Eugen Tluck erinnert sich bestens an die Gründungszeit der Musikschule Petershausen, die nun 40 Jahre zurückliegt. Damals war die Musiklandschaft in Petershausen noch relativ karg. Gut, da waren der Männergesangsverein und die Blaskapelle, die das musikalische Leben der Gemeinde bestimmten. Für die Kinder jedoch sah das Angebot sehr mau aus. "Es gab quasi nichts", erinnert sich Tluck.
Heute kann man das nicht mehr behaupten. Die Musikschule, die Tluck 1975 gegründet hat und bis heute leitet, zählt inzwischen 200 Schüler und 20 Lehrer. In den vergangenen 40 Jahren haben in dem Musikzentrum mehr als 1000 Kinder und Jugendliche ihre Liebe zur Musik entdeckt. An diesem Samstag feiert die Musikschule mit einem eigens initiierten Musical seinen 40. Geburtstag. "Es macht mich sehr stolz, dass meine Idee von früher bis heute Bestand hat", sagt Tluck.
Die Idee, von der er spricht, entstand Mitte der Siebzigerjahre. Tluck, der hauptberuflich viele Jahre als Bratschist im Münchner Rundfunkorchester musizierte, war seinerzeit Zivildienstleistender im Franziskuswerk Schönbrunn. Mit den dort lebenden Kindern machte er Musik und inszenierte mehrere Musicals. Sein pädagogisches Talent, seine Freude am Umgang mit jungen Menschen blieben nicht lange verborgen. Georg Müller, Taxiunternehmer und späterer Gemeinderat in Petershausen, bat den jungen Tluck, sein musikalisches Wissen und seine Leidenschaft auch Kindern in Petershausen zu vermitteln. Tluck sagte zu. Und Müller stellte ihm die erforderlichen Räume zur Verfügung.
Es handelte sich dabei um ein besseres Gartenhäuschen, das sich in Petershausen befand. Frei nach der aus Kuba stammenden Trommel, nannten es die 20 Erstschüler liebevoll "Bongohäuschen". Tluck denkt gerne, aber auch wehmütig an diese Zeit zurück. "Das Holz, der Kachelofen - das war Romantik pur", sagt er. "Es war nicht mehr als eine Nachkriegshütte. Aber für unsere Zwecke war sie wunderschön." Die Nachricht, dass es nun auch musische Früherziehung gab, verbreitete sich schnell in Petershausen: Vier Jahre nach seiner Gründung zählte das Musikzentrum bereits 100 Schüler und sieben Lehrer. "Die Nachfrage ist explodiert", erinnert sich Tluck. Das Bongohäuschen allerdings wurde bald zu klein und den Ansprüchen nicht mehr gerecht.
Über die Zwischenstation Petrichhof siedelte die Schule 1983 in die Räume des Petershausener Bürgerhauses um. Dort fand die Musikschule für 32 Jahre ein komfortables Zuhause - bis sie im Frühjahr dieses Jahres in die Petershausener Grundschule umzog.
Tluck spricht über die Schule wie ein stolzer Vater über sein Kind. Die große Nachfrage, die Begeisterung an der Musik habe in Petershausen nie nachgelassen über die Jahrzehnte. Auch heute noch, in Zeiten, in denen Smartphones und Internet die Freizeit der Jugendlichen bestimmten, sei die Nachfrage ungebrochen. Tluck hält das Musizieren für überaus wichtig. In seinen Augen vermag die Musik, die kindliche Persönlichkeit zur Entfaltung zu bringen. Sie ermögliche den Kindern eine "bessere soziale Integration" und ein "positives Seelenleben". Sie fördere Intelligenz, Konzentrationsfähigkeit und Kreativität. "Mit der Musik machen wir die Kinder fit für's Leben", ist Tluck überzeugt.
Von Amtsmüdigkeit ist beim 67-Jährigen nichts zu merken : "Wenn ich nur eine Woche nicht unterrichte, fehlt mir irgendwas. Es ist so was von erfrischend und schön, mit Jugendlichen zu arbeiten", sagt er. Viele Lehrer aus der Gründungszeit sind der Schule bis heute erhalten geblieben - nicht zuletzt dank der ehrenamtlichen Leistung Eugen Tlucks. "Wir haben eine hervorragende Gemeinschaft, die sich menschlich und musikalisch großartig versteht", sagt der Musiker voller Stolz. Seine Schüler können auch weiterhin auf ihn zählen.
40 Jahre Musikschule Petershausen: Konzert, Mehrzweckhalle, Samstag, 14. November, 18 Uhr.