PetershausenBluttat aus Rache

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Vor den Augen eines Siebenjährigen soll ein 62-Jähriger seine frühere Frau erstochen haben - jetzt steht er wegen Mordes vor Gericht.

Andreas Salch

Wegen heimtückischen Mordes an seiner früheren Ehefrau muss sich der Dachdecker Muharrem A., 62, aus Petershausen seit Dienstag vor der Schwurgerichtskammer am Landgericht München II verantworten. In der Nacht des 23. Juli vergangenen Jahres hatte der aus dem Kosovo stammende Mann seine Ex-Frau Rizafet S. vor deren Wohnung in der Jetzendorfer Straße in Petershausen erwartet. Ohne auch nur ein Wort zu sagen, war er auf die 43-Jährige zugegangen und stieß ihr zweimal ein Küchenmesser mit einer zwanzig Zentimeter langen Klinge in den vorderen und linken Schulterbereich.

Wegen heimtückischen Mordes an seiner früheren Ehefrau muss sich der Dachdecker Muharrem A., 62, aus Petershausen seit Dienstag vor der Schwurgerichtskammer am Landgericht München II verantworten.
Wegen heimtückischen Mordes an seiner früheren Ehefrau muss sich der Dachdecker Muharrem A., 62, aus Petershausen seit Dienstag vor der Schwurgerichtskammer am Landgericht München II verantworten. (Foto: dpa)

Mit einem der beiden Stiche wurde die Lunge der Frau durchbohrt, der andere führte zur Öffnung der linken Herzkammer. Rizafet S. hatte keine Chance. Sie starb kurz nach Eintreffen eines Notarztes an inneren und äußeren Verblutungen. Mit der Tat habe sich der Dachdecker an seiner geschiedenen Frau dafür rächen wollen, dass sie wieder geheiratet habe, heißt es in der Anklage der Staatsanwaltschaft.

Als Muharrem A. Rizafet S. attackierte, hielt diese den siebenjährigen Sohn ihres neuen Mannes an der Hand. Der Bub ist seit der Tat schwer traumatisiert. Ebenso dessen Vater Xhevdet S.. Er stand bei der Tat nur wenige Meter von seiner Frau entfernt. Ehe er überhaupt hatte begreifen können, was passiert, war Rizafet S. schon blutüberströmt zu Boden gesunken.

Muharrem A. hatte nach den tödlichen Stichen einen Notarzt herbeirufen lassen. Kurz darauf wurde er von Polizisten festgenommen. Bevor diese ihn abführten, rief er Xhevdet S. zu: "Wie kommst Du dazu, so viel Mut aufzubringen, einem andren die Frau wegzunehmen?" Außerdem bedrohte er noch den 41-Jährigen und dessen Sohn mit den Worten: "Diesmal seid ihr noch davon gekommen, das nächste Mal seid ihr dran."

Muharrem A. sitzt seit der Tat in Untersuchungshaft. Als ihn am Morgen zwei Polizeibeamte in den Sitzungssaal führen, trägt er einen dunkelbraunen Anzug. Der oberste Knopf seines hellen Hemdes ist offen. Das Gesicht des 62-Jährigen wirkt fahl und grau. Während Staatsanwältin Kristina Karbach die Anklage verliest, lässt der Dachdecker, der bis zur Scheidung 2008 20 Jahre lang mit Rizafet S. verheiratet war, den Kopf auf seine gefalteten Hände sinken und beginnt zu schluchzen.

Warum die Ehe in die Brüche gegangen sei, fragte der Vorsitzende Richter Ralph Alt den Angeklagten: "Sie wollte einfach ausziehen, mehr hat es da nicht gegeben." Außerdem hätte Rizafet einen anderen Mann kennengelernt. Zu der blutigen Messerattacke sagte der 61-Jährige auf Anraten seines Verteidigers Adam Ahmed kein einziges Wort. In einer Erklärung, die er durch seinen Verteidiger vortragen ließ, räumte Muharrem A. ein, dass er "billigend in Kauf" genommen habe, dass Rizafet S. durch die Messerstiche stirbt.

Bevor die Richter den Ehemann der Getöteten vernehmen, wird Muharrem A. aus dem Gerichtssaal geführt. Xhevdet S.s, der in dem Prozess als Nebenkläger auftritt, solle dem mutmaßlichen Mörder seiner Frau nicht begegnen, sagte dessen Anwältin. Die Gefahr, dass er erneut ein Trauma erleide, sei aus Sicht seines Arztes zu groß. Xhevdet S. war erst zwei Tage vor der Tat nach Deutschland gekommen. Im April vorigen Jahres hatte er Rizafet im Kosovo geheiratet. Angeblich haben deren Verwandte den fünf Kindern aus Muharrem A.s erster Ehe "Blutrache" geschworen. Der Prozess wird fortgesetzt.

© SZ vom 21.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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