Pandemie:Corona-Ausbruch im Franziskuswerk

19 Bewohner sind infiziert. Die Einrichtung sucht nach der Lücke im Hygienesystem.

Von Christiane Bracht, Röhrmoos/Dachau

Im Franziskuswerk in Schönbrunn, einer großen Behinderteneinrichtung, ist erneut das Coronavirus ausgebrochen. 19 Bewohner aus vier Wohngruppen haben sich infiziert, berichtet Geschäftsleiterin Michaela Streich, die zugleich auch Vorstand der Viktoria-von-Butler-Stiftung ist. "Wir sind total geschockt." Der Großteil der Erkrankten ist deutlich unter 60 Jahren, einer musste in die Dachauer Klinik gebracht werden. Die übrigen hätten jedoch "milde Verläufe", so Streich. Manche seien sogar "quietschfidel". Die Sorge um die positiv Getesteten ist dennoch groß, nicht nur bei Streich, auch bei den Mitarbeitern.

Ans Licht kam der Corona-Ausbruch durch Reihentests. Seit der ersten Infektionswelle im Franziskuswerk im April, bei der sich etwa 100 Bewohner und Mitarbeiter mit dem Virus ansteckten, müssen sich die Mitarbeiter mindestens zweimal pro Woche testen lassen. Die Bewohner werden einmal die Woche überprüft. "Da sieht man, wie wichtig das ist, denn die Mitarbeiter, die positiv getestet wurden, fühlten sich nicht krank", sagt Streich. Am 5. Januar sei der erste Mitarbeiter mit Covid-19 entdeckt worden, danach bei jedem Test ein anderer aus dem Dienst ausgeschieden. Drei Beschäftigte hätten sich bei der Arbeit infiziert. Jetzt suche man akribisch nach der Lücke im Hygienesystem, so die Geschäftsleiterin, um künftig noch besser gewappnet zu sein. Denn eigentlich hätte nichts passieren dürfen, sagt sie: Die Mitarbeiter müssen alle Masken tragen, sich desinfizieren, Abstand halten und manche sogar Schutzkleidung anziehen. "Es erstaunt uns, wie schnell sich ein Infektionsherd ausbreitet."

Massiver Personalmangel

Die etwa 25 Mitbewohner der Erkrankten sind nun in Quarantäne. Jeder muss allein auf seinem Zimmer bleiben. Kontakte untereinander sind verboten. Für die Betreuer ist das eine große Herausforderung, denn nicht alle verstehen das. "Man muss es ihnen immer wieder erklären", sagt Streich.

Durch die aktuelle Corona-Situation herrscht nun auch massiver Personalmangel im Franziskuswerk. Zwar seien nur wenige Mitarbeiter ausgefallen, aber eine zusätzliche Station zu betreuen, während man gleichzeitig noch Mitarbeiter für das hauseigene Testzentrum und die Impfstation brauche, sei schwierig. "Ich habe bereits beim Pflegepool angefragt", sagt die Geschäftsführerin. Ob sie von dort nun zusätzliches Personal bekommen kann, ist noch unklar. Betreuer, die eigentlich für Förder- und Werkstätten engagiert seien, helfen bereits aus, so Streich.

Unterdessen wird kräftig geimpft. Im Franziskuswerk haben in dieser Woche 215 Hochbetagte und ihre Betreuer eine Spritze bekommen. Landkreisweit sind inzwischen mehr als 2500 Personen gegen Covid-19 geimpft worden. Bis Ende nächster Woche kommen weitere gut 800 Menschen mit höchster Priorität dazu, so das Gesundheitsamt. Die Termine sind bereits vereinbart. Ab sofort kann man sich nur noch per Internet unter www.impfzentren.bayern registrieren oder per Telefon unter 116117 (montags bis samstags von 9 bis 13 Uhr). Die automatisierte Terminzuteilung beginnt im Landkreis frühestens am 25. Januar. Wer in Dachau, Petershausen oder östlich davon wohnt, wird in der Kreisstadt geimpft, die Leute aus den westlichen Gemeinden bis Altomünster in Karlsfeld. Eine Wahl gibt es nicht.

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