Pläne für Baumbestattungen:Letzte Ruhe im Naturfriedhof

Lesezeit: 2 min

Immer mehr Bürger fragen nach Baumbestattungen. Das möchte die Gemeinde Karlsfeld auf ihrem Friedhof jetzt ermöglichen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Karlsfeld plant eine Bestattung unter Bäumen. Ein Landschaftsplaner soll das Vorhaben prüfen und Anfang kommenden Jahres einen Entwurf präsentieren

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

In einer Welt, in der man flexibel sein muss, gerade auch im Hinblick auf den Job, verlassen viele ihre Heimat und ziehen dorthin, wo sie Arbeit finden. Die Familien sind zunehmend verstreut an verschiedenen Orten. Eine aufwendige Grabpflege über viele Kilometer hinweg ist da kaum noch zu schaffen. Und so ist die Urnenbestattung mit den wesentlich kleineren Gräbern beliebt. Immer mehr fragen inzwischen auch nach einer Baumbestattung. In Dachau und Haimhausen gibt es diese Möglichkeit schon länger, in Karlsfeld noch nicht. Manch ein Angehöriger hat das schon bedauert.

"Wir haben in diesen Fällen immer versucht, ein Urnengrab in der Nähe eines Baums und sogar direkt darunter zu finden", erklärt der Karlsfelder Geschäftsleiter Francesco Cataldo. Die meisten seien damit zufrieden gewesen. Noch sind die Anfragen überschaubar: Drei pro Jahr gebe es, sagt Cataldo. Doch die Tendenz ist eher steigend. Die Urnengräber unter Bäumen sind jedoch endlich. Deshalb will die Gemeinde nun im Bereich des Friedhofseingangs, dort wo die Priestergräber sind, einen Naturfriedhof anlegen. Das hat der Hauptausschuss in seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Ein Landschaftsplaner soll nun das Vorhaben prüfen und Anfang kommenden Jahres bereits einen Entwurf präsentieren.

Anstoß zu dieser Debatte haben Mechthild Hofner (Bündnis für Karlsfeld) und Holger Linde (CSU) gegeben. Bereits im April stellten sie einen Antrag auf Planung und Errichtung eines Friedwalds oder eines Naturfriedhofs. Ein klassischer Friedwald ist in Karlsfeld jedoch nicht möglich, da es keinen Wald gibt. Man muss die Bäume extra pflanzen, deshalb hat sich die Gemeinde nun für die andere Alternative entschieden. Wie viele Bäume, welche Arten und in welcher Anordnung sie stehen sollen, darüber soll sich der Planer nun Gedanken machen.

Das Areal ist etwa 180 Quadratmeter groß. Maximal 30 Urnen hätten dort Platz, so Cataldo. Legt man sie mit einem Röhrensystem an, haben deutlich mehr Urnen Platz, werden sie einzeln vergraben, passen weniger Baumgräber auf den Naturfriedhof.

Eine freie Fläche im westlichen Bereich des Friedhofs sei auf den ersten Blick für das Vorhaben auch in Frage gekommen, erklärt der Geschäftsleiter. Doch da sind bereits Fundamente im Untergrund verankert, auf denen die Grabsteine für Erdbestattungen stehen sollten. Man könne dort zwar, anders als ursprünglich gedacht, Urnengräber anlegen, so Cataldo. Doch für die Wurzeln der Bäume wäre nicht genug Platz. Dazu müsste man erst alles aufgraben und die Fundamente herausnehmen. Eine teure Angelegenheit. Angesichts dessen, dass der Friedhof trotz des enormen Zuzugs in der Gemeinde wohl noch in den nächsten zehn Jahren genug Platz bietet, will man sich für die Baumbestattungen eher auf die 180 Quadratmeter am Eingang fokussieren.

Jedes Jahr gibt es in Karlsfeld durchschnittlich 145 Todesfälle, davon werden 80 in Urnen beigesetzt und nur noch 65 in Särgen.

© SZ vom 20.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: