der Radwege im Landkreis. Eine Vierkirchnerin beklagt die fehlenden Wege nach Röhrmoos und Schönbrunn, man müsse an der Straße entlang fahren, und das sei "mordsgefährlich".

Auch Bürgermeister Harald Dirlenbach (SPD) bezieht sich in seiner Begrüßung auf die Radwege rund um Vierkirchen. Er ist ebenfalls der Ansicht, dass dem Ort mit Schönbrunn eine wichtige Verbindung abgeht. Dirlenbach lässt durchblicken, dass er auch Ideen hat, wie man das Problem lösen könnte. Zunächst aber schickt er die Radler auf die Reise und wünscht ihnen eine gute Fahrt. Er selbst muss wichtige Termine wahrnehmen und kann daher nicht mitmachen.

Dafür treten jedoch zwei andere Bürgermeister kräftig mit in die Pedale: Peter Felbermeier (CSU) aus Haimhausen und Richard Reischl (CSU) aus Hebertshausen. Löwl, Felbermeier und Reischl sind die Ansprechpartner aus der Lokalpolitik, aber auch Peter Reiz vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) ist mit von der Partie. Wer das Gespräch sucht oder Fragen hat, für den ist der Ausflug eine gute Gelegenheit. Denn, wie Löwl in seinen Begrüßungsworten klarstellt, es soll bei der Tour nicht auf Zeit gehen.

Stattdessen radelt man im Plaudertempo vor sich hin, nicht nur der Landrat hat ein E-Bike als Fortbewegungsmittel gewählt. Gemütlich geht es über staubige Feldwege Richtung Biberbach und von dort aus über Westerndorf und Amperpettenbach zum Ammer-Amper-Radweg. Bis Ampermoching radelt die Gruppe in strahlendem Sonnenschein, dann gönnt man sich eine Pause von der Hitze. Im Clubheim des SV Ampermoching werden die Radler mit Freigetränken versorgt.

Als alle wieder zu Atem gekommen sind, beginnt eine rege Diskussion über die Radwege im Landkreis. Löwl weist auf ein großes Problem für den Bau neuer Wege hin: "Wir kriegen keinen Grund." Oft ginge es nur um Reststücke, bei denen sich dann die Grundstückseigentümer sperrten. Allerdings hat er auch einen Erfolg zu verbuchen: Am Morgen erst wurde der Radweg zwischen Pasenbach und Markt Indersdorf eingeweiht. Die Verbindung ist vor allem deshalb wichtig, weil viele Kinder von Vierkirchen nach Indersdorf in die Schule mit dem Rad fahren.

Die Radtour durch den Landkreis legt also nicht nur die Mängel des Radwegenetzes offen, sie zeigt auch, dass sich was tut. Und natürlich, wie schön der Blick vom Fahrradsattel aus ist. Der zweite Teil der Tour führt an der Amper entlang, über heiße Feld- und kühle Waldwege, an Hebertshausen vorbei und schließlich nach Dachau. Durch das Dachauer Gewerbegebiet hindurch gelangt man zum Naturschutzgebiet Schwarzhölzl und von dort aus zum Karlsfelder See.

Peter Reiz vom ADFC zieht ein positives Fazit, er findet die Radtouren mit dem Landrat sehr sinnvoll. "Wenn man was auf dem Herzen hat, ist das die Möglichkeit, es direkt zu sagen", erklärt er und lobt den Landrat, der ein offenes Ohr habe. Insgesamt ist Reiz mit dem Radwegenetz des Landkreises zufrieden, man komme an größere Ortschaften ziemlich gut heran. Trotzdem hat er noch ein paar Vorschläge, wie man die Infrastruktur für Radfahrer verbessern könnte. Wenn man als Radfahrer innerorts die Seite wechseln wolle, fehlten zum Beispiel oft Querungshilfen. Auch Kreisverkehre stellten eine Schwierigkeit für Radler dar. Reiz hofft da ganz auf den Landrat, der auch auswerte, was an ihn herangetragen werde.

Der Ausflug nach Karlsfeld endet im Seegarten, wo man sich bei einem Abschlussgetränk noch einmal in aller Ruhe mit Löwl austauscht. Dabei müsse es nicht nur um Radwege gehen, im Gegenteil, sagt Löwl zu Beginn, er sei für alle Themen offen. Der Landrat demonstriert unentwegt Bürgernähe. Die Radtouren sind nur ein Teil seines erklärten Ziels, eine transparente Politik zu machen. Sein Pressesprecher Wolfgang Reichelt sagt: "Es war eine sehr schöne Tour ohne Zwischenfälle." Auch die Kritiker, die zu wenig Radwege im Landkreis monierten, hatte der Landrat wortreich abgewehrt.

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