Buchhandlung, Blumengeschäft, Schreibwarenladen, Fahrradhändler, Reisebüro, Apotheke, Drogerie, Naturkostladen - dazu Bäcker, Metzger und Supermarkt: Im Zentrum von Petershausen finden sich ein breites Warenangebot, wie es für eine 6400-Einwohner-Gemeinde durchaus nicht selbstverständlich ist. Diese Vielfalt zu erhalten, eine Verödung des Dorfkerns mit allen Kräften zu vermeiden, das ist das erklärte Ziel des Gemeinderats. Über das Wie gehen allerdings die Meinungen auseinander. Alle Entscheidungen rund ums Thema Einzelhandel werden im Gemeinderat intensiv diskutiert. Wie etwa die in den vergangenen Monaten endlos debattierte Frage, ob der Edeka-Supermarkt an den Ortsrand Richtung Jetzendorf aussiedeln soll oder nicht.
Auch die geplante Erweiterung von Aldi mit Ansiedlung eines Roßmann-Drogeriemarkts wird von manchen kritisch gesehen. Letztlich wurden beide Projekte positiv beschieden. Dieses Votum steht. Verwundert reagierten die Gemeinderäte deshalb jetzt auf den Vorschlag von Bürgermeister Marcel Fath (FW), per Einzelhandelsgutachten für die Märkte auf der grünen Wiese Sortimentsbeschränkung zu prüfen, um die Geschäfte im Zentrum zu schützen.
Große Ketten lassen sich ihr Sortiment nicht vorschreiben
So ein spezielles Einzelhandelsgutachten eruiert per Kunden- und Händlerbefragung, welche Waren im Zentrum angeboten werden sollen. Auf dieser Grundlage lassen sich für Märkte außerhalb vom Ortskern entsprechende Beschränkungen formulieren, um den bestehenden innerörtlichen Handel vor Konkurrenz zu schützen. Allerdings: Der Bürgermeister hält selbst nichts von diesem Vorgehen. Nicht nur, weil eine Einzelhandelsstudie aufwendig, teuer und langatmig wäre. Sondern auch, "weil sich große Ketten ihr Sortiment nicht vorschreiben lassen".
Das heißt konkret: Verbietet Petershausen für Standorte außerhalb des Dorfkerns den Verkauf von beispielsweise Schreibwaren, Tiernahrung oder Drogerieartikeln, werde Aldi eben vermutlich wegziehen, sich Roßmann gleich anderswo ansiedeln. Weg wären mit ihnen vielleicht auch potenzielle Kunden, "denn auch die lassen sich nichts vorschreiben". Das sieht auch der Gewerbeverband so. Gegenüber Systemhändlern - gemeint sind Ketten wie Edeka, Aldi, Norma oder Roßmann - sei eine Sortimentsbeschränkung völlig wirkungslos, erklärte Vorsitzender Herwig Feichtinger der SZ auf Nachfrage. Wozu also die Verwaltungsvorlage für ein Gutachten, wenn Rathauschef und örtlicher Einzelhandel nichts davon halten? Ziel sei eine abschließende Diskussion des immer wieder umstrittenen Themas Einzelhandel im Ort. Mit dem Ziel, "die Kontroverse ein für alle Mal vom Tisch zu haben", erläuterte Bürgermeister Fath.
Doch die Gemeinderäte fühlten sich genarrt. "Was soll dieser Vorschlag jetzt?", fragte Gerhard Weber (CSU). Ein Einzelhandelsgutachten zum jetzigen Zeitpunkt sei "völlig unsinnig", sagte Wolfgang Stadler (SPD). Schließlich gebe es in Petershausen mit Norma und Aldi bereits Discounter auf der grünen Wiese. Jetzt komme die Idee definitiv zu spät, erklärte Inge Dinauer (FW). "So ein Gutachten hätte Sinn gemacht vor der Entscheidung über Edeka und Aldi." Auch praktisch sei eine Sortimentsbeschränkung schwer vorstellbar. "Soll dann etwa in den Werbeprospekten vermerkt sein, dass es bestimmte Dinge in Petershausen nicht gibt?", fragte Ernst Nold (FW). Selten waren sich die Gemeinderäte in Sachen Einzelhandel so schnell einig. Einstimmig wurde ein Einzelhandelsgutachten abgelehnt. Bleibt abzuwarten, ob die Strategie des Bürgermeisters aufgeht. Und sich damit der Gemeinderat tatsächlich das letzte Mal beschäftigt hat mit Einzelhandel auf der grünen Wiese und Schutz der innerörtlichen Geschäfte.