Petershausen:Unterschiedliche Prioritäten

Anders als die Bürger sieht Gemeindechef Fath Einkaufssituation, Schulentwicklung und Kinderbetreuung als Top-Themen

Von Petra Schafflik, Petershausen

Einige Stühle sind leer geblieben in der Schulaula, als Petershausens Bürgermeister Marcel Fath (FW) auf der ersten von insgesamt vier Bürgerversammlungen über abgeschlossene Projekte und anstehende Vorhaben referierte. Die Stichworte für seinen eineinhalbstündigen Vortrag ließ er sich vom Publikum vorgeben. Und die Bürger wünschten sich wenig überraschend Informationen über den Feuerwehrhaus-Neubau, das Gewerbegebiet Eheäcker, die Ortskernsanierung, das Projekt Ortsmitte und den laufenden Umbau des Bahnhofgebäudes. Der Bürgermeister wiederum nannte die Einkaufssituation, die Schulentwicklung und die Kinderbetreuung als seine persönlichen Top-Themen.

Die Liste der dringenden Vorhaben scheint nicht kürzer zu werden in Petershausen: "Die Schule platzt aus allen Nähten", sagte Fath, der täglich auf einen "Brandbrief" von Schulleiterin Ulrike Schneider-Güll wartet. Wenn im kommenden Schuljahr wie abzusehen mit 86 Erstklässlern drei Eingangsklassen notwendig werden, fehle der Platz für die Hortgruppe der Mittagsbetreuung. Gleichzeitig wünschen immer mehr Eltern eine Nachmittagsbetreuung für ihr Kind, "aber wo?" Der Lösungsvorschlag des Bürgermeisters: Das alte Schulgebäude, in dem jetzt das Rathaus logiert, "muss wieder Schulhaus werden". Mit einem Zwischentrakt könnte dieses Gebäude an die bestehende Grundschule angedockt werden. Diese Option nennt Fath "einen Befreiungsschlag". Die Gemeindeverwaltung könnte in die Ortsmitte ziehen, wo Bauplanungen seit Jahren nicht recht vorankommen. Die dort brachliegende Fläche nennen Bürger amüsiert das "Biotop am Markt". Fath sieht dringenden Handlungsbedarf, "denn je länger wir warten, desto teurer wird es."

Auch in der Kinderbetreuung fehlen Plätze, doch da setzt der Bürgermeister auf kleine Schritte. So wird im evangelischen Kinderhaus die Hausmeisterwohnung für eine zusätzliche Gruppe umgewandelt, die Aktive Schule will ihr Betreuungsangebot ausbauen. Und im Kindergarten Sankt Laurentius wurde zumindest der Betrieb gesichert, nachdem grundlegende Baumängel beseitigt sind.

Sorgen bereitet Fath auch die Entwicklung des örtlichen Einzelhandels. Noch gibt es neben Discountern auf der grünen Wiese auch einen Lebensmittelmarkt im Ortskern. Doch Petershausen werde durch Neueröffnungen in Nachbargemeinden "umringt von modernen Supermärkten mit großzügigen Parkplätzen". Will der Ort seinen Edeka-Markt nicht verlieren, muss der Gemeinderat den Umzug des Geschäfts an einen attraktiven Standort befürworten, so der Rathauschef. Andernfalls gingen Attraktivität wie Kaufkraft verloren. "Alle Ladenbesitzer wie Banken würden das zu spüren bekommen."

Eine Lösung ist offenbar beim Thema Feuerwehrhaus-Neubau in Sicht. Weil die Gemeinde keinen Baugrund besitzt, wurde jetzt eine Fläche im Gewerbegebiet Eheäcker erworben. Zur Sicherheit, sagte Fath, über ein besser geeignetes Areal werde derzeit noch verhandelt. Weniger zügig geht es mit den weiteren Bauabschnitten der Ortskernsanierung voran. Das Teilstück vom Bahnhof zum Kreisverkehr ist fertig, doch bei den weiteren Abschnitten in Bahnhofs- wie Marbacher Straße ist die Gemeinde auf die Zusammenarbeit der Anlieger angewiesen. Die sind aber nicht begeistert davon, Grund abzutreten für eine Straßensanierung, die sie anschließend über die verpflichtenden Straßenausbau-Beiträge auch noch teuer selbst bezahlen müssen.

Nach dem umfassenden Report des Rathauschefs blieben bei den Bürgern kaum Fragen offen. Christa Jürgensonn mahnte Verbesserungen für die Verkehrssicherheit von Radlern und Fußgängern an. Eine Anwohnerin sorgte sich über die Ausfahrt des neuen Danuvius-Pflegeheims auf die viel befahrene Münchner Straße. "Da entsteht eine Gefahrenstelle." Beate Wandinger erkundigte sich nach einem Friedwald, "denn andere Bestattungsformen werden immer aktueller."

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