Projekt:Spielerischer Forschergeist

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Die tausendjährige Eiche von Eisolzried ist eines der Naturschutzdenkmäler, die auf der neuen App von Dachau Agil zu finden sind. (Foto: Toni Heigl)

In "Lab2Venture" programmieren Dachauer Realschüler eine App über Naturschutzdenkmäler und erstellen eine Datenbank. Von ihren Auftraggebern, dem Mint-Campus und Dachau Agil, erhalten sie großes Lob: "Ihr habt unter großem Zeitaufwand eine Spitzenleistung abgeliefert."

Von Benjamin Emonts, Dachau

Im Projekt Lab2Venture setzen Schüler in Kooperation mit Unternehmen oder wissenschaftlichen Einrichtungen außerhalb des Unterrichts Projekte um, die für die Wirtschaft später praktisch nützlich sein sollen. Der Unternehmergeist der Schüler soll auf diese Weise spielerisch geweckt und ihr Erfindungsreichtum gefördert werden. Wie das konkret funktioniert, wurde nun bei zwei Präsentationen an der Realschule Dachau eindrucksvoll demonstriert. Während die eine Projektgruppe für den Regionalentwicklungsverein Dachau Agil eine App über Naturschutzdenkmäler programmierte, erstellte die andere eine dringend notwendige Datenbank für den Mint-Campus Dachau. Für ihre Ergebnisse erhielten die Schüler von ihren Auftraggebern großes Lob. Eva Rehm, die Leiterin des Mint-Campus und Dachauer CSU-Kreistagsabgeordnete, sagte anerkennend: "Ihr habt unter großem Zeitaufwand eine Spitzenleistung abgeliefert."

An der Realschule Dachau waren es die ersten zwei Projektgruppen überhaupt, die unter der Leitung von Lehrerin Rebecca Blenninger am Mint-Campus forschten. Die Schüler Markus Köhler, Jonas Schönenborn, Philipp Müller, Florian Ströbl, Christian Mukof, Tobias Iserborn und Lukas Müller, achte und neunte Klasse, haben eine lange ersehnte Datenbank für den Mint-Campus Dachau eingerichtet. Der Mint-Campus wurde im März 2015 durch den Landkreis und seine 17 Gemeinden gegründet. Kindern und Jugendlichen will er die Möglichkeit bieten, außerhalb des Schulunterrichts ihre naturwissenschaftlichen und handwerklichen Talente entfalten zu können - mitunter eine Maßnahme, um langfristig dem Fachkräftemangel im Landkreis entgegen zu wirken.

Die Zahl der Anmeldungen ist in jüngster Vergangenheit deutlich gestiegen, sie beläuft sich inzwischen auf 1600. Da ihre Daten bislang mit Papierformularen gesichert wurden, beauftragte der Mint-Campus nun die Projektgruppe der Realschule Dachau mit der Erstellung einer Datenbank. Sie ist notwendig, um Sponsoren und Politik mit statistischen Werten zu füttern, welche die Resonanz der Schüler und ihre Interessengebiete veranschaulichen. Die Daten von Betreuern, Schülern und Firmen, die sich am Mint-Campus beteiligen, können dank der Schüler nun im Handumdrehen in digitale Formulare eingespeist werden. Schließlich brachten die Schüler die richtungsweisende Idee hervor, die Datenbank mit dem Programm Access anstatt - wie beauftragt - mit Open Source zu erstellen. Acces, das die Schüler bereits aus ihrem Unterricht kennen, sei besser geeignet für die Bedürfnisse des Mint-Campus, stellten die kritischen Schüler fest. Eva Rehm, die Leiterin des Campus, war schnell überzeugt. Vor den Augen der Schüler durfte die Kommunalpolitikerin die Datenbank sogleich einem ersten Praxistest unterziehen. Bis auf wenige Feinheiten lief der Testlauf problemlos ab. Eva Rehm freute sich, dass die bürokratischen Abläufe beim Mint-Campus künftig professioneller vonstatten gehen werden. Sie dankte den Schülern.

Die zwischen zwölf und 15 Jahre alten Realschüler Katharina Breunig, Niki Sillountou, Lucas Breiding, Julia Zeiler und Christian Lein erstellten für Dachau Agil eine App über Naturdenkmäler im Landkreis. Ihre Recherche führte sie in die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamts Dachau und zu sechs Naturdenkmälern. Von sechs alten Bäumen im Landkreis machten sie Fotos und trugen mit Hilfe des Landratsamts und aus dem Internet Informationen zusammen. Neben allgemeinen Auskünften über die Baumarten fanden sie auch etwas über die unmittelbare Umgebung der Naturdenkmäler heraus. Eine Eiche am Leitenberg liege demnach am gleichnamigen KZ-Friedhof bei Hebertshausen. Dort, so recherchierten die Schüler, liegen 7609 Menschen begraben, die von den Nazis umgebracht wurden.

Danach arbeiteten sich die Schüler in ein Programm ein, mit dem sich Apps erstellen lassen. Ihre Informationen und Fotos pflegten sie in die App ein. Die sechs Naturdenkmäler können darin samt ihrer Hintergrundinformationen einzeln aufgerufen werden. Außerdem finden User die genauen Koordinaten der Denkmäler. Dachau Agil will die App für die Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Vorsitzender Peter Felbermeier, Bürgermeister von Haimhausen, schlug vor, die Radwanderkarte des Landkreises mit in die App zu integrieren, damit der Bürger die Denkmäler umweltverträglich besuchen kann. Haimhausens Bürgermeister sprach den Schülern ein dickes Lob für ihre innovative Arbeit aus. Die Zertifikate, welche die Schüler erhielten, "müsst ihr später unbedingt in eure Bewerbungsmappen legen", sagte Felbermeier.

© SZ vom 29.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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