Süddeutsche Zeitung

Palsweiser Moos:Unbekannter zerstört Biberdamm

Der Dachauer Bund Naturschutz erstattet Anzeige. Der Kreisvorsitzende Roderich Zauscher ist empört und sagt: "Das schadet der Natur und dem Klima."

Von Alexandra Vettori, Bergkirchen

Seit Jahren bemühen sich Umweltschützer um die Wiedervernässung von Teilen des Palsweiser Mooses, der Titel des Biodiversitäts-Projektes lautet "Naturjuwel". Als ein solches wird das Palsweiser Moos bezeichnet, weil sich hier trotz Abtorfung und Trockenlegungen ein relativ großes zusammenhängendes Niedermoorgebiet erhalten hat. Zusammen mit dem angrenzenden Fußbergmoos im Landkreis Fürstenfeldbruck sind es immerhin gut 700 Hektar.

Der Ansicht, dass ein solches Naturjuwel auch gepflegt oder gar renaturiert werden sollte, sind aber nicht alle hier. Der Mensch zum Beispiel, der vermutlich vor gut einer Woche einen Biberdamm im Augraben zerstört hat, ist mutmaßlich anderer Meinung. "Die Landnutzer glauben immer noch, dass mit einem Biberdamm die Wiesen feucht werden, das stimmt aber nicht unbedingt. Und den Weg kann der Biber auch so untergraben, dazu braucht er keinen Damm. Es macht also einfach keinen Sinn, den Damm zu zerstören", sagt Roderich Zauscher, der Dachauer Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz.

Mit einem Traktor oder Mini-Bagger ist der Täter gekommen

Mehr oder weniger durch Zufall hat Zauscher den Naturfrevel entdeckt, er war mit einem Filmteam des Bayerischen Fernsehens im Palsweiser Moos unterwegs, man drehte einen Beitrag über das Biodiversitäts-Projekt. "Wir sind hierher gefahren, weil sie sehen wollten, wie ein Graben nicht ausschauen soll", sagt Zauscher und zeigt auf das schnurgerade Gewässer, das sich weit eingetieft hat. Es speise sich bereits aus dem Grundwasser, der Graben liege schon unter dem Kies, so Zauscher und fügt an: "Wir haben schon mehrere Anträge auf Höherlegung des Augrabens gestellt."

Der Biber hätte genau dafür jetzt mit seinem Damm gesorgt. Der Wasserstand dahinter sei ein wenig höher gewesen, das sei ökologisch von großem Vorteil, erklärt Zauscher: "Mit der Stauung wird der Torfkörper nass gehalten, so kann kein Kohlendioxid austreten, und durch die langsamere Strömung hinter dem Damm wird Lebensraum für Insekten, vor allem Libellen und Fische geschaffen", erklärt Zauscher. "Das wäre gut für die Natur und für das Klima." Jetzt aber, da die Äste und Zweige des Dammes in einem Haufen am Ufer liegen, fließt das Wasser wieder ungehindert und schnell ab.

Wie der Unbekannte den Damm zerstört hat, lassen die grobstolligen Reifenspuren gleich daneben erahnen. Mit einem Traktor oder Mini-Bagger ist er gekommen und hat den Damm einfach aus dem Graben gezerrt. Roderich Zauscher ist schon bei der Dachauer Polizei gewesen und hat Anzeige erstattet. Auch der Biberberater der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Dachau ist informiert, schließlich ist die Zerstörung eines Biberdammes verboten. Wer einen Damm beseitigen, absenken oder drainieren möchte, benötigt eine Genehmigung, die nur in begründeten Ausnahmefällen erteilt wird.

Ein solcher, da ist Roderich Zauscher ganz sicher, besteht an der fraglichen Stelle des Augrabens nicht. "Hier handelt es sich meiner Meinung nach einfach um Rechthabenwollen. Manche Grundbewirtschafter haben immer noch das Gefühl: Wir dürfen machen, was wir wollen, wie wir es schon immer gemacht haben." Das Gefühl hat aber offenbar auch der Biber am Augraben. Wie deutlich zu sehen ist, hat er mit dem Neubau des Dammes schon wieder begonnen.

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