Petershausen:Ackerbau auf dem Stundenplan

Petershausen: Ein Foto als Erinnerung: Eine chinesische Delegation informierte sich in der Aktiven Schule, wie sie mit dem Thema Umwelt umgeht.

Ein Foto als Erinnerung: Eine chinesische Delegation informierte sich in der Aktiven Schule, wie sie mit dem Thema Umwelt umgeht.

(Foto: Toni Heigl)

Chinesische Bildungsexperten holen sich in Petershausen Anregungen für eine Umwelterziehung an Grundschulen.

Von Petra Schafflik, Petershausen

"Nihao" schallte es den drei Bildungsexperten aus China entgegen, die jetzt die Aktive Schule besucht haben. Fremdsprachen stehen in der privaten Volksschule in Petershausen tatsächlich von der ersten Klasse an auf dem Stundenplan. Allerdings lernen die Mädchen und Jungen Englisch und Spanisch. Die korrekte Begrüßung in Mandarin haben die Kinder den weitgereisten Gästen zu Ehren eigens eingeübt. Die Reise, die jetzt chinesische Gäste nach Petershausen führte, ist Teil eines Kooperationsprojekts von Hanns-Seidl-Stiftung, Universität Passau, Zhejiang International Studies University (Zisu) mit Sitz im ostchinesischen Hangzhou und dem Lehrerfortbildungszentrum der Stadt Shanghai (LFZ). Ziel des auf drei Jahre angelegten Vorhabens ist die Entwicklung von praxistauglichen Unterrichtsmodulen, die Umweltthemen aus verschiedenen Perspektiven behandeln. Impulse dafür holten sich die chinesischen Projektpartner aus Hangzhou jetzt auch an der Aktiven Schule Petershausen, wo Umweltbildung einen hohen Stellenwert hat.

Ökologie und Nachhaltigkeit im Schulalltag

Sofort entdeckt Professorin Wu Weidong, Leiterin des Zisu-Lehrerfortbildungszentrums, den kleinen Maibaum im Schulgarten. Die chinesische Bildungsexpertin spricht fließend Deutsch und weiß als ehemalige Stipendiatin der CSU-nahen Hanns-Seidl-Stiftung auch um die bayerischen Traditionen. Interessiert erkundet Wu Weidong dann gemeinsam mit ihren Kollegen Hu Yijun und Yu Haishan sowie Projektleiter Janne Leino das kleine Stück Grün, das in direkter Nachbarschaft der Schule von den Mädchen und Jungen jeden Sommer bewirtschaftet wird. Schon im Schulhaus hatten die chinesischen Gäste viele Fragen an Schulleiterin Verena Seibt. Die Fülle und Vielfalt der Unterrichtsmaterialien, die frei zugänglich bereit liegen, das spezielle Bildungskonzept der Schule mit seiner Mischung aus Freiarbeit und festen Impulsphasen hinterfragen die Besucher interessiert.

Als Praxismodell im Rahmen des chinesisch-deutschen Kooperationsprojekts wurde die Petershausener Aktive Schule ausgewählt, weil hier das Thema Ökologie und Nachhaltigkeit im Schulalltag eine feste Größe ist. Schon allein der wöchentliche "Draußentag", den die 38 Mädchen und Buben der Grundschule gemeinsam mit ihren Pädagogen zu jeder Jahreszeit im Freien verbringen, weckt ein nachhaltiges Bewusstsein für Natur und Umwelt. Im Zentrum steht handlungsorientiertes Lernen, weshalb eigene Flächen bewirtschaftet werden. Im Schulgarten ziehen die Schüler Gemüse, auf einer Ackerfläche in der Nähe werden Feldfrüchte angebaut. Säen, pflanzen, pflegen, beobachten, ernten - ganz nebenbei sollen die Kinder durch diese praktische Arbeit auch theoretische Kenntnisse erwerben und vertiefen.

Chinesische Klassen haben mehr Schüler - und mehr Geld

Eindrücke, die den chinesischen Bildungsexperten wichtige Anstöße vermitteln. Allerdings geht es nicht darum, Ideen oder Konzepte nun in China identisch umzusetzen, stellt Projektleiter Janne Leino klar. Schon allein, weil sich der Schulalltag doch deutlich unterscheidet. Wo in Petershausen 38 Grundschüler in zwei Lerngruppen von fünf Lehrern betreut werden, steht in China ein Pädagoge vor 40 Schülern. "In Eliteschulen sind die Zahlen noch höher, im Westen sind auch einmal 80 Schüler in einer Klasse", berichtet Professorin Wu Weidong. Dort setzen die Lehrer auf Frontalunterricht. Andererseits seien chinesische Schulen finanziell und technisch oft deutlich besser ausgestattet als deutsche Einrichtungen, ergänzt Janne Leino. Vor diesem Hintergrund ist es Ziel des Kooperationsprojekts, an 29 Modellschulen in China zehn konkrete Unterrichtsmodule zu entwickeln, die fächerübergreifend Umweltthemen vermitteln.

Inhaltliche und methodische Unterstützung erhalten die Pilotschulen sowohl durch das LFZ Shanghai und die Zisu als auch durch die Universität Passau, die die Arbeit wissenschaftlich begleitet und für die Evaluation des Projektes verantwortlich ist. Ziel ist, langfristig eine systematische Umwelterziehung an chinesischen Grundschulen zu etablieren. Einige Impulse dafür konnten sich die Experten in Petershausen holen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: