Eigentlich sind die Leute in der Siedlung rund um den Mooswiesenring in Petershausen gut ausgestattet, etwa mit Rückstauklappen in ihren Abwasserleitungen. Es ist nicht das erste Hochwasser, das sie zu bestehen hatten, schließlich liegt das Viertel nah an der Glonn. Diesmal aber hat es nicht gereicht, zumindest nicht für rund 60 Häuser mit vollgelaufenen Kellern, von denen wiederum die Hälfte auch mit undichten Heizöltanks kämpft.
„Mit steigendem Wasserstand im Keller schwimmen die Tanks und wenn sie dann umfallen, läuft das Öl ins Wasser“ erklärt Maximilian Reimooser, Pressesprecher in der Dachauer Kreisbrandinspektion. Auch am Dienstag waren die Feuerwehren noch mit dem Auspumpen von Kellern beschäftigt. Bis Montagabend halfen spezialisierte Kräfte, sogenannte Ölwehrkontingente, aus den Landkreisen Rosenheim und München mit 100 Leuten und Gerätschaften zur Ölschadensbekämpfung.
Das Öl-Wasser-Gemisch wird entsorgt
Über 200 IBC-Container, große Plastiktanks, die 1000 Liter fassen, haben die Feuerwehren schon mit verunreinigtem Öl-Wasser-Gemisch gefüllt und zur Entsorgung transportiert. Die ersten Container wurden dazu nach München gefahren. Trotz aller Mühe, das umweltschädliche Heizöl aufzufangen, bestätigt Reimoser: „Auf manchen Straßen ist ein Ölfilm zu sehen.“
Das beobachtet auch Ralf Schüpferling von der Ortsgruppe Petershausen des Bundes Naturschutz. „Da ist mit Sicherheit einiges in die Gewässer gelangt“, sagt er, zu Auswirkungen auf Fische oder Insekten wisse er aber noch nichts, weil nach wie vor alles überschwemmt sei. Das ist auch aus der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt zu hören. „Unsere Leute kommen noch gar nicht an die Gewässer, um sich ein Bild machen zu können“, sagt Amtssprecherin Sina Török. Das betreffe auch eventuell in Mitleidenschaft gezogene Wildtiere. „Wie da die Folgen sind, da haben wir noch keinen Einblick“, so Török. Sicher werde sich das Wasserwirtschaftsamt einschalten, um Ölschäden gegebenenfalls zu beseitigen.
Moore als Retter
Der Kreisvorsitzende des Bundes Naturschutz, Roderich Zauscher, betont in diesem Zusammenhang einmal mehr die Bedeutung der Moore für den Hochwasserschutz. „Es ist zwar alles nass, aber es gibt da keine überschwemmten Wiesen. Ohne Entwässerungsgräben wäre die Schwammfunktion der Moore noch viel stärker.“ Das Wasser, das über die Autobahn gelaufen sei, sei von der Maisach her gekommen, nicht aus dem Moos.
Letztendlich, ist Zauscher überzeugt, werden Starkregen und Hochwasser zunehmen. Hochwasserschutz sei also nötig. Zauschers mahnender Dreiklang dazu klingt so: Versiegelung kritisch hinterfragen, Moore renaturieren, Landbewirtschaftung verbessern, in Sinne von Fruchtwechsel und Humusaufbau, damit Wasser wieder besser versickern kann. Von Ölschäden abgesehen hält Zauscher die Auswirkungen auf die Natur aber für gering. Sicher seien einige Tiere, vor allem Jungtiere, ertrunken, das komme bei Hochwasser sogar bei Bibern vor, aber: „Für die Natur ist das normal, die großen Probleme hat der Mensch in seinen Siedlungen.“
Was Bürgerinnen und Bürger tun können, um die Abwasserkanäle zu entlasten
Aufgrund der aktuellen Hochwassersituation und der damit verbundenen Überlastung der Abwasserkanäle bitten die Stadtwerke alle Betroffenen dringend darum, das Wasser aus vollgelaufenen Häusern und Kellern in die „Straßensinkkästen“ am Straßenrand, sprich Straßengullys, abzuleiten. So soll eine weitere Überlastung der Abwasserkanäle vermieden werden. Denn das Hochwasser habe, so heißt es in einer Pressemitteilung, vielerorts zu überfluteten Kellern und Gebäuden geführt, was die Kanalisation an ihre Belastungsgrenzen bringe.
Zudem fordern die Stadtwerke die Bewohnerinnen und Bewohner Dachaus dazu auf, ihr Abwasser, sofern möglich, zu reduzieren. Das geht, indem man weniger duscht und badet, Toilettengänge auf ein Minimum reduziert und die Geschirrspül- und Waschmaschinen nicht anschaltet.