Petersberg:Begegnung mit Bruder Klaus

Petersberg: Der Stanser Pfarrer bittet Niklaus von Flüe um Vermittlung zwischen Städtekantonen und Länderorten. Die Darstellung stammt aus der Luzerner Chronik von Diebold Schilling.

Der Stanser Pfarrer bittet Niklaus von Flüe um Vermittlung zwischen Städtekantonen und Länderorten. Die Darstellung stammt aus der Luzerner Chronik von Diebold Schilling.

(Foto: Wikipedia Commons)

Die Landvolkshochschule beschäftigt sich auf einem Symposion mit dem vor 600 Jahre geborenen Schweizer Nationalheiligen Niklaus von Flüe.

Von Deborah Portejoie, Erdweg

Vor 600 Jahren wurde Niklaus von Flüe im Flüeli bei Sachseln in der Schweiz geboren. Zu diesem Anlass erinnert die Landvolkshochschule Petersberg mit einem Künstler-Symposion von Mittwoch, 30. August, bis Sonntag, 3. September, an den Bruder Klaus, der vor allem durch sein Mitwirken zum bleibenden Frieden in der Schweiz bekannt ist. Nachdem es im 15. Jahrhundert in der Schweiz zu innenpolitischen Spannungen gekommen war, sollte die Unterzeichnung des Stanser Verkommnis Frieden und Ruhe wiederherstellen. Doch der Bündnisvertrag drohte zu scheitern, da einige Parteien kurzfristig noch Nachbesserungen an dem Vertrag vornehmen wollten. Es kam zum Streit. Um das Scheitern abzuwenden, eilte der Stanser Pfarrer zu Bruder Klaus. Dieser konnte erreichen, dass die Parteien ihre Differenzen beiseitelegten und schließlich doch das Stanser Verkommnis unterzeichneten. So half Bruder Klaus dabei, den Frieden in der Schweiz zu sichern. "Er setzte sich aus Glaubensüberzeugung für den Frieden ein", sagt Franz Hämmerle, Bildhauer und Theologe, der die Kunstschaffenden und Gäste des Symposions als Fachmann begleitet.

Niklaus von Flüe bekleidete einige öffentliche und politische Ämter, bis er diese 1465 allesamt niederlegte. Zwei Jahre später, mit 50 Jahren, verließ Niklaus von Flüe seine Frau Dorothea Wyss und die zehn gemeinsamen Kinder. "Der Abschied geschah im Einverständnis mit seiner Ehefrau, die verstand, dass das der richtige Weg für ihn war", erzählt Hämmerle. Niklaus von Flüe ließ sich kurze Zeit später im Ranft, einer Schlucht am Ortsrand von Flüeli, unweit seiner Familie nieder. Fortan nannte er sich Bruder Klaus und lebte als Einsiedler im Ranft. Dort baute er, mit Hilfe der Landsleute, eine Kapelle und eine Zelle. Viele Leute kamen im Laufe seines Lebens zu Bruder Klaus, um Rat zu suchen. Am 21. März 1487 starb er mit 70 Jahren in seiner Zelle.

Insgesamt elf Künstler werden beim Künstler-Symposion am Petersberg "Wege zum Frieden heute" erkunden. Unter den teilnehmenden Künstlern befinden sich Maler, Bildhauer und Installationskünstler. An das Wirken von Klaus von Flüe soll auf verschiedene Arten angeknüpft und erinnert werden. Von Donnerstag, 31. August, bis Samstag, 2. September, können Interessierte den Künstlern beim Schaffen ihrer Werke über die Schulter schauen. Jeweils von 17 bis 18 Uhr findet eine offene Atelierstunde statt, während der man sich den Zwischenstand der Kunstwerke anschauen und mit den Künstlern ins Gespräch kommen kann.

Auch Adenauer besuchte das Grab des Heiligen

Franz Hämmerle möchte sich auch kritisch mit den Arbeiten der Künstler befassen: "Zur Auseinandersetzung mit einem Werk gehört auch Reibung, um in die Tiefe zu gehen."Die Künstler werden unterschiedliche Zugänge haben und auf verschiedene Weisen künstlerisch tätig werden. Der Arnbacher Bildhauer Jörg Kausch wird zum Beispiel mit Holz arbeiten. Als er sich mit Klaus von Flüe beschäftigte, stach für ihn besonders eine Geschichte heraus: 1955 sollte Konrad Adenauer nach Moskau reisen, um über die Rückführung der letzten deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion zu verhandeln. Kurz davor besuchte Adenauer das Grab des Schweizer Nationalheiligen. "Adenauer hat dort gebetet und gefastet", erzählt Jörg Kausch. Auch habe Adenauer jemand angewiesen, für ihn am Grab Klaus von Flües weiter zu beten, während er zu den Verhandlungen in Moskau war. Die Verhandlungen liefen erfolgreich, die Bundesrepublik Deutschland konnte die letzten Kriegsgefangenen zurückholen. "Die Geschichte ist faszinierend", sagt Jörg Kausch, "Da sieht man die Wirkung von diesem Mann." Eine Arbeit in der Richtung, wie er sie am Petersberg herstellen wird, hat der Bildhauer bereits vorgehabt. Das Symposion bietet nun eine gute Gelegenheit, die Idee umzusetzen.

Wie das Werk des Bildhauers letztendlich aussehen wird, können die Besucher schließlich am Sonntag, 3. September, sehen, wenn die Ausstellung der fertigen Arbeiten eröffnet wird. Neben den offenen Atelierstunden gibt es Abends von Mittwoch bis Samstag jeweils ab 19 Uhr verschiedene Vorträge und Gespräche zum Thema Frieden. So erfährt man am Mittwochabend von Pfarrer Josef Mayer zum Beispiel mehr über das Leben von Klaus von Flüe und der Mystik, die seine Person umgibt. Am folgenden Tag erzählen in einem Podiumsgespräch, moderiert von Franz Hämmerle, die Künstler von ihren Eindrücken und ihrer Arbeit.

Am Samstagnachmittag finden zusätzlich Workshops statt, die sich auf verschiedene Weisen mit dem Thema "Frieden" befassen. So sollen die Gäste, während die Künstler ihre Arbeiten abschließen, selbst tätig werden können. Angeboten werden beispielsweise Workshops zur Mediation als Methode der gewaltfreien Konfliktbearbeitung oder zu meditativem Bogenschießen. Den Abschluss des Symposions bildet ein Gottesdienst und die Eröffnung der Ausstellung, die bis zum 5. November am Petersberg zu sehen ist.

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