Der Sensenmann, vulgo Gevatter Tod, ist in allen zwölf Arbeiten präsent, den die Künstlerin Julienne Jattiot in die KVD-Ausstellung im Dachauer Schloss mitgebracht hat. Der an die Calaveras des mexikanischen Totenkults erinnernde Knochenmann sitzt, elegant angetan mit Anzug und Hut, am Steuer eines Cadillacs und düst, vor jeweils unterschiedlich buntem Hintergrund, quer übers Bild.
"Apokalyptischer Roadmovie" hat Jattiot diese Arbeiten genannt, die aus einer Serie von insgesamt 50 Linoldrucken besteht, jeder von ihnen ein Unikat. Zwischen drei und zwölf Farben umfasst jede Arbeit; entsprechend viele Druckgänge waren nötig, um die meist aus einer Kombination verschiedener geometrischer Formen bestehenden Hintergründe herzustellen. Bei jedem einzelnen Druckvorgang hat Jattiot zudem das Ergebnis fotografiert und insgesamt 277 Aufnahmen zu einem Stop-Motion-Animationsfilm montiert.
Die gebürtige Französin Julienne Jattiot ist in Paris aufgewachsen und lebt seit zwanzig Jahren in Deutschland. Mit ihrem Partner Thomas Siemon betreibt sie in Leipzig die renommierte Druckwerkstatt "Atelier Carpe Plumbum", in der unter anderem Künstlereditionen und Kunstbücher entstehen. An der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, wo sie studiert hat, war Julienne Jattiot bis zu Beginn der Pandemie als Lehrbeauftragte für Handsatz und Linolschnitt tätig; einen weiteren Lehrauftrag für die Bereiche Tiefdruck und Hochdruck hat sie an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg.
Julienne Jattiot hat sich ganz auf das künstlerische Medium der Druckgrafik spezialisiert. Sie arbeitet außer mit der Technik des Linolschnitts auch mit der des Siebdrucks, des Buch- und Klischeedrucks oder der Radierung. Es sei ihr wichtig, in ihren Arbeiten "Geschichten zu erzählen, eine Narration zu entwickeln", sagt Jattiot. Drucktechniken stellten für sie "nicht nur Reproduktions- sondern Gestaltungsmöglichkeiten" dar. "Beim Drucken", sagt sie, "entwickelt sich meine Arbeit. Ich benütze das Druckmaterial so wie andere Pinsel oder Stift." Bei der Montage der Fotos im Projekt "Apokalyptischer Roadmovie" sei es ihr vor allem um "das Spiel mit Dynamik, Form und Farbe" gegangen. Aktuell sind Jattiots Arbeiten auch im Museum für Druckkunst in Leipzig in der Gruppenausstellung "Revierwechsel" zu sehen.
In der Reihe "Polka Aliens" werden Künstler und ihre Werke aus der KVD-Sommerausstellung "Alien Polka" vorgestellt. Die Ausstellung im Dachauer Schloss ist bis 5. September zu sehen. Die Porträtvignetten basieren auf Druckgrafiken des Dachauer Künstlers und KVD-Vorsitzenden Johannes Karl.