Ortsentwicklung:Ein Mix für die Ortsmitte

Ortsentwicklung: Die Ortsmitte von Petershausen mit dem Pertrichhof wird sich verändern. Dort sollen nicht nur Wohnungen, sondern auch Läden und Büros entstehen.

Die Ortsmitte von Petershausen mit dem Pertrichhof wird sich verändern. Dort sollen nicht nur Wohnungen, sondern auch Läden und Büros entstehen.

(Foto: Toni Heigl)

Der Bauausschuss des Petershausener Gemeinderats lehnt den Antrag des Eigentümers ab, auf seinem Grundstück nur Wohnungen zu errichten.

Von Petra Schafflik, Petershausen

In der Ortsmitte von Petershausen tut sich was: Nachdem eine umfassende Bauleitplanung für zwei zentrale Flächen mitten im Dorf gescheitert war, entwickeln jetzt die Grundeigentümer nach und nach eigene Konzepte. Schon im Mai hat der Bauausschuss eine Voranfrage für das Areal gegenüber dem Pertrichhof verabschiedet. Dort könnten zwei dreigeschossige Gebäude entstehen. Nun beriet das Gremium über einen Bauantrag für das andere Ortsmitte-Grundstück, das an der Ecke Jetzendorfer-/Indersdorfer Straße liegt, direkt gegenüber dem Café Kloiber. Dort möchte der Eigentümer ein zweigeschossiges Mehrfamilienhaus errichten. Doch der vorgelegte Bauplan wurde jetzt nicht akzeptiert. Eine knappe Mehrheit der Gemeinderäte möchte, dass in dieser zentralen Lage neben Appartements auch Läden oder Büros entstehen. So einen Mix aus Wohnen und Gewerbe hat auch der gescheiterte Bebauungsplan vorgesehen. Und an diesem Ziel möchte man festhalten.

Nachdem eine übergreifende Planung in der Ortsmitte nie zustande gekommen ist, werden alle Ideen und Vorschläge der Grundeigentümer danach beurteilt, wie sie sich ins vorhandene Umfeld einfügen. Nach diesem "Einfüge-Gebot" passt ein 16 mal zwölf Meter großes Gebäude, wie es nun geplant ist, durchaus auf das Eckgrundstück. Eher ist es so, dass ein Haus das Baurecht gar nicht ausnutzt und später durchaus noch ein zweites Gebäude dort Platz finden könnte. Konfliktstoff ergibt sich aber aus der geplanten Nutzung. Denn im Umkreis finden sich, wie in einem Dorf- oder Mischgebiet üblich, in den Häusern überall auch Gewerbeflächen. Doch im jetzt geplanten Gebäude möchte der Bauherr nur Wohnungen errichten. Das hat damit zu tun, erläuterte Bürgermeister Marcel Fath (FW), dass bei Mehrfamilienhäusern zwingend auch barrierefreie Wohnungen gebaut werden müssen.

Eine Frage des Geldes

Konkret schreibt die Bayerische Bauordnung vor, Gebäude mit mehr als zwei Wohnungen so zu bauen, dass die Appartements eines Geschosses barrierefrei erreichbar sind. Beharrt die Gemeinde nun auf Gewerbeflächen, die üblicherweise im Erdgeschoss angelegt werden, muss der Bauherr einen Aufzug einbauen, um barrierefreie Wohnungen zu schaffen. Ohne Gewerbe könnten dagegen behindertengerechte Appartements ohne technische Hilfsmittel im Parterre untergebracht werden. Das wäre viel kostengünstiger, denn ein Lift in einem kleinen Gebäude ist unverhältnismäßig teuer. Soll zugunsten höherer Wirtschaftlichkeit für den Investor auf Gewerbe verzichtet werden? Vom Landratsamt habe es unterschiedliche Einschätzungen gegeben, ob so eine Ausnahme zulässig sei, erklärte der Bürgermeister. Andererseits möchte Fath den Grundbesitzer nicht mit Auflagen gängeln, der durch das langwierige, ergebnislose Bebauungsplanverfahren "schon genug belastet wurde."

Nicht alle Gemeinderäte sehen das so. "Ich tendiere dazu, auf dem Gewerbe zu bestehen. Sonst schaffen wir einen Präzedenzfall für das Grundstück vis-à-vis", sagte Wolfgang Stadler (SPD). Tatsächlich legt für die größere Fläche im Zentrum die genehmigte Bauvoranfrage nur Lage und Größe der Baukörper fest. Ob Wohnungen oder Gewerbe darin unterkommen sollen, wird erst bei der Bauplanung klar, die aber noch aussteht. Deshalb warnte auch Andrea Stang (FW): "Wir müssen alle gleich behandeln." Auch Josef Gerer möchte sich an dem orientieren, "was wir ursprünglich im Bebauungsplan wollten, nämlich auch Gewerbe, und zwar hüben wie drüben." Diese Argumente überzeugten: Mit dem Bürgermeister wollten nur Andrea Stang, Günter Rapf (beide FW) und Jürgen Junghans (CSU) das reine Wohnhaus im Ortszentrum genehmigen. Mit der knappen Mehrheit von fünf Stimmen aus allen Fraktionen wurde der Bauantrag abgelehnt.

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