Pro Zeitumstellung:Hurra, es ist Sommerzeit!

Draußen lesen, spielen, Erdbeeren ernten. Lange, helle Abende sind das großartigste, das mitteleuropäische Sommer zu bieten haben

Von Viktoria Großmann

Lange, helle Abende. Sie gehören zum mitteleuropäischen Sommer wie der Geruch nach angebrannter Grillwurst. Wurst und Helligkeit sind verlässliche Konstanten der schönen Jahreszeit in unseren Breiten. Anderswo mag es wärmer und trockener sein. Bei uns ist es hell. Hell, lange bevor der Durchschnittsarbeitnehmer morgens aus dem Haus geht und hell, ganz lange nachdem er nach Hause gekommen ist. Hell bis abends halb zehn und Ende Juni sogar noch ein bisschen darüber hinaus. Dann verdämmert erst nach 22 Uhr das letzte Fitzelchen Tageslicht rötlich am westlichen Himmel.

Diese Helligkeit ist ein Geschenk. Ein Geschenk aus Kriegs- und Krisenzeiten, das heute keine nennenswerte wirtschaftliche Bedeutung mehr hat. Viele möchten darum dieses Geschenk zurückgeben. Sie wollen ihre "normale" Winterzeit behalten. Auf gar keinen Fall möchten sie einen Tag im Jahr mit 23 Stunden haben, keine Stunde nachts an jedem Wochenende Ende März hergeben. Denn das Erwachen am Montag darauf erfolgt für einige plötzlich wieder in Dunkelheit, wo sich doch das Tageslicht seit Ende Dezember langsam in den Morgen zurück gekämpft hatte.

Natürlich, ob Uhrenumstellung oder nicht: Die Zeitspanne, in der es an einem Sommertag hell ist, bleibt sich gleich. Durch die Sommerzeit verschiebt sie sich allerdings nach hinten. Das führt im Frühling zu dem herrlichen Effekt, dass in diesem Jahr am 29. März die Sonne mit einem mal erst um 19.35 Uhr untergehen wird. Und es heißt im Sommer, dass es morgens von vier Uhr an dämmert. Möchte irgendjemand, dass die Dämmerung bereits um 3 Uhr morgens einsetzt und das Sonnenlicht dafür abends schon um halb neun schwindet? Alle, die ihre Abende mit Familie, Freunden oder allein auf dem Balkon, auf der Terrasse, im Garten verbringen, freuen sich, wenn sie noch bei Tageslicht sehen, wie verbrannt die Grillwurst ist und wie viele Fliegen im Bierglas mittrinken.

Sommerzeit heißt: nach der Arbeit in Ruhe noch ausgedehnte Runden im Park oder Wald beim Radfahren oder Joggen drehen. Draußen lesen, spielen, Erdbeeren ernten. Lange, helle Abende sind nicht nur das Verlässlichste, sie sind auch das Großartigste, das mitteleuropäische Sommer zu bieten haben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: