Premiere in Dachau:Alles Illusion

Jürgen Rothaug

Jürgen Rothaug, Leiter des Ensembles Cantori, will mit seiner Musik ein breites Publikum ansprechen.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Das Ensemble "Cantori" unter Leitung von Jürgen Rothaug gestaltet im Thoma-Haus einen Konzertabend

Von Lina Brückner, Dachau

Eine "statische Musikshow" nennt Jürgen Rothaug, Leiter des Ensembles "Cantori", sein neues Stück mit dem Titel "Illusion". Und Rothaug kann die Premiere kaum erwarten. Eigentlich sollte das Stück schon vergangenen Juli auf dem Areal der MD-Papierfabrik aufgeführt werden. Dafür hatte das Ensemble bereits lange vorher eine feste Zusage. Aus Sicherheitsgründen wurde die Veranstaltung dann eineinhalb Wochen vor Beginn abgesagt. "Ich musste das einfach so hinnehmen", meint der Organisator. Nun sei er sehr dankbar für die intensiven Bemühungen des Dachauer Kulturamts, die Musikshow doch noch auf die Bühne zu bringen - am Freitag, 25. Oktober, und Donnerstag, 31. Oktober, im Ludwig-Thoma-Haus.

Dieses Mal inszeniert Jürgen Rothaug keine seiner üblichen und erfolgreichen Theatershows, sondern einen konzertanten Musikabend. Das bedeute allerdings nicht, dass die Qualität schlechter sei, betont Rothaug.

Jürgen Rothaug, Opern- und Konzertsänger, gründete vor 15 Jahren den Verein "Cantori". Sein Ziel sei es gewesen, neben den vielen auf ein Genre fixierten Gruppen in Dachau ein Ensemble mit "Bandbreite" zu entwickeln. Das gelang ihm auch. So findet sich im Programm eine bunte Mischung aus verschiedenen Musiktiteln. "Ich versuche zu streuen", meint der Kopf des Ensembles, "auch um ein breites Publikum anzusprechen". Seine Musiker sucht sich Rothaug selbst aus. Dafür besucht er öffentliche Veranstaltungen und Konzerte, bei denen er die Musizierenden direkt anspricht. Neben dem Vokalensemble "Cantori" wirkt auch eine für den Konzertabend zusammengestellte Gruppe von Instrumentalisten an der Aufführung mit. Der Ensembleleiter erklärt, es entstehe ein konzertanter Stil mit den Solisten als "musikalischen Zentren". Er selbst habe kein Lieblingsgenre. Er komme von der klassischen Musik. "Ich liebe aber ebenso die klassische Pop-Musik".

Ein Stück, welches das Ensemble an den beiden Abenden aufführt, ist "Fields of Gold" von Sting. Rothaug erklärt, er habe den Song bewusst als Gegenstück zum zeitgenössischen Mainstream ausgewählt. Allerdings betont er, generell keinen moralischen Hintergedanken zu haben: "Das mag ich einfach nicht". Da sich Rothaug diesmal einen ruhigen Schluss gewünscht hat, besteht dieser aus John Rutters "All things bright and beautiful", in der deutschen Version "Alle Dinge dieser Welt". Auch wenn Rothaug nicht moralisierend wirken will, verfolgt er mit seinem Ensemble einen pädagogischen Auftrag. "Aber nicht mit dem Zeigefinger", fügt er hinzu. Deswegen engagiere er sich für eine Zusammenarbeit mit Institutionen, die Inklusionsarbeit leisten. So habe er sogar zwei Mädchen der vierten Klasse mit polnischen Liedern in seine Show integriert.

Jürgen Rothaug ist Mitglied der Dachauer Lagergemeinschaft. Er organisierte vor zwei Jahren ein Konzert zum Gedenken an die Opfer des Holocaust mit Stücken, die indirekt dieses Thema behandelten. Auch besuchte er mit seinem Ensemble im Rahmen der Freundschaft zwischen der Stadt Dachau und der Stadt Oświęcim die polnische Stadt, um dort ein Konzert zu geben und in Kontakt mit polnischen Bürgern zu treten. Sein Engagement in Polen sei auch eine Antwort auf die politischen Umstände: "Ich will zeigen, dass eine Zusammenarbeit mit der polnischen Bevölkerung möglich ist", betont Rothaug. Im historischen Zusammenhang verstehe er die Musik deshalb auch als "Hilfestellung für die Zukunft".

Früher habe das Ensemble "Cantori" Konzerte im Dachauer Schloss veranstaltet. Dies sei aber aufgrund der sehr teuren Mieten nicht mehr möglich, sagt Rothaug. Da er von den Konzerteinnahmen keine Gagen bezahlen könne, sei er auf Sponsoren angewiesen. Die günstigen Eintrittspreise kämen dadurch zustande, dass er mit sehr guten Laien zusammenarbeite.

Was der Titel "Illusion" bedeutet? Zunächst bezieht er sich auf die Entstehungsgeschichte der Aufführung. Nachdem Rothaug seinen Wunsch geäußert hatte, wieder in der Papierfabrik zu musizieren, habe man ihm nur geantwortet: "Ach, das ist doch eine Illusionen, dass du da wieder auftreten kannst." Die Illusion findet sich in einzelnen, teils zunächst nicht einleuchtenden Details in der gesamten Show. Damit diene sie als roter Faden, so der Leiter des Ensembles. Es scheint, als sei die Illusion ein Begriff, dem Jürgen Rothaug besondere Bedeutung beimisst: "Jeder Titel hat seine Illusion und kann zum Nachdenken anregen".

Premiere ist am Freitag, 25. Oktober, eine weitere Aufführung findet am Donnerstag, 31. Oktober, statt, jeweils um 19 Uhr im Ludwig-Thoma-Haus in der Augsburger Straße. Karten im Vorverkauf gibt es in der Buchhandlung Wittmann, bei Foto Sessner und in der Bäckerei Denk.

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