Polizei Dachau:"Autobumser" im Visier

Er sucht sich gezielt ältere Damen aus und verwickelt sie in einen Autounfall. Dann will er Geld. Die Polizei fahndet noch immer nach dem "Autobumser" von Karlsfeld.

Robert Stocker

Dachau - Sie lauern ahnungslosen Autofahrern an Kreuzungen auf, wo die Rechts-vor-Links-Regelung gilt, sie legen ohne ersichtlichen Grund eine Vollbremsung hin, wenn der Hintermann dicht am Heck hängt oder wechseln überraschend die Spur. "Autobumser" nennt der Volksmund solche Betrüger, die gezielt und reihenweise Unfälle provozieren und damit die Versicherungen abkassieren. Dass jemand Unfälle fingiert, indem er sich bewusst anfahren lässt, ist eine neue - und für den Provokateur ziemlich gefährliche - Masche. Die Dachauer Polizei fahndet derzeit nach einem Mann, der auf diese Weise bevorzugt von älteren Damen Geld ergaunert. Der angeblich Geschädigte verzichtet großzügig auf eine Anzeige und bittet stattdessen die Opfer zur Kasse.

Polizei Dachau: Der  Unbekannte wartet auf Parkplätzen auf ältere Frauen und fingiert dann Unfälle, um Geld zu ergaunern.

Der  Unbekannte wartet auf Parkplätzen auf ältere Frauen und fingiert dann Unfälle, um Geld zu ergaunern.

(Foto: Claus Schunk)

Den ersten Fall registrierte die Polizei im vergangenen Dezember, wobei der Täter allerdings kein Geld erbeutete. Am Montag fiel der Mann erneut einer Zeugin auf, die sein Treiben beobachtete. Tatort war wie vor einigen Monaten der Parkplatz eines Supermarktes in Karlsfeld. Der etwa 60-jährige Mann spähte offenbar gezielt ältere Autofahrerinnen aus, die mit ihrem Wagen rückwärts ausparken wollten, stellte sich hinter die Autos und ließ sich von ihnen leicht anfahren. Dann markierte er den Verletzten, bot aber den ahnungslosen Damen an, auf eine Anzeige bei der Polizei zu verzichten, wenn sie ihm stattdessen Geld gäben.

In einem Fall war der Täter erfolgreich und ergaunerte Geld, in einem zweiten schritt die Zeugin ein. Sie vermutete mittlerweile, dass es sich bei besagtem Mann um einen Betrüger handeln könnte. Weil sie eine erneute Geldübergabe verhinderte, lief der Täter schimpfend weg. Die Zeugin beschreibt ihn als relativ ungepflegte Erscheinung mit längeren, dunklen Haaren, schlechten Zähnen und einem Drei-Tage-Bart. Die Polizei fahndet intensiv nach dem Mann, bisher allerdings vergeblich. "Wir bräuchten noch weitere Hinweise aus der Bevölkerung", sagt ein Sprecher der Polizeiinspektion Dachau.

Der Mann hat es offenbar gezielt auf ältere Autofahrerinnen abgesehen, wohl weil er sich bei ihnen ein leichtes Spiel erwartet. Sie neigen dazu, angesichts der Anschuldigungen schneller nachzugeben und wollen sich den Ärger mit einer Anzeige oftmals ersparen. Nach Auskunft des Polizeipräsidiums Ingolstadt ist der Mann bisher nur im Landkreis Dachau aufgetreten. Im Gegensatz zu den Versicherungsbetrügern, die häufig mit Komplizen zusammenarbeiten, war seine Masche bislang unbekannt. "Das Phänomen ist für uns neu", sagt ein Sprecher des Präsidiums.

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