Ortsentwicklung:Umzugspläne von Edeka entzweien Petershausen

Edeka Markt

Sollte der Vollsortimenter umziehen, könnte an dieser Stelle Platz für einen anderen Supermarkt und die Gemeindeverwaltung enstehen.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Befürworter sehen die Gemeinde als Einkaufsmagnet gestärkt, Gegner fürchten um den Einzelhandel in der Dorfmitte.

Von Petra Schafflik, Petershausen

Wie soll sich Petershausen in den kommenden Jahren entwickeln? Seit Herbst 2015 haben sich Bürger und Gemeinderäte in Workshops, Planungswerkstätten und Klausurtagungen mit dieser Frage befasst, ein Steuerkreis begleitete die Arbeit von drei Planungsbüros. Nun liegt ein Abschlussbericht dieses "Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts" (ISEK) vor, es gibt einen Katalog mit 165 Einzelmaßnahmen. Dazu kommt eine detaillierte Feinuntersuchung, die sich mit Optionen für die Ortsmitte befasst, aus der der Edeka-Supermarkt wegziehen will. Obwohl die Inhalte beider Studien den Gemeinderäten schon aus Zwischenberichten und Vorab-Präsentationen weitgehend bekannt waren, mochte das Gremium die Ergebnisse nun nicht zügig durchwinken.

Vielmehr entbrannte erneut eine Diskussion, wie verbindlich die Studien sind. "Ist das ein festgezurrter Katalog oder lebt er?", fragte CSU-Gemeinderat Gerhard Weber. Auch die von den Experten befürwortete Auslagerung des Edeka-Supermarkts wurde hinterfragt. Zweifel gab es an der Idee, dass im Ort für Edeka dann Penny einzieht in einen Neubau, der auch noch die Gemeindeverwaltung aufnehmen soll.

Bedenken in der CSU-Fraktion

Auf Ziele für die Entwicklung der 6600-Einwohner-Gemeinde hatten sich die Gemeinderäte im Juli bereits geeinigt. Nun ging es darum, auch den umfangreichen Maßnahmenkatalog zu billigen. Allerdings gab es einige Bedenken bei der CSU-Fraktion, Inge Dinauer (FW) und SPD-Gemeinderat Bernhard Franke. Doch ohne Ratsbeschluss keine öffentliche Förderung, mahnte Bürgermeister Marcel Fath (FW). Die Zusammenhänge sind komplex: Um für Sanierungsprojekte im Ortskern staatliche Mittel der Städtebauförderung zu bekommen, hat Petershausen schon 1996 ein "Sanierungsgebiet Ortsmitte" festgelegt. Auf diese Weise erhielt die Gemeinde Gelder für den ersten Abschnitt der Ortskernsanierung, die 2014 abgeschlossen wurde.

Auch die Bürger profitieren: Wer ein Anwesen im Sanierungsgebiet herrichtet, kann Sonderabschreibungen geltend machen. Damit nun alle im ISEK-Katalog entwickelten Maßnahmen von so einer Städtebauförderung profitieren, will die Gemeinde das Sanierungsgebiet erweitern - in Richtung Glonn und alten Dorfkern. Nur so lassen sich Fördermittel auch für die geplante Aufwertung der Flussaue oder für Maßnahmen auf dem Schulareal bekommen. Damit das aber klappt, muss der Sanierungsbedarf in dem Areal belegt werden. Und genau als dieser Beleg dient der ausführliche ISEK-Bericht, den der Gemeinderat aber anerkennen und beschließen muss. "So ist es mit der zuständigen Regierung von Oberbayern abgesprochen", sagte die Geschäftsführerin der Gemeinde, Irene Reichel.

Was heute richtig ist, kann morgen schon wieder überholt sein

Aber wie verbindlich ist nun der Katalog? Ein "informelles Planungsinstrument", sagte Planer Martin Birgel. Bürgermeister Fath sieht dagegen "schon eine gewisse Verbindlichkeit". Und FW-Gemeinderat Josef Mittl nennt das Konzept gar "einen Fahrplan, an den wir uns halten sollten". Schon aus Verpflichtung gegenüber den vielen engagierten Bürgern, die intensiv mitgeplant haben. Doch was heute sinnvoll erscheint, kann in wenigen Jahren obsolet werden, sagte Experte Birgel. Den Katalog, "ein wichtiges Hilfsmittel für ihre Arbeit", gelte es deshalb immer fortzuschreiben.

Widerspruch gab es auch zur Feinuntersuchung, die sich als Teil der ISEK-Studie speziell mit dem Zentrum beschäftigt. Im Kern geht es um die strittige Frage, ob der Edeka-Supermarkt aussiedeln soll oder nicht. Experte Joachim Vossen erläuterte die Vorteile eines neuen Edeka-Standorts an der Jetzendorfer Straße - "keine grüne Wiese, sondern fußläufig vom Ort erreichbar" und mit der weiteren Wohnbauentwicklung bald ein Supermarkt mitten im Dorf. Ins Zentrum soll Penny kommen als neuer "Magnet". Petershausen müsse aktiv werden, "sonst graben uns die umliegenden Orte die Kaufkraft ab".

Lange Übergangszeit

Massive Bedenken hat nach wie vor Günter Fuchs (CSU). Die Aussiedlung des Vollsortimenters schade dem Einzelhandel im Dorf, die Kundenfrequenz könne dort zurückgehen. "Eine sinnvolle Umgestaltung am jetzigen Standort wäre sinnvoller." Auch Josef Gerer (CSU) ist skeptisch. Für unrealistisch hält er das Konzept, dass am alten Edeka-Standort ein Neubau entstehen soll - für Penny und die Gemeindeverwaltung. "Ein Luftschloss." Auch Bernhard Franke (SPD) mochte sich nicht festlegen, "dass ich dort ein Rathaus bauen will, das ist noch ganz weit weg". Selbst wenn der Tausch im Kern klappen sollte, bleibe eine lange Übergangszeit, sorgt sich Inge Dinauer (FW). "In der Bauzeit haben wir auf Jahre keine Versorgung im Zentrum, das bleiben Wunschträume." Eigentümer der Immobilie ist die Sparkasse. "Es zählt, was die Bank vorhat, wir können uns zu nichts verpflichten", bestätigte der Bürgermeister.

Nach lebhafter, gut zweistündiger Debatte wurde der ISEK-Maßnahmenkatalog doch mehrheitlich verabschiedet, das Sanierungsgebiet "Ortsmitte" einstimmig erweitert. In Sachen Edeka-Aussiedlung sowie Neubau für Penny und Rathaus einigten sich die Gemeinderäte darauf, die Ergebnisse der ISEK-Feinuntersuchung nur zur Kenntnis zu nehmen, nicht explizit zu billigen. Der Bürgermeister wird beauftragt, Gespräche mit der Sparkasse über einen möglichen Neubau zu führen. Einzig Günter Fuchs (CSU) votierte gegen dieses Vorgehen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: