Prozess vor dem Landgericht:13-Jährige missbraucht und dabei gefilmt

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Ein 17-Jähriger wollte, "dass sie sich scheiße fühlt". Jetzt muss er sich vor dem Landgericht für seine Tat verantworten

Von Andreas Salch, Dachau/München

Dem Angeklagten ist die Sache vor allem eins: peinlich. Mitleid mit seinem Opfer zeigt er dagegen keins. Ein 17-Jähriger hat am Dienstag vor der Jugendstrafkammer am Landgericht München II zugegeben, 2016 eine damals erst 13-Jährige und sich beim Sex mit seinem Handy gefilmt und das Video später mehreren Freunden gezeigt zu haben. Damit, so der Azubi, habe er erreichen wollen, dass "sie sich scheiße fühlt." Er sei davon ausgegangen, dass seine Freunde dem Mädchen von dem Clip erzählen. Das taten sie auch.

Da das Opfer zum Zeitpunkt der Tat juristisch gesehen noch ein Kind war, muss sich der 17-Jährige wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verantworten. Mit dem Azubi ist ein 19-Jähriger Dachauer angeklagt. Gemeinsam sollen sie im Januar dieses Jahres eine Tankstelle in der Münchner Straße und wenige Wochen später eine Spielothek überfallen haben. Beide Angeklagte haben die Tat eingeräumt. Das Verfahren gegen den dritten Angeklagten, einen 22-Jährigen, hat das Gericht inzwischen abgetrennt. Der Grund: Der Dachauer soll wegen seines Drogenkonsums noch von einem Sachverständigen begutachtet werden. Laut Anklage war er an dem Überfall auf die Spielothek beteiligt.

Bei seiner Vernehmung durch die Vorsitzende, Richterin Regina Holstein, sagte der 17-Jährige, er habe sich und das Mädchen beim Sex gefilmt, weil er eifersüchtig gewesen sei. Sie habe ihn verlassen und sei mit einem anderen Jungen gegangen. Trotzdem sei das Mädchen noch eine Zeit lang mit ihm intim geworden. Als sie von dem Video erfuhr und ihn auf der Straße getroffen habe, habe sie ihm eine "Backpfeife" gegeben. Gegenüber seinen Freunden soll der 17-Jährige sogar geäußert haben, er wolle mit dem Video das Leben des Mädchens "zerstören" und dass sie sich "das Leben nimmt". Als der Vertreter der Staatsanwaltschaft den Azubi mit diesen Aussagen konfrontierte, bestritt dieser so etwas jemals gesagt zu haben. Das Mädchen war, nachdem sie von dem Video erfahren hatte, zu einem Schulpsychologen gegangen. Dieser hatte daraufhin die Polizei verständigt.

Als Richterin Holstein den 17-Jährigen aufforderte, vor den Richtertisch zu treten und sich Fotos von dem Video anzusehen entgegnete dieser: "Oh nein." Da der Azubi noch nicht volljährig ist, sind seine Eltern als gesetzliche Vertreter bei dem Prozess anwesend. Sie wirkten fassungslos. Während der Azubi vor dem Richtertisch stand, amüsierte sich dessen 19-jähriger Komplize und lächelte seiner Freundin im Zuschauerraum zu. Dem Dachauer wird außer den Überfällen, bei denen niemand verletzt wurde, noch ein Einbruch in eine Shisha-Bar zur Last gelegt.

Nach dem Überfall auf die Tankstelle in der Münchner Straße hatte sich der 19-Jährige mit seinem Anteil der Beute mit einem Taxi nach München chauffieren lassen und besuchte ein Bordell. Bei dem Einbruch in die Shisha-Bar hatte er den Ermittlungen zufolge einen Komplizen. Den aber will er nicht preisgeben. Ein Urteil in dem Prozess soll an diesem Mittwoch verkündet werden.

© SZ vom 19.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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