Palsweiser Moos bei Bergkirchen:Bedrohtes Naturjuwel

Staatliche Fördermittel für das Palsweiser Moos laufen Ende des Jahres aus. Eine Verlängerung ist noch unsicher. Naturschützer wie Roderich Zauscher sorgen sich um die Zukunft der artenreichen Moorlandschaft

Von Horst Kramer, Bergkirchen

Die Sonne scheint schräg zwischen den Büschen und Bäumen in das urtümliche Gelände. Die Brache neben dem Wäldchen ist tiefschwarz, einige Weiden und Birken schlagen Wurzeln in einen Tümpel. Eigentlich sollte der Boden Ende Februar gefroren sein, doch es schwebt kniehoher Nebel über dem feuchten Terrain. Ein Bussard gleitet zwischen den Stämmen hindurch und lässt sich hoch oben auf einem Ast nieder. Es könnte sich um einen Wespenbussard handeln, sein Vorkommen hier im Palsweiser Moos ist belegt. "Das Palsweiser Moos ist die letzte größere Niedermoorlandschaft in der Münchner Schotterebene, die noch verblieben ist", erklärt Roderich Zauscher, der Kreisgruppenchef des Bund Naturschutz (BN). Er macht sich große Sorgen um die Zukunft der Naturfläche.

Vermutlich würde es das Naturjuwel ohne das Engagement des Dachauer BN gar nicht mehr geben. Seit bald acht Jahren engagieren sich die Naturschützer im Palsweiser Moos. Sie haben Flächen aufgekauft und kümmern sich um die Pflege - eines der vielen Projekte, die dank des Erbes des Karlsfelder Naturfreunds Josef Koller (1942 - 2010) möglich wurden. Doch nun laufen staatliche Fördermittel, welche Naturschützer für die Pflege des Palsweiser Mooses benötigen, Ende des Jahres aus. Die Verlängerung sei unsicher, sagt Zauscher. In der laufenden Periode wurden 445 000 Euro an Fördergeldern überwiesen. Weitere 55 000 Euro schoss der BN aus Spendeneinnahmen hinzu. Geld, das die Naturschützer dringend benötigen, um sich um das Palsweiser Moos zu kümmern. "Ohne eine Anschlussförderung ist das ganze Projekt gefährdet", sagt Zauscher, der wieder auf der Liste der Grünen für den Kreistag kandidiert. "Auch deswegen freuen wir uns immer über Spenden."

Palsweiser Moos bei Bergkirchen: Moorlandschaft: Das Palsweiser Moos ist ein Lebensraum für viele unterschiedliche Baum- und Tierarten.

Moorlandschaft: Das Palsweiser Moos ist ein Lebensraum für viele unterschiedliche Baum- und Tierarten.

(Foto: Toni Heigl)

Das Palsweiser Moos ist ein freistaatlich anerkanntes Biodiversitätsprojekt, bei dem die Gemeinde Bergkirchen, der BN und der Landschaftspflegeverband Hand in Hand arbeiten. Es umfasst rund 7,4 Quadratkilometer zwischen der Autobahn A8 und der Bundesstraße B471 und der Grenze zum Nachbarlandkreis Fürstenfeldbruck. Dort schließt sich das Fußbergmoos an. Das Projektgebiet auf Dachauer Seite umfasst derzeit rund zwölf Hektar. Für weitere zehn Hektar bestehen Pflegevereinbarungen. Auf der Brucker Seite betreut die dortige Gruppe des Landesbunds für Vogelschutz ein rund doppelt so großes Areal in einem Schwesterprojekt. Beide Vorhaben werden von den Naturschutzbehörden in ihren Landkreisen sowie von der übergeordneten Behörde bei der Regierung von Oberbayern unterstützt.

Zauscher zählt einige der zahlreichen bedrohten Arten auf, die hier einen Rückzugsraum gefunden haben: die Kreuzotter etwa oder der Laubfrosch - beide gelten als "stark gefährdet" - äußerst seltene Schmetterlingsarten wie der Wiesenkopf-Ameisenbläuling und der Randring-Perlmuttfalter oder auch bedrohte Heuschreckenarten wie der Sumpfgrashüpfer oder die große Goldschnecke. Hier gibt es auch Singvögel, die man sonst nirgendwo mehr hört, wie der Baumpieper, der hier brütet und dessen Gesang ein ungeübtes Ohr mit dem Feldlerchen-Trällern verwechseln kann, oder der Raubwürger, bei dem lediglich Insekten um ihr Leben fürchten müssen - er ist nur Spatzen-groß. Beides Arten, die auf der Roten Liste als "vom Aussterben bedroht" aufgeführt sind. Selbst die gleichfalls hoch gefährdete Bekassinne, ein Schnepfenvogel mit einem sehr langen gebogenen Schnabel, wurden hier schon gesichtet.

Palsweiser Moos bei Bergkirchen: Sorgt sich um die Zukunft des Palsweiser Mooses: Roderich Zauscher.

Sorgt sich um die Zukunft des Palsweiser Mooses: Roderich Zauscher.

(Foto: Toni Heigl)

Kürzlich habe er dreißig Silberreiher auf einer Sumpfwiese entdeckt, erzählt Zauscher. "Eine wichtige Rolle spielt der Biber für das Moos. Er schafft Lebensräume für viele Tiere und Pflanzen." Deswegen sei es mit dem einen oder anderen benachbarten Landwirt schon zu Diskussionen gekommen. Doch im Großen und Ganzen habe sich ein positives Nebeneinander entwickelt. Nicht zuletzt, weil der BN bei der Suche nach Ausgleichsflächen mithilft. Einige Bauern kümmern sich sogar um die Mahd einiger Streuwiesen. Gegen Entgelt plus Streugut, wie Zauscher klarstellt.

Es bleibt noch viel zu tun. Und deshalb hoffen die Naturschützer um Roderich Zauscher, dass die staatliche Förderung für das Palsweiser Moos für die kommenden Jahre verlängert wird. Andernfalls ist die Naturfläche bedroht. "Wir wollen uns bemühen, weitere Parzellen zu erwerben und dem Kiebitz Bruträume anzubieten", zählt Zauscher auf. Er freut sich schon auf den Frühling und Sommer, wenn das Palsweiser Moos seine herbe Schönheit entfaltet. Dann blühen hier seltene Blumen wie die Sibirische Schwertlilie oder die Prachtnelke. Vogelgezwitscher ist zu hören, das man andernorts schon seit Jahrzehnten nicht mehr vernommen hat. Zauscher empfiehlt die Exkursionen, die der BN jedes Jahr im Juli anbietet. "Dann stört man weder die Tiere noch zerstört man Lebensräume. Unsere Expertinnen und Experten wissen interessante Geschichten zu fast jedem Grashalm zu berichten."

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