Petershausen:Unter Freunden

Als eine der ersten bayerischen Gemeinden ist Petershausen 1968 eine Städtepartnerschaft mit einer französischen Kommune eingegangen. Daraus sind viele enge Kontakte entstanden, die nun gebührend gefeiert werden.

Von Petra Schafflik

Petershausen: Historischer Moment: die Besiegelung der Partnerschaft zwischen Varennes und Petershausen im Jahr 1968.

Historischer Moment: die Besiegelung der Partnerschaft zwischen Varennes und Petershausen im Jahr 1968.

(Foto: privat)

Feierlicher Ernst liegt auf den Gesichtern, die Paul Berberich mit seiner Kamera 1968 festgehalten hat, damals bei der Gründung der Städtepartnerschaft zwischen Petershausen und dem französischen Varennes en Argonne. Die Gräuel zweier Weltkriege noch deutlich in Erinnerung waren sich die Initiatoren ihrer Verantwortung für ein friedliches Europa bewusst. Und tatsächlich, davon ist der Petershausener Bürgermeister Günter Fuchs (CSU) heute überzeugt, haben persönliche Kontakte wie auch die zwischen Petershausener und Varenner Bürgern, "die Grundlage für ein gemeinsames Europa gelegt". Aus vorsichtiger Annäherung ist über die Jahre eine lebendige Freundschaft geworden, die sich nicht auf offizielle Pflichttermine beschränkt, sondern durch einen regen Jugendaustausch immer wieder Impulse und frische Ideen erhält. Das 45. Jubiläum ihrer gelungenen Verbindung feiern Petershausener und Varenner aller Generationen an diesem Wochenende gemeinsam in der französischen Partnergemeinde. "Ich freu mich schon", sagt Bürgermeister Fuchs.

Dem Zufall sei es zu verdanken, dass Petershausen bereits vor 45 Jahren als eine der ersten bayerischen Gemeinden eine Partnerschaft mit einer französischen Kommune geschlossen hat, erzählt Robert Götz, der den "Freundeskreis Varennes" in Petershausen leitet. Als nämlich 1966 und 1967 die Mitglieder Petershausener Vereine nach Verdun reisten, um dort die Kriegsgräber im Ersten Weltkrieg gefallener Freunde und Verwandter zu besuchen, hätten sie Kontakte auch nach Varennes geknüpft, das in der Nähe von Verdun liegt, berichtet Götz. Der Keim zur Städtepartnerschaft war gelegt, die von den Bürgermeistern Bernhard Guerin (Varennes) und Rudolf Rädler (Petershausen) bereits 1968 offiziell besiegelt wurde. "Ganz im Geist des gerade einmal fünf Jahre zuvor unterzeichneten Elysee-Vertrags", betont Götz.

Was als versöhnliche Geste begann, entwickelte sich über die Jahre durch persönliche Kontakte und Freundschaften einzelner Familien zu einer lebendigen Städtepartnerschaft. Inzwischen hat sich die Perspektive gewandelt, im geeinten Europa ist das Streben nach Völkerverständigung, Frieden und Versöhnung kein Motiv mehr. Vielmehr geht es heute darum, den eigenen Horizont zu erweitern, andere Traditionen kennenzulernen. Immer wieder stoßen neue Interessierte zum Freundeskreis, berichtet Götz, werde so der Geist der deutsch-französischen Freundschaft weitergetragen.

Offiziell gewürdigt wird die Verbindung der beiden Gemeinden, wenn alle fünf Jahre das Jubiläum abwechselnd in Petershausen und Varennes mit aufwendigen Festprogrammen und mit der aktiven Beteiligung des gesamten Ortes gefeiert wird. Doch eine funktionierende Partnerschaft, darüber ist sich Bürgermeister Fuchs im Klaren, "lässt sich nicht von oben erzeugen, sondern muss von den Bürgern, über die Familien erhalten werden".

Als wohl entscheidend hat sich deshalb das Engagement der eigenständig arbeitenden Jugendkontaktgruppe erwiesen, die den jährlichen Jugendaustausch koordiniert. Alles junge Leute, die selbst Varennes bereits oft besucht haben, danach hineingewachsen sind in die Rolle der Organisatoren und nun selbständig im Team jedes Jahr aufs Neue den einwöchigen Austausch für 20 bis 25 Kinder managen. "Seit ich 15 bin, war ich jedes Jahr dabei", erzählt der 22-jährige Student Simon Oberhauser. Herzliche Freundschaften seien entstanden bei den Besuchen, die jährlich abwechselnd in Frankreich und Deutschland stattfinden.

Was aber bringt junge Leute in Zeiten von Facebook und Whatsapp dazu, eine achtstündige Busfahrt zu unternehmen, um in ein kleines, abgelegenes lothringisches Dorf zu reisen? Natürlich tausche man sich im sozialen Netzwerk aus, "doch das ist nur ein Kommunikationsmittel und ersetzt doch nicht das persönliche Treffen". Obwohl er schon oft in Varennes war, sprüht er kurz vor der Abreise wieder vor Vorfreude. "Alle freuen sich, endlich die französischen Freunde wieder zu sehen."

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