Ordnung:Wie sieht's denn hier aus?

Der Sitzungssaal im Rathaus bekommt auf einen Stadtratsanstrag hin wieder mehr Gemälde

Von Viktoria Großmann, Dachau

Früher hingen im alten Sitzungssaal im Rathaus von Dachau "Churfürsten" und andere Ehrwürdige gemalterweise an der Wand und schauten den Stadträten beim Sitzen zu. Manchmal mögen die Stadträte fragend, suchend oder gelangweilt zurück geblickt haben. Allein, zur inneren Sammlung oder zum Zeitvertreib bleibt heute fast nur noch der Blick aus dem Fenster und den Altstadtberg hinunter, denn die Bilder der Ehrwürdigen sind nach und nach verschwunden.

Genauer gesagt, schon seit 2007. Es ist ein Anliegen also nicht erst des jungen, sondern auch des alten Oberbürgermeisters gewesen, dass man mit der Zeit zu gehen habe und das heißt: Beamer statt Gemälde. Arbeitsvorlage statt Deko. Diese Verwandlung der Wände im alten Sitzungssaal treibt FW-Stadtrat Edgar Forster schon lange um, im Februar erkundigte er sich in einem Stadtratsantrag nach dem Verbleib der Gemälde und wünschte eine Wiederherstellung. Besonders das Bild des Kurfürsten Max Emanuel, das ist der, welcher das Schloss zu seinem heutigen Aussehen umbauen ließ und der auch sonst einen Narren an Dachau gefressen hatte, das fehlt Forster.

Und das wird es auch weiterhin. Oberbürgermeister Florian Hartmann hat mit Hilfe des Kulturamtsleiters Tobias Schneider und Museenleiterin Elisabeth Boser eine Antwort auf Forsters Anliegen gefunden. Zunächst stellt er jedoch fest, dass sich am von Forster beklagten "trostlosen" Zustand in den vergangenen neun Jahren schon nichts mehr geändert habe. "Im Zuge der technischen Neuausstattung des Alten Sitzungssaals (Beamer, Projektionstafel, Pinnwand für Pläne) wurden schrittweise von den ehemals zehn im Saal befindlichen Gemälden drei Gemälde abgehängt und ein weiteres (Bürgermeister Lumberger) als Dauerleihgabe an das Bezirksmuseum ausgeliehen", heißt es in einer Antwort auf den Antrag vom 11. Februar.

Fazit: Max Emanuel bleibt im Depot. Er ist zu groß für das bisschen verbleibenden Platz zwischen den Fenstern. Da sollen nun zwei andere Gemälde aufgehängt werden, die historische Ansichten Dachaus um etwa 1900 zeigen. Schneider und Boser haben sie gemeinsam aus der Sammlung im Depot der Gemäldegalerie ausgewählt.

Wem das nicht historisch genug ist, dem bleibt immer noch der Blick an die Decke: Die Kassettendecke soll aus dem Schloss stammen. Diese Vermutung stellte 1904 der Münchner Architekt Emanuel Seidl auf. Laut ihm hatte man die Täfelung Anfang des 19. Jahrhunderts aus dem Schloss ins Rathaus gebracht. Als es 1934 abgerissen und neu erbaut wurde, bewahrte man die Elemente auf und setzte sie im neuen Gebäude wieder ein, wobei an den Rändern ein bisschen nachgestückelt werden musste, weil die Decke nun größer war. Ob Max Emanuel das gefallen hätte, darüber können die Stadträte in stillen Sitzungsminuten beim Blick an die leere Projektionswand oder aus dem Fenster spekulieren.

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