Podiumsdiskussion:Magere Ausbeute

Podiumsdiskussion

Martin Güll (SPD), Thomas Kreß (Grüne), Martina Purkhardt (Freie Wähler), August Haas und Bernhard Seidenath (beide CSU, von links nach rechts).

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Fünf Landtagskandidaten stellen sich der Diskussion mit den Landwirten im Landkreis. Viel kommt dabei nicht heraus

Von Thomas Altvater, Schwabhausen

Die Stimmung unter den Dachauer Landwirten ist gereizt. Das öffentliche Bild der Bauern werde von den Medien verzerrt, sagt einer, das Bienen- und Artensterben sei ebenfalls ein aufgebauschtes Problem ein anderer. Ein dritter fragt: "Wieso macht uns jeder für den Klimawandel verantwortlich?" Bei der Podiumsdiskussion des Bauernverbands in Rumeltshausen wird deutlich, dass die Anliegen der Landwirte im Wahlkampf bisher nur selten angesprochen wurden und deshalb eine Menge Redebedarf besteht.

Fünf Landtagskandidaten, darunter Bernhard Seidenath und August Haas (beide CSU), Martin Güll (SPD), Thomas Kreß (Grüne) und Martina Purkhardt (Freie Wähler) beantworteten am Donnerstagabend die Fragen der Bauern zu den Themen Landwirtschaft und ländlicher Raum. Am Ende grenzten sich die Kandidaten nur wenig voneinander ab, eine echte inhaltliche Auseinandersetzung gab es nicht.

Dabei dürfte es bereits im Vorfeld der Veranstaltungen Diskussionen über die Einladung der Kandidaten gegeben haben. Es sei keine Wertungsfrage gewesen, versichert der Dachauer Verbandspräsident und Landtagsabgeordnete Anton Kreitmair (CSU). "Wir haben nur die Parteien eingeladen, die im Landtag sitzen." Denn Linke, AfD und FDP waren nicht vertreten, obwohl sie laut aktuellsten Umfrageergebnissen mit einem Platz im Landtag rechnen dürfen. Die CSU lag da nur mehr auf 35 Prozent, die Nervosität in der Partei ist spürbar. Vielleicht auch deshalb setzte der Bauernverband neben den CSU-Direktkandidaten Bernhard Seidenath noch Zweitstimmenkandidat August Haas auf das Podium, um so zumindest eine personelle Überzahl in der Diskussion zu schaffen.

Einig sind sich dabei alle, dass die bäuerliche Landwirtschaft bewahrt und vor allem den kleinen Betrieben geholfen werden müsse. "Die Bauern erhalten unsere bayerische Landschaft", sagt der Landtagsabgeordnete Martin Güll. Thomas Kreß betont, welcher wirtschaftliche Druck auf vielen Landwirten liege. Grund dafür ist unter anderem der Flächenverbrauch vieler Kommunen, der den Preis für das Ackerland immer weiter in die Höhe treibt. So entstehen neue Gewerbegebiete oder Wohnsiedlungen auf Flächen, wo bis vor kurzem noch geackert, gesät und geerntet wurde.

Der Siedlungsdruck im Raum München sei gewaltig, erklärt Martin Güll. Der SPD-Politiker appelliert an einen sparsamen Umgang mit den Flächen: "Wir können nicht überall große Hallen oder Filialen von irgendwelchen Discountern hinstellen." Die Schwabhausener Gemeinderätin Martina Purkhardt spricht deshalb von einer Nachverdichtung, die gerade in den Ortschaften erfolgen müsse. "Erst dann kann neues Bauland ausgewiesen", sagt sie. Haas macht hingegen den allzu großzügigen Umgang mit dem Bauland als Hauptproblem aus. Als Beispiel nennt er den Neubau vieler Radwege, "die vier Meter weit von der Straße entfernt sind." Auch beschäftigt die Landwirte ein Bauvorhaben, über das in letzter Zeit nur wenig diskutiert wurde. Ihn würde die Meinung der Politiker zur dritten Startbahn am Münchner Flughafen interessieren, sagt einer der Landwirte. "Anton Kreitmair und ich haben der CSU-Spitze die Argumente gegen die Startbahn nahe gebracht", stellt sich Bernhard Seidenath den Aussagen der Staatsregierung entgegen, die das Vorhaben weiterhin unterstützt. Genau darauf weist Martin Güll hin und sagt, dass vor allem der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zu den größten Befürwortern der neuen Startbahn zähle. Purkhardt und Kreß betonen die zusätzliche Lärmbelastung und den hohen Flächenverbrauch, der mit dem Neubau der Startbahn einhergehen würde und lehnen das Bauvorhaben deshalb strikt ab.

Ein sensibles Thema unter den Bauern ist das privilegierte Bauen, wenn Landwirte vor allem große Maschinenhallen aussiedeln. Oft sei das eben nötig, sagt Thomas Kreß, "weil immer mehr Gebiete verstädtert werden und dort dann erhöhte Auflagen gelten." Er und Güll mahnen jedoch, dass die neuen Hallen dann nicht zu Gewerbegebieten werden sollen, was nach einer mehrjährigen Nutzung rechtlich möglich ist. Purkhardt will die sogenannte Privilegierung weiter erhalten, auch Seidenath spricht sich dafür aus.

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