Prüfbericht liegt vor:Besorgniserregender Befund

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Odelzhausen feiert 400 Jahre Kloster Taxa. Doch dessen einziges Denkmal, die Kapelle Maria Stern, steht im Wasser

Von Horst Kramer

Odelzhausen - Sie sieht nicht gut aus, die kleine Kapelle Maria Stern und Sankt Augustinus im Odelzhausener Ortsteil Taxa. Der Putz blättert ab, die Wände sind feucht. Ausgerechnet jetzt. Die Gemeinde feiert schon seit Wochen die 400-jährige Historie des ehemaligen Augustiner-Barfüßer-Klosters in Taxa, das 1802 zu Zeiten der Säkularisation aufgelöst wurde. Die Kapelle hat mit dem Kloster eigentlich nichts zu tun, sie wurde erst im Revolutionsjahr 1848 erbaut, gleichsam als kirchliches Denkmal an die wechselvolle Geschichte des früheren Wallfahrtsorts.

Dass die kleine Kirche renovierungsbedürftig ist, ist nicht neu. Schon vor knapp zwei Jahren hatte die Gemeinde den promovierten und habilitierten Ingenieur Jörg Seele, einen Fachmann für Gebäudeanalyse und Sanierungsplanung, beauftragt, das denkmalgeschützte Bauwerk genauer unter die Lupe zu nehmen. Dieser Tage legte Seele seinen zweiten Prüfungsbericht vor. Dessen Befunde sind überraschend und besorgniserregend: Bürgermeister Markus Trinkl (parteifrei) stellte sie nun im Gemeinderat vor.

Bei Probeaushebungen entdeckte Seele Drainagerohre, die ihre Aufgabe offensichtlich nicht mehr erfüllen: Sie sind mehrfach geborsten, statt Wasser abzuführen, bringen sie Staufeuchtigkeit unter das Bauwerk. Mit anderen Worten: Das kleine Kirchlein hat beständig nasse Füße, zumal der Untergrund stark lehmhaltig ist. Dass das alte Ziegelmauerwerk die Feuchtigkeit - die noch dazu salzhaltig ist - aufsaugt wie ein Schwamm, erscheint daher nicht verwunderlich. Woher die Betonrohre kommen und wohin sie führen, weiß die Gemeinde nicht. Nicht einmal, ob sie überhaupt noch Wasser führen. "Wenn ja, dann müssen wir sie abklemmen und parallel neue Rohre verlegen", erklärte der Bürgermeister. Doch dem kleinen Gotteshaus ist damit nicht gedient, der Lehmboden bleibt feucht.

Der Ingenieur schlägt daher "eine komplette nachträgliche Bauwerksabdichtung" vor, sowohl horizontal als auch vertikal. Das heißt: Die Mauern der Kapelle benötigen ein neues, wasserdichtes Fundament, sie müssen sozusagen Gummistiefel anziehen. Zum Beispiel indem sie mit Blech umkleidet werden. Das Gotteshäuschen müsste dazu Zug um Zug freigelegt werden, Auswirkungen auf die Statik wären wohl nicht auszuschließen. Alternativ könnten laut Seele Chemikalien ins Mauerwerk eingespritzt werden, die sozusagen dessen Poren schließen. Der Aufwand ist in beiden Fällen enorm, die Kosten auch. Eine dritte Möglichkeit wäre, das Fundament so zu belassen, wie es ist, und die Mauern nur seitlich abzudichten. Seele weist jedoch daraufhin, dass damit das grundsätzliche Problem nicht beseitigt ist. Wie es weitergeht, ist noch offen. "Wir müssen uns mit den Denkmalschützern in Verbindung setzen und absprechen, was möglich ist", erklärte Trinkl der SZ. Die Sanierung wird jedenfalls teuer. "Ich schätze mal, dass wir einen der Teil der Kosten durch staatliche Zuschüsse ersetzt bekommen", sagt der Bürgermeister. Einen Präzedenzfall gibt es gleich ums Landkreis-Eck. Im vorvergangenen Jahr wurde die Sankt-Nepomuk-Kapelle von Ebersried über die Glonn nach Weyhern versetzt und dabei von Grund auf renoviert. Die Gemeinde Egenhofen (Landkreis Fürstenfeldbruck) musste nur für zwanzig Prozent der Kosten aufkommen, der Rest wurde aus verschiedenen Fördertöpfen beglichen.

© SZ vom 20.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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