Polizeireport:Jugendliche beklauen Busfahrer

Kartenzahlung

Die Polizei mahnt, die Pin für die EC-Karte im Gedächtnis aufzubewahren. Nicht auf einem Zettel im Geldbeutel.

(Foto: dpa)

Ein 15-Jähriger aus Karlsfeld gesteht den Diebstahl eines Geldbeutels mit EC-Karte

Dass er Opfer eines dreisten Diebstahls und Betrugsversuchs geworden war - und das offenbar von seinen eigenen Fahrgästen, bemerkte der Busfahrer erst einen Tag nach der Tat. Am Donnerstag erstattete der 44-jährige Egenburger Strafanzeige bei der Dienststelle der Polizeiinspektion. Der Mann ist als Busfahrer im Liniendienst tätig und war am Mittwoch zur Mittagszeit mit seinem Bus in Hebertshausen unterwegs. Während einer Pause schaute er kurz auf sein Handy und stellte dabei fest, dass er eine Nachricht über seinen Facebook-Account erhalten hatte. Als der sich die Nachricht genauer anschaute, sah er ein Foto seiner EC-Karte und eine Telefonnummer des Nachrichtsenders.

Als er dort anrief, meldete sich ein Kioskbesitzer aus Karlsfeld. Dieser sagte ihm, dass zwei jugendliche Burschen versucht hatten, bei ihm gekaufte Waren mit der EC-Karte des Busfahrers zu bezahlen und auch noch Bargeld abzuheben. Da die Pin nicht funktionierte, wurde der Kioskbesitzer aufmerksam. Das Ganze kam ihm nicht geheuer vor. Er behielt deshalb die Karte ein und recherchierte kurz bei Facebook. Dort fand er dann den Busfahrer und setzte die Nachricht an ihn ab.

Der Busfahrer bemerkte erst jetzt, dass sein Portemonnaie weg war. In dem Portemonnaie befanden sich laut Polizeibericht 100 Euro in bar und die genannte EC-Karte. Bei der Anzeige, die er erst am Folgetag des Diebstahls erstattete, merkte der Busfahrer an, dass die Burschen jeden Tag in seinen Bus steigen und er sie sicherlich benennen könne. Bei der sofort durchgeführten Kontrolle in Hebertshausen durch Kräfte der Cybercrime-Abteilung der Polizeiinspektion Dachau wurde einer der Tatverdächtigen festgenommen. Es handelt sich dabei um einen 15-Jährigen aus Karlsfeld. Auf Nachfrage benannte dieser einen 14-Jährigen aus Eching aus dem Landkreis Freising als Mittäter.

Auf Vorhalt der Polizeibeamten gab der Junge sofort zu, den im Fahrerbereich abgelegten Geldbeutel entwendet zu haben. Mit seinem Kumpel versuchte er dann anschließend, wie beschrieben, am Kiosk einzukaufen und Bargeld abzuheben. Hier hatte das Opfer es den Tätern sehr leicht gemacht: Der Busfahrer hatte die Pin auf einen Zettel geschrieben und im Geldbeutel aufbewahrt. "Dies sollte auf keinen Fall gemacht werden", warnt Polizeioberkommissar Stefan Reichenbächer. "Die Pin sollte sich nur im Gedächtnis befinden." Warum die Pin am Kiosk nicht funktionierte, ist unklar. Dafür ist die Beweislage sehr deutlich: Der Geldbeutel samt Inhalt konnte bei einem der Jugendlichen sichergestellt werden. Nach Durchführung der polizeilichen Maßnahmen wurden die Jugendlichen den Eltern übergeben. Sie erwartet nun eine Strafanzeige wegen Diebstahl und versuchten Computerbetrug.

Die Cybercrime-Abteilung unter Leitung von Stefan Reichenbächer hat relativ selten mit jugendlichen Straftätern zu tun. Online-Betrug wird vor allem von Erwachsenen betrieben. Reichenbächer und sein fünfköpfiges Team haben es immer wieder mit neuen Maschen zu tun. "Die nutzen jede kleine Lücke." Gerade die Kriminalität im Internet sei in den vergangenen Jahren "rasant angestiegen". Auch im Landkreis Dachau. Mittlerweile sind es rund 2000 Fälle im Jahr, die die Cybercrime-Abteilung bearbeitet oder an andere Stellen weiterleitet. Der Fall der zwei jugendlichen Gelegenheitsgauner mag lapidar erscheinen. "Aber dahinter steckt einiges an Ermittlungsarbeit", betont der Polizeioberkommissar. Außerdem müsse der Fall nachvollziehbar für das Gericht protokolliert werden. Klassische Polizeiarbeit mit viel Papier.

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