Süddeutsche Zeitung

Parkplatzprobleme:Unter Beobachtung

Der Karlsfelder Gemeinderat will weitere Untersuchungen zum ruhenden Verkehr machen lassen. Bewohnerparkzonen sind nicht immer das beste Mittel gegen die Stellplatznot. Einfach abschleppen geht auch nicht

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Eine Parklücke in Karlsfeld zu finden, ist Glückssache. Meist stehen die Autos im Kernbereich um die Neue Mitte herum Stoßstange an Stoßstange. Wer zum Beispiel in der Rathausstraße nur kurz mal einen Kaffee trinken will, stellt seinen Wagen auch gerne mal in die zweite oder gar dritte Reihe - sehr zum Verdruss der Anwohner. Die kommunale Parküberwachung hat dagegen bislang nicht viel ausrichten können. Denn wenn diese kommt, springen schnell alle in ihre Autos und fahren davon. Dennoch haben die Politessen von Januar bis September allein in der Rathausstraße mehr als 330 Verwarnungen erteilt, sagt Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) im Gemeinderat.

Der Verkehrsplaner Christoph Hessel stellte jedoch auch klar, dass die Parksituation sich nicht ganz so dramatisch verschlechtert hat, wie viele es durch den Bau der Neuen Mitte befürchtet hatten. Dennoch riet er in der jüngsten Gemeinderatssitzung, die Situation im Auge zu behalten. Im Mai hatte er zuletzt eine Parkraumerhebung gemacht und diese nun mit den Ergebnissen von 2013, als vor dem Bau der Neuen Mitte verglichen. Immerhin ging es um die Frage, ob man Bewohnerparkzonen einrichten sollte.

Am Abend ist alles zugeparkt

Am prekärsten ist die Situation wohl im nördlichen Bereich zwischen See-, Lessing- und Rathausstraße. Vor allem am Abend und in den frühen Morgenstunden ist hier mehr oder weniger alles zugeparkt. Hessel spricht von einer Auslastung von bis zu 92 Prozent. Das wohl deshalb, weil bei den Messungen um fünf Uhr morgens schon die ersten losgefahren sind, räumt er ein. Vor vier Jahren bei der ersten Überprüfung, war die Situation noch etwas entspannter. Damals lag die Auslastung abends gegen 19 Uhr bei 82 Prozent und morgens bei 76 Prozent. "Das sind eindeutig nicht die Kunden der Neuen Mitte, sondern die Bewohner", erklärt er. Gegen sieben Uhr morgens sind dann schon wieder viele Parkplätze frei und tagsüber bleibe die Situation mit Ausnahme der Rathausstraße entspannt. Auch die Lessingstraße wird tagsüber gerne zum Abstellen des Autos genutzt.

Aber auch die Kunden der Neuen Mitte parken gern oberirdisch. Denn tagsüber sind vor allem Garten- und Pfarrer-Mühlhauser-Straße im Fokus der Parkplatzsuchenden. Das zeuge von einer "gewissen Art von Bequemlichkeit", sagt Hessel. Denn in der Tiefgarage gebe es genügend Stellplätze. Das Parkplatzproblem im nördlichen Bereich lasse sich jedoch durch eine Bewohnerparkzone nicht lösen, gab er zu bedenken. Denn es sind ja die Bewohner, die dort ihre Wagen am Straßenrand abstellen. Wenn sich das Problem jedoch tagsüber verschärfe, müsse man reagieren. Die Regelung im Bereich Mitte, also vor allem an der Garten- und der Pfarrer-Mühlhauser-Straße, sowie im Süden an der Krenmoosstraße, mit der Parkscheibe nur eine begrenzte Zeit stehen zu dürfen, hält Hessel für gut. Das sorge für Fluktuation. Eine Bewohnerparkzone in diesen Bereichen sei indes nicht nötig. Die Auslastung ist zu gering, erklärt der Experte.

Ruf nach verstärkter Überwachung wird laut

Insgesamt ist die Zahl der Parkplätze im gesamten Gebiet in den vergangenen vier Jahren nur um knapp 20 gestiegen auf nicht ganz 1000 Stellplätze. Bürgermeister Kolbe warnte die Ratsmitglieder vor einer schnellen Einführung der Bewohnerparkzone im neuen Ortszentrum von Karlsfeld. "Das neue System bedeutet eine neue Stelle im Rathaus. Wir müssen uns fragen: Steht das in Relation?", sagt er. Wenn jeder mit seinem Antrag auf einen Parkausweis komme, ziehe das einen hohen verwalterischen Aufwand nach sich. "Das trägt auch nicht zur Erheiterung der betroffenen Anwohner bei", gab der Rathauschef zu bedenken. Deshalb müsse man das gut abwägen. Der Ruf nach verstärkter Überwachung der parkenden Autos wurde laut. Ebenso der Wunsch, Parksünder einfach abschleppen zu lassen. Doch das darf die Kommune nicht. "Das müssen wir dann zahlen", erklärte Kolbe. Er schicke jedoch die Polizei immer wieder in den Abendstunden durch die Straßen. "Aber die hat nicht immer Zeit." Man einigte sich darauf, den ruhenden Verkehr weiter zu beobachten. Im Mai 2018 soll erneut eine Untersuchung vom Verkehrsexperten gemacht werden.

Auch rund um den S-Bahnhof will die Gemeinde die Parksituation demnächst genau überprüfen. Auch dort steht die Einführung einer Bewohnerparkzone im Raum. "Jede Zufahrt ist zugeparkt", klagte Anton Flügel (FW). Von 8.30 Uhr an bekomme man keinen Platz mehr.

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Quelle:
SZ vom 23.10.2017/lela
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