Populismus-Vorwürfe:Fragwürdige Bildauswahl

AfD-Politikerin Heike Themel, Beisitzerin im Kreisvorstand Dachau-Fürstenfeldbruck, prangert auf Twitter Gegendemonstranten in Köln mit einem Foto von 2007 an, das in Hamburg aufgenommen wurde. Sie nimmt die Kritik zur Kenntnis, weist aber die Verantwortung von sich

Von Florian J. Haamann, Moorenweis

Mit sozialmedialem Sperrfeuer hat die AfD-Politikerin Heike Themel am Wochenende das Treffen ihrer Partei in Köln begleitet. Etwa 60 Beiträge hat sie alleine am Samstag auf Twitter verfasst und von anderen Nutzern geteilt. Viele Inhalte sollten offenbar vor allem zeigen, dass die Gegendemonstranten alles andere als friedlich sind, immer wieder sind Bilder vom "Schwarzen Block" zu sehen. Eines der Bilder, das Themel in einem selbst verfassten Tweet geteilt hat, hat ihr umgehend massive Kritik eingebracht. Gemeinsam mit dem Text "#Findedenfehler #AfDBPT17 ich das glaube einzige was hier bunt ist sind die Fahnen.", hat sie ein Foto gepostet, das den schwarzen Block, mehrere Antifafahnen und im Vordergrund ein lila Transparent mit dem Text "Bunt gewaltfrei weltoffen tolerant" zeigt.

Das Problem: Das Bild stammt nicht, wie Themels Post suggeriert, von der Gegendemo am vergangenen Samstag in Köln, sondern von einer Veranstaltung im Jahr 2007 in Hamburg. Zudem trägt das lila Transparent im Original einen anderen Text. Kaum hatte Themel den Post veröffentlicht, tauchte in den sozialen Netzwerken die erste Kritik auf. So schreibt der Nutzer @ThorFromBahnhof bei Twitter "Frage: woher haben Sie denn das tolle Fake-Bild vom Schwarzen Block in HH" und die Nutzerin @andersdenkende reagiert auf Themels Inhalt mit "3 Fehler: Foto ist 10 Jahre alt, aus Hamburg und das Transparent ist bearbeitet. Kein Fehler AfD lügt (mal wieder) und schuld sind andere."

Auch bei Facebook wurde der Fehler schnell thematisiert. Die Seite "Gegen die Alternative für Deutschland", die knapp 78 000 Fans hat, veröffentlichte Themels Post mit dem Text "Ach die #AfD|ler: Gern mal #Luegenpresse brüllen, aber ein Foto aus 2007 für eins vom #afdbpt17 verkaufen wollen. [...]Das Bild, dass Frau Themel da zeigt ist aus dem Jahr 2007. Anti-ASEM-Demo in Hamburg. Frau Themel, ganz ernsthaft, verarschen können Sie sich selber." Dieser Post wurde 177 Mal geteilt und hat mehr als 80 Kommentare.

Wie in den sozialen Netzwerken erwartbar, haben einige Kommentatoren Themel auch persönlich angegriffen. Die Moorenweiserin berichtet sogar von Morddrohnungen. "Mir wurde körperliche Gewalt angedroht, die haben geschrieben, sie wissen wo ich wohne und wie mein Auto aussieht. Ich wurde sogar mit dem Tode bedroht". Zudem werde ihr zu Unrecht unterstellt, dass sie den Schriftzug am dem Bild selbst gefälscht habe. Gegen diese Unterstellung und die Drohungen will Themel nun Anzeige erstatten. Wenige Stunden nach der Veröffentlichung hatte Themel den Post bereits wieder gelöscht.

Die heftige Kritik kann Themel, die auf Twitter unter @AfD_HeikeThemel auftritt, nicht verstehen. "Im Grunde ist das doch nicht so dramatisch. Das hätte jedem passieren können, es gab ja wirklich diese Vorfälle." Es seien Hunderte ähnliche Bilder in sozialen Netzwerk kursiert, etwa auch von Medien wie ARD, ZDF und Phoenix. "Und dazwischen eben auch Handyvideos von Leuten, die direkt vor Ort waren, und auch Bilder, und da war dieses dazwischen. Und ich habe ja nicht nur ein Bild geteilt, sondern viele", sagt Themel, die als Beisitzerin im Vorstand des AfD-Kreisverbandes Dachau-Fürstenfeldbruck sitzt. "Ich habe auch Bilder von den öffentlich-rechtlichen Medien geteilt, die fast identisch dazu waren." Sie habe keine Ahnung gehabt, dass in diesem ganzen Wust jemand eine Fälschung eingeschoben hat. Auch wenn sie die Verantwortung für den inhaltlichen Fehler von sich weist, verstehe sie, dass das Bild "kritikwürdig" sei.

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