Petershausen:Die Proteste halten an

Nicht alle Pendler wollen sich mit einer Parkgebühr am Bahnhof Petershausen abfinden. Sie fordern "ein übergreifendes, zukunftsfähiges Verkehrskonzept".

Petra Schafflik

Die betroffenen Pendler haben sich offenbar damit arrangiert, dass die Park- und Ride-Anlage am Petershausener Bahnhof seit 1. September für Auswärtige kostenpflichtig ist. Nach einer ersten Statistik erwerben fast alle Autofahrer das notwendige Parkticket, sagt Daniel Stadelmann, der als Leiter des Kommunalunternehmens in Petershausen (KUP) die Parkplätze verwaltet. Trotz dieser Disziplin sind die Proteste gegen die Parkgebühr längst nicht verstummt. Pendler wie Peter Schmitz-Valckenberg aus Reichertshausen im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm fordern "ein übergreifendes, zukunftsfähiges Verkehrskonzept" statt punktueller Maßnahmen. Auch der Reichertshausener Bürgermeister Reinhard Heinrich formuliert im örtlichen Gemeindeblatt harsche Kritik.

Petershausen: Auswärtige müssen zahlen, wenn sie ihr Auto am Park-and-Ride-Platz in Petershausen abstellen wollen.

Auswärtige müssen zahlen, wenn sie ihr Auto am Park-and-Ride-Platz in Petershausen abstellen wollen.

(Foto: DAH)

Vor allem die Signalwirkung, die von der Entwicklung in Petershausen für andere Kommunen und damit für den gesamten öffentlichen Nahverkehr im Großraum München ausgehen könnte, bereitet Peter Schmitz-Valckenberg Sorgen. Unter dem wachsenden Parkdruck könnten weitere Gemeinden diesem Beispiel folgen und Parkgebühren erheben, so seine Befürchtung. Wenn dann wegen teurer Bahnparkplätze Pendler wieder vermehrt aufs Auto umsteigen, um an ihren Arbeitsplatz etwa nach München zu pendeln, könne dies definitiv "nicht im Sinne eines nachhaltigen Verkehrskonzepts und der Kohlendioxidvermeidung sein". Das schreibt der Reichertshausener in einem Brief an den Münchner Oberbürgermeister Christian Ude, an den er diese Problematik herangetragen hat. Seine Anregung: Bahn und Münchner Verkehrsverbund als Nutznießer von Park- und Ride-Anlagen sollten stärker in die Pflicht genommen werden. "Das Problem darf nicht auf dem Rücken der Bürger ausgetragen werden." Genau in diese Richtung geht auch die Kritik von Reichertshausens Bürgermeister Reinhard Heinrich. Für Pendlerparkplätze habe die Bahn die Kosten zu tragen, schreibt Heinrich im Gemeindeblatt. Und wenn schon Gebühren, "dann mit Parkplatzgarantie". Sonst, so Heinrich, "wird der Verdacht eines "Abzockens" nicht wegzubringen sein".

Die neuen Parkgebühren am Petershausener Bahnhof sind bekanntlich eng mit der speziellen Situation der kleinen Gemeinde an der nördlichen Landkreisgrenze verwoben. 90 Prozent der täglich rund 1100 Parkplatz-Nutzer steuern nämlich von auswärts den Ort mit seiner attraktiven S-Bahn- und Schnellzugverbindung an. Weil die Unterhaltskosten der Parkflächen von jährlich rund 150 000 Euro den Gemeindehaushalt massiv belasten, sollen die Pendler mit ihren Parkgebühren künftig einen Beitrag leisten. Zu zahlen sind ein Euro für ein Tagesticket, die Jahresparkgebühr kostet 140 Euro. Aber auch wenn kritische Stimmen laut werden, hat sich die Mehrzahl der Pendler offenbar mit der Situation rasch arrangiert. Im Rathaus, so KUP-Leiter Daniel Stadelmann, seien nur zwei, drei Beschwerden per E-Mail eingegangen, dazu eine Handvoll Anrufe. Auch eine erste Statistik lässt auf eine hohe Disziplin der Pendler schließen: Nur in vier Prozent der kontrollierten Fahrzeuge sei kein Parkticket hinterlegt gewesen, erläutert Stadelmann, sieben Prozent der Nutzer seien als Petershausener Bürger von der Gebühr befreit gewesen. Ein Viertel der Pendler hat bereits in den ersten Tagen ein Jahresticket erworben.

Die Kritik, dass trotz der neuen Parkgebühren nicht genügend Stellflächen zur Verfügung stehen, kann Stadelmann nachvollziehen. Auch wenn noch nicht absehbar sei, ob mit der Kostenpflicht künftig weniger Fahrzeuge Petershausen ansteuern, Pendler bereits vor Petershausen auf die Bahn umsteigen werden, so Stadelmann. Dennoch will die Gemeinde kurzfristig reagieren und rund 40 Stellplätze durch eine Neuorganisation der Grünflächen schaffen: "Ein Zeichen des guten Willens." Ob Petershausen sich darüber hinaus für den weiteren Ausbau von Parkplätzen engagiert, sei Entscheidung des Gemeinderats. Denkbar und bereits im Gremium debattiert wurde der Bau eines Parkdecks über dem bestehenden Parkplatz mit bis zu 200 Stellplätzen. Fraglich bleibt, ob die wenig finanzstarke Gemeinde Investitionskosten von rund einer Millionen Euro für eine solche Baumaßnahme schultern will. "Diese Debatte wird im Gemeinderat im Herbst auf uns zukommen", erwartet Stadelmann.

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