Süddeutsche Zeitung

Pflegenotstand:Mehr Geld, aber keine Entlastung

Helios-Kliniken und Verdi stellen neuen Tarif für Pflegekräfte vor

Auf der Betriebsversammlung am Mittwoch haben die Leitung der Amper Kliniken AG und die Gewerkschaft Verdi Details ihres ausgehandelten Angebots veröffentlicht, das den Tarifkonflikt beenden soll. Zentraler Bestandteil ist der Wechsel vom bisherigen Haustarifvertrag zum Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD). Rahmenbedingungen dafür sollen nun mit dem Kommunalen Arbeitgeberverband Bayern (KAV) ausgelotet werden. Die Hauptforderung von Pflegern und Bürgerinitiative nach mehr Personal wird damit, zumindest kurzfristig, nicht erfüllt.

Mit dem Übergang in den neuen Tarifvertrag orientieren sich die Helios-Kliniken in Dachau und Markt Indersdorf an den anderen Landkreisen. In Freising und Fürstenfeldbruck beispielsweise werde nicht-ärztliches Personal bereits nach dem TVöD bezahlt wird, erklärte Christian Reischl im Anschluss der SZ. Der Verdi-Gewerkschaftssekretär sprach von einem bis zu 15 Prozent niedrigeren Lohnniveau, welches der Tarifwechsel nun ausgleichen soll. Reischl bezeichnete das Angebot als "Aufwertung der Beschäftigten". Fast alle Beschäftigten würden im neuen Tarifvertrag mehr Geld verdienen. Mittelfristig könne sich dadurch auch die Personalsituation verbessern. Reischl hofft durch die attraktiveren Lohnbedingungen auf mehr Bewerbungen und weniger Kündigungen. Wann der neue Tarif zur Anwendung kommt, sei noch nicht klar. Der Verdi-Gewerkschaftssekretär geht jedoch vom ersten Halbjahr 2018 aus. Bis dahin greife eine Übergangsregelung.

Zur Betriebsversammlung, die Reischl als sehr angeregt empfand, kamen etwa 80 Beschäftigte. Viele Fragen seien gestellt worden. Die Gespräche mit der Klinikleitung gehen allerdings weiter. Man wolle die Forderung nach Entlastung weiter zum Ausdruck bringen. "Wir werden die Tarifverhandlungen Ende Januar wieder aufnehmen", teilte Reischl mit. Falls kommende Gespräche zur Verbesserung der Pflegesituation ertraglos bleiben sollten, sei auch ein Streik nicht auszuschließen.

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Quelle:
SZ vom 21.12.2017 / FEWE
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