Antisemitischer Brauch:Ignorant und borniert

Antisemitischer Brauch: Im Landkreis Dachau fanden in diesem Jahr zehn der sogenannten Judasfeuer statt.

Im Landkreis Dachau fanden in diesem Jahr zehn der sogenannten Judasfeuer statt.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Wie Dachauer CSU-Politiker die antisemitischen "Judasfeuer" verteidigen, grenzt an einen Skandal. Will sich die CSU das kurz vor der Landtagswahl leisten?

Kommentar von Helmut Zeller, Dachau

Es wird - vielleicht - spannend: Wollen sich die CSU und ihr Ministerpräsident Markus Söder fünf Monate vor der Landtagswahl das wirklich leisten: dass in Dachau ihr Landrat und ein Bürgermeister ihrer Partei derart ignorant und borniert mit dem verbreiteten antisemitischen Brauch der "Judasfeuer" umgehen? Dem Antisemitismusbeauftragten des Freistaates, Ludwig Spaenle (CSU), machen die Vorgänge im Landkreis Bauchschmerzen. Gerade hat er doch erklärt, dass das jüdische Leben nach der Shoah in Bayern ein Zentrum findet. Wohl nicht, wenn es im Freistaat Landkreise gibt, in denen zu Ostern Puppen, die "den Juden" symbolisieren, brennen. Landrat Stefan Löwl verschanzt sich hinter der Bürokratie: Im Genehmigungsverfahren für die "Judasfeuer" spielten die historischen Hintergründe keine Rolle - dann kann man auch gegen einen historischen NSDAP-Maskenball nicht vorgehen.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusExklusivAntisemitismus
:"Hier gilt es, Wissen gegen Judenhass zu vermitteln"

Insgesamt 36 sogenannte Judasfeuer hat die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus in diesem Jahr in acht oberbayerischen und schwäbischen Landkreisen registriert, die meisten davon in Gemeinden des Landkreises Dachau.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: