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Paracyclistin Denise Schindler:Der Traum vom WM-Gold

Seit sie im Alter von zwei Jahren auf Glatteis ausrutschte und unter die Straßenbahn kam, trägt Denise Schindler eine Prothese am rechten Bein. Bei der Paracycling-Bahnweltmeisterschaft in Apeldoorn will sich die Dachauerin nun den Traum vom WM-Gold erfüllen.

Das Lachen ist ausgelassen, die Hände ruhig, die Antworten klar und präzise formuliert. Noch ist Denise Schindler keine Aufregung anzumerken. "Es kommt eine gewisse Routine 'rein, aber kurz vor dem Wettkampf schlägt das Herz dann schneller, es kribbelt überall und die Aufregung steigt. So eine WM ist immer etwas ganz Besonderes."

Im Fitnessstudio hat alles angefangen

Seit mehr als fünf Jahren ist Denise Schindler im Rad-Profisport zu Hause und hat schon eine paralympische Silbermedaille in der Verfolgung und zwei Weltcupsiege in der Tasche. Seit sie im Alter von zwei Jahren auf dem Glatteis ausrutschte und unter die Straßenbahn kam, trägt sie eine Prothese am rechten Bein. Einen Sport, den sie damit ohne Probleme ausüben konnte, fand die Dachauerin erst 2010. "Im Fitnessstudio hat alles mit einem Spinningrad angefangen. Durch viel Glück habe ich es dann sogar bis zur Olympiade 2012 geschafft."

Jetzt steht die nächste Herausforderung für die Radrennfahrerin an. Bei der Paracycling-Bahnweltmeisterschaft in Apeldoorn, die von 26. bis 29. März stattfindet, will sie sich den Traum von WM-Gold auf der Bahn erfüllen. Sie hat viel dafür getan.

"Ich fühle mich gut vorbereitet, im Winter habe ich oft auf der Bahn trainiert und bin fast täglich im Dachauer Hinterland meine Lieblingsstrecken gefahren. Nach dem Trainingslager bin ich jetzt topfit." Die Weichen sind also gestellt für eine erfolgreiche WM. Aber das Niveau steigt stetig und auch die Konkurrenz schläft nicht. "Es kommt letztlich darauf an, was die Konkurrenz macht. Meine Dauerkonkurrentin Jamie Whitemore zu knacken, ist immer eine harte Nuss", räumt Schindler ein.

Das Ziel ist das Treppchen

Am Donnerstag, 26. März, findet als erster Wettkampf der 500-Meter-Sprint statt. Nicht gerade ihre Paradedisziplin, aber aufs Treppchen will sie trotzdem. "Ich bin eher eine Langdistanzlerin, aber wenn ich mich lange aufwärme, schaffe ich es auch hier, meine Leistung zu bringen." Die Langdistanz findet dann an Tag zwei statt.

Hier verfolgen die Rennradlerinnen drei Kilometer lang ihre Konkurrentin, um deren Zeit zu unterbieten. In der Qualifikation am Morgen will Schindler alles geben, um ins Finale einzuziehen. "Das Finale wird hart, weil man das Vorrennen noch in den Beinen hat, aber mein Motto ist ja nicht ohne Grund: Get ready to rumble - this time I will win!" Am Freitagabend steht dann fest, ob Denise Schindler als Weltmeisterin nach Dachau zurückkehrt.

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Quelle:
SZ vom 23.03.2015 / koja
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