"Für eine Zeit Dachauer":Lebenslang engagiert

Jan van Vaal

...Jan de Vaal. Es ist das vorletzte Plakat der Reihe "Für eine Zeit Dachauer".

(Foto: oh)

Plakataktion erinnert an den KZ-Überlebenden Jan de Vaal, der 98 Jahre alt wurde

Nur wenige Monate bevor sein Plakat an der Reihe war, verstarb der Niederländer Jan de Vaal im Alter von 98 Jahren in Hoofddorp. Nun wird im März im Rahmen der Aktion "Für eine Zeit Dachauer" auf Plakaten, die in der Stadt hängen, an ihn erinnert. Es ist das vorletzte Plakat der Reihe, die Überlebende des ehemaligen KZ Dachau vorstellt. Mit der Aktion will der Förderverein für Internationale Jugendbegegnung und Gedenkstättenarbeit die Gesichter der Menschen jeweils für einen Monat zurück in das Stadtbild holen. Angefangen hatte das einjährige Projekt anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des KZ im April 2020. In den kommenden Wochen wird Jan de Vaal zu sehen sein.

Dieser war auch bekannt unter dem Spitznamen "Skippy", was übersetzt "Hähnchen" heißt und seinen Ursprung in dem Kaninchen- und Hühnchenladen von De Vaals Vater hatte. Geboren wurde Skippy am 18. Mai 1922 in Jordaan, einem Stadtteil Amsterdams. Jan de Vaals Widerstand gegen den Nationalsozialismus begann lange vor dem Krieg. Als die Partei "Nationaal-Socialistische Beweging in Nederland" (NSB) immer mehr an Bedeutung gewann und sich ihre Mitglieder mit den Mitarbeitern der eigenen Tageszeitung "Volk en Vaderland" trafen, verkündeten Jan de Vaal und seine Freunde ihnen auf dem Heimweg regelmäßig ihre Meinung in Form von Fäusten. Damals arbeitete de Vaal als Lieferant für den jüdischen Textilgroßhändler Katz. Sein Lastenrad diente aber auch als Transport für Waffen.

Die Widerstandsgruppe, für die er arbeitete, war die Gruppe Olieman. Im Januar 1942 wurde sie verraten und aufgedeckt und der 19-jährige Skippy daheim von SS-Männern abgeholt. Sein Weg führte über mehrere Gefängnisse, dann wurde er in verschiedene Konzentrationslager überstellt. Im Juni 1943 wurde er in das KZ Natzweiler im Elsass deportiert, wo die SS die niederländischen "Nacht- und Nebel" Gefangenen, die Widerstandskämpfer spurlos verschwinden lassen wollte. Später wurde er nach Cochem verlegt, in ein Außenlager von Natzweiler. Dort setzte man ihn beim Bau eines unterirdischen Bunkers für die Firma Bosch ein. Als die Allierten im September 1944 vorrückten, wurden die Gefangenen aus Natzweiler nach Dachau "evakuiert". De Vaal erhielt dort die Häftlingsnummer 157397 und wurde kurze Zeit danach in das Außenlager Allach verlegt, wo man ihn als Krankenpfleger einsetzte. Diese Zuteilung ermöglichte ihm und niederländischen Kameraden das Überleben, denn er konnte Essen hinausschmuggeln. In Allach blieb de Vaal bis zu seiner Befreiung am 30. April 1945.

Als er wieder in die Niederlande zurückkehrte, nahm Jan de Vaal jede Verdienstmöglichkeit in der Nachkriegszeit wahr. Selbst in der Rente arbeitete er noch ehrenamtlich in einem Altersheim. 2017 wurde er zum Ritter im Orden von Oranje-Nassau ernannt. Skippy besuchte jedes Jahr die Gedenkveranstaltungen in Natzweiler, um dort seine ehemaligen Mithäftlinge zu treffen. 2020 waren Jan de Vaal und Ernst Sillem dort die letzten Natzweiler-Überlebenden. Dieses Jahr kommen keine mehr.

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