Pfarrer und Vordenker:Gedenken

Schönstattbewegung erinnert an den KZ-Häftling Pater Kentenich

Die internationale Schönstatt-bewegung, die 1914 gegründet wurde, hat am Sonntag in Dachau an ihren Gründer, Pater Josef Kentenich, erinnert. Er wirkte vor 75 Jahren unter geheimen und lebensgefährlichen Bedingungen im Konzentrationslager Dachau. Pater Kentenich war als Häftling Nr. 29 392 seit 13. März 1942 im KZ und lernte dort die Häftlinge Fritz Kühr und Eduard Pesendorfer kennen. Mit ihnen wagte er am Nachmittag des 16. Juli 1942 die Gründung der Bewegung in Dachau. Auch Pater Albert Eise, dem Kentenich seit Jahren die Familienarbeit in der Bewegung anvertraut hatte, nahm an der Feier während der Arbeit des "Strohsackflickens" im Block 14 teil. Wenige Wochen später starb er an Hungerruhr. Etwa 120 Häftlinge aus Polen, Tschechoslowakei, Italien, Frankreich und Holland gehörten in Dachau zu der Gemeinschaft. Das Gedenken an Pater Kentenich begann im Max-Mannheimer-Haus mit einem Vortrag über die Schönstattbewegung unter dem Dach der Katholischen Kirche. Sie wird immer mal wieder fälschlicherweise als eine Sekte betrachtet. Darauf folgte ein Gottesdienst in der Todesangst-Christi-Kapelle in der KZ-Gedenkstätte.

Maria Kiess zeigte in der evangelischen Versöhnungskirche Bilder zur Schönstattbewegung. Karl Freller, Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, würdigte Pater Kentenich: "Sein Anliegen war eine neue Kirchen-, Welt- und Gesellschaftsordnung im Hinblick auf eine Zeit nach dem Nationalsozialismus", sagte Freller. Er, so Freller, teile die Bedeutung, die Pater Kentenich der Familie beigemessen hat. "Ich habe selbst drei Kinder und sie sind das wichtigste in meinem Leben. Sie sind das, was ich an diese Gesellschaft weitergebe. Sie sind aber auch der Grund, weshalb mir diese Gesellschaft am Herzen liegt. Jedes Kind muss in diesem Land und auf der ganzen Welt eine Zukunft haben. Deshalb sind alle Akteure, die sich in Dachau gegen das Vergessen und für die pädagogische Arbeit engagieren, enorm wichtig und verdienen großen Dank. Die Kirchen spielen für mich dabei nach wie vor eine besonders wichtige Rolle."

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