Programm der Befreiungsfeier:Das Vermächtnis der Opfer

Bei der Gedenkfeier zur Befreiung des Konzentrationslagers steht die Erinnerung an die Häftlinge im Mittelpunkt

Fast zweitausend Besucher, darunter 138 Überlebende und Angehörige, kamen zum 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Dachau. Mit so einem Andrang rechnen die Veranstalter, das Comité International de Dachau (CID), die Stiftung Bayerische Gedenkstätten und die KZ-Gedenkstätte diesmal nicht. Aber das ändert nichts an der Bedeutung der Gedenkfeier - im Mittelpunkt steht die Erinnerung an die Häftlinge des KZ, das 1933 entstand und das Modell für alle anderen deutschen Lager in Europa war. "Ich halte die jährlichen Gedenkfeiern für ein wichtiges Signal gegen Versuche populistischer und geschichtsrevisionistischer Bewegungen und Parteien, die Erinnerungskultur, die in den letzten Jahrzehnten gemeinsam mit den Überlebenden errungen und erstritten werden musste, zu beschädigen", erklärt Gedenkstättenleiterin Gabriele Hammermann.

Das Programm für Sonntag, 29. April: Um 9.30 Uhr beginnt ein ökumenischer Gottesdienst im Karmel Heilig Blut an der Gedenkstätte. Er dauert bis 10.30 Uhr. Zeitgleich beginnt der Russisch-orthodoxe Gottesdienst in der Christi-Auferstehungs-Gedächtniskapelle. Um 9.45 Uhr findet die Gedenkfeier am jüdischen Mahnmal statt. Dort sprechen Josef Schuster, Präsident des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern und des Zentralrats der Juden in Deutschland, und Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Um 10.45 Uhr sprechen vor dem ehemaligen Krematorium Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) und der Schoah-Überlebende Ernst Grube, Vorsitzender der Lagergemeinschaft Dachau. Nach der Kranzniederlegung am Mahnmal des unbekannten Häftlings gehen die Besucher zum ehemaligen Appellplatz und dem Internationalen Mahnmal von Nandor Glid. Gabriele Hammermann spricht ein Grußwort, Kultusminister Bernd Sibler (CSU) hält eine Rede, ebenso der CID-Präsident General Jean-Michel Thomas. Nach der Niederlegung von ungefähr einhundert Kränzen am Internationalen Mahnmal folgt um 13 Uhr eine Gedenkstunde am ehemaligen "SS-Schießplatz Hebertshausen", an dem 1941 und 1942 mehr als 4000 sowjetische Kriegsgefangene von der Lager-SS ermordet worden sind. Im Anschluss an die Befreiungsfeier laden der Förderverein für Internationale Jugendbegegnung und Gedenkstättenarbeit in Dachau und die Lagergemeinschaft Dachau zum Tag der Begegnung für ehemalige Häftlinge, ihre Angehörigen und interessierte Teilnehmer der Gedenkfeier ein. Die Veranstaltung findet im Max-Mannheimer-Haus, Roßwachtstraße 15, statt.

Am Freitag, 27. April, wird um 15 Uhr im Sonderausstellungsraum der KZ-Gedenkstätte eine Ausstellung des Widerstandsmuseums Amsterdam gezeigt - "Namen statt Nummern - Niederländische Häftlinge im KZ Dachau". Von 1941 bis 1945 waren mehr als zweitausend Gefangene aus den Niederlanden inhaftiert. Bei ihrer Ankunft erhielten sie wie alle anderen Häftlinge eine Nummer. Ihr Name spielte ab diesem Zeitpunkt keine Rolle mehr. Peter Vermeij, Generalkonsul der Niederlande, wird ein Grußwort sprechen. Die Ausstellung entstand im Rahmen des Dachauer Projekts "Gedächtnisbuch für die Häftlinge des KZ Dachau" und zeigt durch persönliche Geschichten und authentische Objekte, welche heimlichen Überlebensstrategien die Häftlinge entwickelten. Zeitgleich wird im Gesprächsraum der Versöhnungskirche an der Gedenkstätte die internationale Wanderausstellung "Namen statt Nummern" mit 22 Biografien von Dachau-Häftlingen aus fünf Ländern gezeigt. Insgesamt sind inzwischen 200 Biografien in dem Projekt erstellt worden, die an einem Bildschirm aufgerufen werden können.

Bereits am Freitag, 27. April, legen Vertreter des CID um 17 Uhr einen Kranz an der Urne mit der Asche des unbekannten Häftlings am Internationalen Mahnmal in der Gedenkstätte nieder. Um 18 Uhr legt das CID einen Kranz am Leitenberg und am Waldfriedhof mit Massengräbern von KZ-Häftlingen nieder. Am Samstag, 28. April, findet um 18 Uhr die Gedenkfeier am Mahnmal in Erinnerung an die Todesmärsche statt. Dazu stößt auch, wie Kirchenrat Björn Mensing von der Evangelischen Versöhnungskirche mitteilt, der antifaschistisch orientierte Münchner Motorradklub "Kuhle Wampe". An der Ecke Theodor-Heuss-Straße/Sudetenlandstraße spricht um 18 Uhr der Schoah-Überlebende und CID-Vizepräsident Abba Naor.

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